Gast_43503
Guest
Bekantlich bin ich kein großer Freund von "Reviews", weil damit viel Schindluder getrieben wird. Hier wird immer wieder über Stativtestverfahren geredet, machen wir mal einen Anfang, und zwar rein aus der Perspektive der praktischen Anwendung.
Falls es Vorschläge oder Ergänzungswünsche zum Testverfahren gibt laßt es mich wissen! Aber laßt uns mit dem Thema mal sachlich umgehen!
Ich habe eine längere Stativgeschichte hinter mir.
Am Anfang war das Velbon, das klassische Alustativ in den 70ern, 75 DM, habe ich seit 1978 benutzt.
Dann fing ich vor etwa 10 Jahren u.a. mit langen Brennweiten und Landschaften an, und etwas besseres mußte her.
Nach einem kurzen Intermezzo mit einem Wolf Holzstativ, bei dem am ersten Tag eine Beinschelle brach und das umgehend mit Dank zurückgegeben wurde, kam das nächste "Lebensabschnittsstativ", ein gebrauchtes Berlebach, das immer seinen Dienst tat, aber ein bißchen schwer und sperrig für den Transport auf dem Fahrrad war, es hatte etwa 3,5 kg. Das war ein gut überlegter Kauf nachdem ich mir viele - sehr viele - andere Stative genauer angesehen hatte.
Zwischendrin hatte ich auch noch ein Cullmann 525M, das war eigentlich ein Verlegenheitskauf, weil ich weit weg von zuhause war und dringend ein Stativ brauchte, ein Spontankauf in einem kleinen Fotogeschäft in der Dresdner Neustadt (mit top Beratung übrigens). Das Stativ war nicht das leichteste, aber ich habe es parallel zum Berlebach als "Reisestativ" benutzt.
In einem Anfall von Wahnsinn und angesichts eines größeren Architekturauftrags brauchte ich vor einem Jahr ein höheres Stativ, es wurde ein Gitzo 3541XLS, bombenstabil, keine Mittelsäule, bis knapp 2 Meter hoch, dennoch nur 2kg schwer. Das ist eine gute Referenz, um jedes andere Stativ zu vergleichen, denn es ist auch für lange Brennweiten und schwere Ausrüstungen gut geeignet und daher für normale Ausrüstungen schon überdimensional stabil. Über den Preis reden wir lieber nicht...
Eigentlich suche auch ich schon länger ein kleines, leichteres Immer-dabei-Stativ für die Fahrradsaison, meist auch "Reisestativ" genannt - also das, wonach hier immer gefragt wird. Die Faulheit hat bisher gegen diesen Gedanken gesiegt.
Unter dem Begriff "Reisestativ" wird bekanntlich viel Mist verkauft, vor allem, wenn es auch noch billig sein soll. Viele dieser Stative sehen aus wie Gitzos, sind aber das Gegenteil aller guten Eigenschaften der Edelstative. Ich habe auf zwei Messen die Stände so ziemlich jedes Stativherstellers besucht und habe gestaunt, wie schrecklich die Qualität teilweise ist. Der unangenehmste Gedanke dabei ist der Gestank von den Griffstücken an den Beinen, die an manchem Stand davon kündeten, daß billige Weichmacher bei billigen Stativen scheinbar immer dazugehören (nebenbei sind diese Chemikalien gesundheitsschädlich bei Hautkontakt...).
Eine Bekannte von mir wollte sich auch eines anschaffen, und sie hatte sich schon auf das "Velbon Ultra Rex-i L" fokussiert, weil das winzige Packmaß und der günstige Preis es ihr angetan haben. Wir kamen überein, daß ich das Ding für sie kaufe, ein paar Tage damit herumspiele und es ihr dann übergebe.
Gesagt, getan. Im nachfolgenden lest Ihr einen kritischen und mit eigenen Versuchen garnierten "Test" eines preiswerten Stativs. Als Referenz diente das fünf mal teurere und bedeutend größere Gitzo.
-----
Die technischen Daten:
Packmaß: 36 cm ohne Kopf
Höhe: 138,5 / 162,5 cm ohne/mit Mittelsäule
Beinsegmente: 5
Schenkelanschläge: 3
Maximale Belastung: 6 kg
Empfohlene Belastung: 4 kg
Material: Aluminium
Gewicht: 1300 Gramm, 1250 Gramm mit der Kurz-Mittelsäule (die lange benutze ich eh nicht)
Testverfahren
Das Wesentliche an einem Stativ ist: es soll die Kamera und das Objektiv ruhig halten. Wenn es das nicht kann ist jedes andere Feature für die Katz. Daher habe ich mich sehr darauf konzentriert.
Ich habe mehrere Tests gemacht:
1. Auf der immer windigen Rathaus-Plattform in Mainz, und ich habe einen wirklich recht windigen Tag erwischt
2. In einem steppenähnlichen Naturschutzgebiet, da ist auch immer etwas Wind, außerdem ist der Boden alles andere als fest, da hat man den Eindruck, auf einem Teppich zu stehen.
3. Vom Balkon im 2. Stock an einem großen Platz an zwei Tagen mit zwei verschiedenen Objektiven, da ist es auch nicht windstill.
