So, wie versprochen mein zweiter Post zu der schönen Stadt Krakow. Anders als angekündigt werde ich aber die nächsten Themen zusammenfassen, da ich glaube, dass ich sonst nur langweile

Also heute:
Die Altstadt, die Kirchen und Kazimierz
An die Burg Wawel schließt sich die Altstadt an, deren Zentrum der Platz Rynek Glowny ist. Von der Burg aus folgt man knapp 1 km der Ulica Grodzka, einer großen Magistrale, bis zu dem Platz. Der erste Eindruck ist: Hier ist im Krieg nicht so sehr viel zerstört worden - die Struktur, die grundlegende Bausubstanz und auch die Gestaltung der Gebäude (Stuck, Figürchen, alte Eingangstüren usw.) sind noch vorhanden. Der zweite Blick aber zeigt, dass hier in den letzten Jahrzehnten nicht sehr viel Geld für den Erhalt ausgegeben wurde (dies soll kein Vorwurf sein, die Ursache ist mir nicht bekannt und eine Schuldzuweisung liegt mir fern). Das - und das offenbart sich auf den dritten Blick - ändert sich jetzt aber gewaltig. Überall zwischendrin gibt es relativ aktuell restaurierte Gebäude. Viele Kirchen erstrahlen in aller Pracht (das war bei einem so gläubigen Land zu erwarten) und eine Reihe privater und öffentlicher Gebäude ist auch restauriert. Letzteres hatte ich weniger erwartet, weil öffentliche Verwaltungen ja weltweit ziemlich klamm sind. Eine Erklärung für diese Entwicklung ist vielleicht das fast schon allgegenwärtige Symbol für das Weltkulturerbe.
Schaut man sich unvoreingenommen vom Erhaltungszustand die Stadt an, kann man erahnen, dass Krakow einstmals ein sehr wohlhabendes Gemeinwesen war. Fast jedes Haus ist mit Stuck, Säulen, Figürchen und Wandgemälden geschmückt. Die Stilrichtungen gehen Richtung Barock und Klassizismus (ich bin allerdings nicht sehr stilsicher und kann auch daneben liegen). Einige Gebäude scheinen sogar noch älter zu sein.
Ich fühlte mich jedenfalls an Stadtbilder Italiens erinnert - Moment das konnte nicht nur die Architektur sein

Dann fiel es mir auf: Wie in Italien lebte das Flair der Stadt davon, dass fast in jedem Haus ein kleiner Laden war und dass diese Läden nicht in der Hand von großen Handelsketten sondern von kleinen Boutiquen und Läden waren, wie ich es aus vergleichbar großen Städten der Toskana kenne. Dazwischen kleinere und größere Restaurants ohne das dominante Auftreten von Fastfoodketten (klar gab es auch das Gasthaus zum güldenen Bogen, aber eben in einem alten Haus mit Altbau-Fassade). Dazu kam das Auftreten der Leute , eine gewisse Eleganz gepaart mit einem Quäntchen Selbstbewusstsein und Stolz. Man präsentiert sich auf der Straße und füllt damit die Stadt mit Leben. Unterstützt wird das durch das milde Klima, das tatsächlich fast mediterran ist (an verschiedenen Stellen haben wir Magnolienbäume blühen sehen). Auf den Straßen und insbesondere am zentralen Platz treten Straßenkünstler auf und vor den Restaurants stehen die Tische in der Sonne. Die Stadt ist wie gemacht für den ambitionierten Streetfotografen.
Wie schon erwähnt gibt es in der Stadt eine Reihe von Kirchen. Stilistisch gehen diese bis zur Gotik zurück und die große Marienkirche wird von einem Altar von Veit Stoß geschmückt und ist sowohl den Eintritt als auch die Mitnahme eines Statives wert.
Ein weiteres Highlight ist der Campus der Universität. Sie ist eine der ältesten Europas und hier wirkte schon Nicolaus Kopernikus. Die altehrwürdigen Gebäude sind noch erhalten und so manche englische Universitätsstadt kann nichts Besseres bieten. Das Collegium Maius kann besichtigt werden.
Um einen großen Teil der Altstadt steht auch heute noch die Stadtmauer. Sie ist zwar zum Teil mit den Gebäuden verwachsen, ihr Verlauf ist jedoch gut zu erkennen, da außerhalb der Mauer ein Grünstreifen die Altstadt umschließt. Die reichlich aufgestellten Bänke und verschiedene Cafes lassen diesen schmalen Bereich zu einer gern aufgesuchten Zone werden. Auch hier finden sich schöne Motive.
Zum Schluss möchte ich noch auf die ehemals selbständige Stadt Kazimierz zu sprechen kommen. Diese Stadt wurde unterhalb des alten Krakow in einer Weichselschleife von jüdischen Siedlern geschaffen und ist später in Krakow eingegliedert worden. Das gute Verhältnis zum polnischen Staat zeigt sich darin, dass der Name von dem polnischen König Kasimir als Name für diese Siedlung gewählt wurde. Trotz der Zersörung durch das Dritte Reich findet ein aufmerksamer Beobachter hier noch einige Spuren der jüdischen/jiddischen Kultur. Dies wird auch aktiv gefördert. Eine alte Synagoge ist wieder aufgebaut worden und dient heute als Museum. Auf dem davor gelegenen Platz gibt es eine Reihe kleiner Restaurants und Hotels, die mit ihrem Namen und mit ihrer Küche alte jiddische Traditionen erhalten. In einem der Hotels haben wir ein Kleczmer-Konzert besucht. Auch an anderen Stellen von Kazimierz finden sich ähnliche Restaurants. Eine Synagoge, Tempel Nowa, ist heute wieder ein jüdisches Gotteshaus.
Zuletzt möchte ich noch erwähnen, das Krakow eine junge Stadt ist (wahrscheinlich auch wegen der Universität). Daher ist auch nachts durchaus noch was auf den Straßen los und man kann wegen der Beleuchtung bestimmt auch gute Nachtaufnahmen machen. Ich selber habe es nicht probiert.
So und nun ein paar Beispielbilder.