Um das Ergebnis nicht vom eingesetzten Stativkopf abhängig zu machen habe ich für den 2. und 3. Versuch zwei verschiedene verwendet:
- meinen kleinen und bewährten Allerwelts-Kugelkopf Cullmann 4.3 Magnesit mit dem eigenen Schnellwechselsystem als Vertreter der preiswerten Mittelklasseköpfe
- einen superstabilen Manfrotto 410 Getriebeneiger, der etwa so viel wiegt wie das Stativ
Mit der Ausrüstung war ich teilweise fast an der empfohlenen Belastungsgrenze des Stativs:
Getriebeneiger 1220 Gramm
EOS 5D Mark III - 950 Gramm
Canon 35-350L - 1385 Gramm
Zum Vergleich habe ich einige Aufnahmen mit dem Canon 4/300 L gemacht, IS abgeschaltet - 1190 Gramm
Gesamt: 3.555 Gramm bzw. 195 weniger - plus 100 Gramm für einen an der Kamera angebrachten L-Winkel
Die Aufnahmen habe ich (meist) so vorgenommen:
- Eine Aufnahme als Übersicht
- Eine Aufnahme mit kurzer Belichtungszeit und Offenblende
- Eine Aufnahme mit weit geschlossener Blende ohne SVA
- Eine Aufnahme mit weit geschlossener Blende mit SVA
Die Belichtungszeiten lagen immer zwischen 1/10 und 1/2 Sekunde, meist bei Blende 22.
Hier ein paar Vergleiche...
Die gesamte Aufnahme am Rathaus bei 35mm Brennweite mit 0,5 Sek. Belichtungszeit:
Zwei Ausschnitte nebeneinander in Lightroom, Vergrösserung 2:1, links ohne Spiegelvorauslösung, rechts mit.
Dieselbe Perspektive mit 350mm Brennweite, Vergrösserung nur 1:1:
Nochmal bei 35mm, die gesamte Aufnahme:
2:1 ohne und mit SVA:
Mit 350mm auf das Gebäude, 2:1:
Im Naturschutzgebiet:
Beide Aufnahmen mit SVA, links Kugelkopf, rechts Getriebeneiger, 2:1:
Auf dem Balkon, Übersicht bei 35mm:
Ausschnitt aus diesem Bild, links ohne SVA, rechts mit:
Bei 350mm...
Velbon mit Cullmann, ohne und mit SVA:
Dito mit Getriebeneiger:
Zum Vergleich Aufnahme vom Gitzo mit Getriebeneiger:
Am nächsten Tag ein Gegencheck mit dem 4/300,ich wollte herausfinden, ob es da einen Unterschied gibt, und das 4/300 ist einen Tick schärfer als das Zoom.
Velbon, Cullmann, ohne und mit SVA:
Gitzo mit Kugelkopf:
Gitzo mit Getriebeneiger:
Meine Erkenntnisse aus den Aufnahmen:
- Der Unterschied zwischen den Bildern, die ich mit dem Cullmann und dem Getriebeneiger gemacht habe, sind sehr gering.
- Wind macht dem Stativ wenig bis nichts aus.
- Die Spiegelvorauslösung ist beim Velbon mit zunehmender Brennweite sehr wichtig, unabhängig vom eingesetzten Kopf. Die Schwingungen kamen nicht, wie ich erwartet hatte, vom Kopf, sondern von den Beinen. Jenseits der 200mm kommt man an der SVA nicht vorbei, wenn man wirklich perfekt scharfe Bilder will, aber auch bei Aufnahmen mit viel kürzerer Brennweite kann man in 1:1 Unterschiede sehen.
- Ich habe mir das mal im Sucher angesehen. Wenn ich ein Bein festhalte - ja, mit der Hand - wird es im Sucher schon ruhiger. Ein Versuch bei dem ich den Gurt einer Fototasche so über den Kopf zog, daß die Tasche auf zwei Stativbeinen zu liegen kam, hat aber wenig Änderungen erbracht.
Also, ich resümiere mal kurz:
Das Ding ist gut und billig, hat aber Grenzen, die man kennen sollte: bei langen Teleobjektiven SVA einschalten, 3-5 Sekunden warten, dann erst auslösen (ist ja eigentlich nichts Neues).
+ Sehr kleines Packmaß
+ Voll ausgezogen ohne Mittelsäule relativ hoch, wenn man das Packmaß bedenkt.
+ Von der Mittelsäule kann man den längeren Teil abschrauben, wenn man sie eh nicht benutzt, das spart ein paar Gramm
+ Bewegt und verzieht sich beim Einrichten der Kamera kaum, was mich vor allem bei Teleaufnahmen und Architekturbildern stören würde. Es fühlt sich fast an, als würde man mit einem ausgewachsenen Stativ arbeiten.
+ Schwingt bei Wind sehr wenig.
+ Der Beinmechanismus ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber Auf- und Abbau des Stativs gehen extrem schnell.
+ Die Beine können so abgeklappt werden, daß man fast auf Bodenhöhe kommt. Offiziell sind es 9,5cm plus Kopf. Zwischen ganz oder gar nicht gibt es noch eine Zwischenstufe, die bei etwa 45 Grad mit einem vernehmlichen Klicken einrastet.
+ 10 Jahre Garantie, wobei nicht so recht klar ist, was diese umfaßt.
+ Tragetasche liegt bei, und die hat auch noch Platz für einen Stativkopf, wenn er nicht gerade die Ausmaße eines Getriebeneigers hat.
+ Der Hersteller ist lange am Markt.
- Die Benutzung der Mittelsäule ist wie bei fast allen Stativen weniger zu empfehlen.
- Mit langen Brennweiten >200mm ist die Spiegelvorauslösung und/oder eine Beschwerung des Stativs zu empfehlen
- Man kann die Höhe nur segmentweise verstellen, sowas wie 2/5 ist problemlos möglich, aber Feinabstufungen gehen nur über den Stativkopf.
Wie das Stativ auf- und abgebaut wird führt hier ein sehr gelassener Japaner vor, aber lieber den Ton abstellen, sonst droht ein Hirnschaden durch Fahrstuhlmusik:
http://www.youtube.com/watch?v=KGt3pOPqLFw
Falls es Vorschläge oder Ergänzungswünsche zum Testverfahren gibt laßt es mich wissen! Aber laßt uns mit dem Thema mal sachlich umgehen!
Ich habe eine längere Stativgeschichte hinter mir.
Am Anfang war das Velbon, das klassische Alustativ in den 70ern, 75 DM, habe ich seit 1978 benutzt.
Dann fing ich vor etwa 10 Jahren u.a. mit langen Brennweiten und Landschaften an, und etwas besseres mußte her.
Nach einem kurzen Intermezzo mit einem Wolf Holzstativ, bei dem am ersten Tag eine Beinschelle brach und das umgehend mit Dank zurückgegeben wurde, kam das nächste "Lebensabschnittsstativ", ein gebrauchtes Berlebach, das immer seinen Dienst tat, aber ein bißchen schwer und sperrig für den Transport auf dem Fahrrad war, es hatte etwa 3,5 kg. Das war ein gut überlegter Kauf nachdem ich mir viele - sehr viele - andere Stative genauer angesehen hatte.
Zwischendrin hatte ich auch noch ein Cullmann 525M, das war eigentlich ein Verlegenheitskauf, weil ich weit weg von zuhause war und dringend ein Stativ brauchte, ein Spontankauf in einem kleinen Fotogeschäft in der Dresdner Neustadt (mit top Beratung übrigens). Das Stativ war nicht das leichteste, aber ich habe es parallel zum Berlebach als "Reisestativ" benutzt.
In einem Anfall von Wahnsinn und angesichts eines größeren Architekturauftrags brauchte ich vor einem Jahr ein höheres Stativ, es wurde ein Gitzo 3541XLS, bombenstabil, keine Mittelsäule, bis knapp 2 Meter hoch, dennoch nur 2kg schwer. Das ist eine gute Referenz, um jedes andere Stativ zu vergleichen, denn es ist auch für lange Brennweiten und schwere Ausrüstungen gut geeignet und daher für normale Ausrüstungen schon überdimensional stabil. Über den Preis reden wir lieber nicht...
Eigentlich suche auch ich schon länger ein kleines, leichteres Immer-dabei-Stativ für die Fahrradsaison, meist auch "Reisestativ" genannt - also das, wonach hier immer gefragt wird. Die Faulheit hat bisher gegen diesen Gedanken gesiegt.
Unter dem Begriff "Reisestativ" wird bekanntlich viel Mist verkauft, vor allem, wenn es auch noch billig sein soll. Viele dieser Stative sehen aus wie Gitzos, sind aber das Gegenteil aller guten Eigenschaften der Edelstative. Ich habe auf zwei Messen die Stände so ziemlich jedes Stativherstellers besucht und habe gestaunt, wie schrecklich die Qualität teilweise ist. Der unangenehmste Gedanke dabei ist der Gestank von den Griffstücken an den Beinen, die an manchem Stand davon kündeten, daß billige Weichmacher bei billigen Stativen scheinbar immer dazugehören (nebenbei sind diese Chemikalien gesundheitsschädlich bei Hautkontakt...).
Eine Bekannte von mir wollte sich auch eines anschaffen, und sie hatte sich schon auf das "Velbon Ultra Rex-i L" fokussiert, weil das winzige Packmaß und der günstige Preis es ihr angetan haben. Wir kamen überein, daß ich das Ding für sie kaufe, ein paar Tage damit herumspiele und es ihr dann übergebe.
Gesagt, getan. Im nachfolgenden lest Ihr einen kritischen und mit eigenen Versuchen garnierten "Test" eines preiswerten Stativs. Als Referenz diente das fünf mal teurere und bedeutend größere Gitzo.
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Die technischen Daten:
Packmaß: 36 cm ohne Kopf
Höhe: 138,5 / 162,5 cm ohne/mit Mittelsäule
Beinsegmente: 5
Schenkelanschläge: 3
Maximale Belastung: 6 kg
Empfohlene Belastung: 4 kg
Material: Aluminium
Gewicht: 1300 Gramm, 1250 Gramm mit der Kurz-Mittelsäule (die lange benutze ich eh nicht)
Testverfahren
Das Wesentliche an einem Stativ ist: es soll die Kamera und das Objektiv ruhig halten. Wenn es das nicht kann ist jedes andere Feature für die Katz. Daher habe ich mich sehr darauf konzentriert.
Ich habe mehrere Tests gemacht:
1. Auf der immer windigen Rathaus-Plattform in Mainz, und ich habe einen wirklich recht windigen Tag erwischt

2. In einem steppenähnlichen Naturschutzgebiet, da ist auch immer etwas Wind, außerdem ist der Boden alles andere als fest, da hat man den Eindruck, auf einem Teppich zu stehen.

3. Vom Balkon im 2. Stock an einem großen Platz an zwei Tagen mit zwei verschiedenen Objektiven, da ist es auch nicht windstill.
Um das Ergebnis nicht vom eingesetzten Stativkopf abhängig zu machen habe ich für den 2. und 3. Versuch zwei verschiedene verwendet:
- meinen kleinen und bewährten Allerwelts-Kugelkopf Cullmann 4.3 Magnesit mit dem eigenen Schnellwechselsystem als Vertreter der preiswerten Mittelklasseköpfe

- einen superstabilen Manfrotto 410 Getriebeneiger, der etwa so viel wiegt wie das Stativ

Mit der Ausrüstung war ich teilweise fast an der empfohlenen Belastungsgrenze des Stativs:
Getriebeneiger 1220 Gramm
EOS 5D Mark III - 950 Gramm
Canon 35-350L - 1385 Gramm
Zum Vergleich habe ich einige Aufnahmen mit dem Canon 4/300 L gemacht, IS abgeschaltet - 1190 Gramm
Gesamt: 3.555 Gramm bzw. 195 weniger - plus 100 Gramm für einen an der Kamera angebrachten L-Winkel
Die Aufnahmen habe ich (meist) so vorgenommen:
- Eine Aufnahme als Übersicht
- Eine Aufnahme mit kurzer Belichtungszeit und Offenblende
- Eine Aufnahme mit weit geschlossener Blende ohne SVA
- Eine Aufnahme mit weit geschlossener Blende mit SVA
Die Belichtungszeiten lagen immer zwischen 1/10 und 1/2 Sekunde, meist bei Blende 22.
Hier ein paar Vergleiche...
Die gesamte Aufnahme am Rathaus bei 35mm Brennweite mit 0,5 Sek. Belichtungszeit:

Zwei Ausschnitte nebeneinander in Lightroom, Vergrösserung 2:1, links ohne Spiegelvorauslösung, rechts mit.

Dieselbe Perspektive mit 350mm Brennweite, Vergrösserung nur 1:1:

Nochmal bei 35mm, die gesamte Aufnahme:

2:1 ohne und mit SVA:

Mit 350mm auf das Gebäude, 2:1:


Im Naturschutzgebiet:

Beide Aufnahmen mit SVA, links Kugelkopf, rechts Getriebeneiger, 2:1:

Auf dem Balkon, Übersicht bei 35mm:

Ausschnitt aus diesem Bild, links ohne SVA, rechts mit:

Bei 350mm...
Velbon mit Cullmann, ohne und mit SVA:

Dito mit Getriebeneiger:

Zum Vergleich Aufnahme vom Gitzo mit Getriebeneiger:

Am nächsten Tag ein Gegencheck mit dem 4/300,ich wollte herausfinden, ob es da einen Unterschied gibt, und das 4/300 ist einen Tick schärfer als das Zoom.
Velbon, Cullmann, ohne und mit SVA:

Gitzo mit Kugelkopf:

Gitzo mit Getriebeneiger:

Meine Erkenntnisse aus den Aufnahmen:
- Der Unterschied zwischen den Bildern, die ich mit dem Cullmann und dem Getriebeneiger gemacht habe, sind sehr gering.
- Wind macht dem Stativ wenig bis nichts aus.
- Die Spiegelvorauslösung ist beim Velbon mit zunehmender Brennweite sehr wichtig, unabhängig vom eingesetzten Kopf. Die Schwingungen kamen nicht, wie ich erwartet hatte, vom Kopf, sondern von den Beinen. Jenseits der 200mm kommt man an der SVA nicht vorbei, wenn man wirklich perfekt scharfe Bilder will, aber auch bei Aufnahmen mit viel kürzerer Brennweite kann man in 1:1 Unterschiede sehen.
- Ich habe mir das mal im Sucher angesehen. Wenn ich ein Bein festhalte - ja, mit der Hand - wird es im Sucher schon ruhiger. Ein Versuch bei dem ich den Gurt einer Fototasche so über den Kopf zog, daß die Tasche auf zwei Stativbeinen zu liegen kam, hat aber wenig Änderungen erbracht.
Also, ich resümiere mal kurz:
Das Ding ist gut und billig, hat aber Grenzen, die man kennen sollte: bei langen Teleobjektiven SVA einschalten, 3-5 Sekunden warten, dann erst auslösen (ist ja eigentlich nichts Neues).
+ Sehr kleines Packmaß
+ Voll ausgezogen ohne Mittelsäule relativ hoch, wenn man das Packmaß bedenkt.
+ Von der Mittelsäule kann man den längeren Teil abschrauben, wenn man sie eh nicht benutzt, das spart ein paar Gramm
+ Bewegt und verzieht sich beim Einrichten der Kamera kaum, was mich vor allem bei Teleaufnahmen und Architekturbildern stören würde. Es fühlt sich fast an, als würde man mit einem ausgewachsenen Stativ arbeiten.
+ Schwingt bei Wind sehr wenig.
+ Der Beinmechanismus ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber Auf- und Abbau des Stativs gehen extrem schnell.
+ Die Beine können so abgeklappt werden, daß man fast auf Bodenhöhe kommt. Offiziell sind es 9,5cm plus Kopf. Zwischen ganz oder gar nicht gibt es noch eine Zwischenstufe, die bei etwa 45 Grad mit einem vernehmlichen Klicken einrastet.
+ 10 Jahre Garantie, wobei nicht so recht klar ist, was diese umfaßt.
+ Tragetasche liegt bei, und die hat auch noch Platz für einen Stativkopf, wenn er nicht gerade die Ausmaße eines Getriebeneigers hat.
+ Der Hersteller ist lange am Markt.
- Die Benutzung der Mittelsäule ist wie bei fast allen Stativen weniger zu empfehlen.
- Mit langen Brennweiten >200mm ist die Spiegelvorauslösung und/oder eine Beschwerung des Stativs zu empfehlen
- Man kann die Höhe nur segmentweise verstellen, sowas wie 2/5 ist problemlos möglich, aber Feinabstufungen gehen nur über den Stativkopf.
Wie das Stativ auf- und abgebaut wird führt hier ein sehr gelassener Japaner vor, aber lieber den Ton abstellen, sonst droht ein Hirnschaden durch Fahrstuhlmusik:
http://www.youtube.com/watch?v=KGt3pOPqLFw