Tag 9: Landmannalaugar
Am Abend des achten Tages waren wir, nachdem wir den ganzen Tag gewandert sind, bereits früher als erwartet gegen 17:30 Uhr wieder beim Camp in Thorsmörk. Unser Bus über die Krossa sollte aber erst gegen 21 Uhr fahren. Allerdings standen bei unserer Ankunft drei Busse vor dem Camp und ich fragte die Busfahrer, ob man auch früher fahren könnte - was laut Plan nicht möglich war. Es stellte sich heraus, dass es andere Anbieter waren. Trotzdem haben wir spontan noch mal jeder 16,- EUR pro Person bezahlt, um einen der Busse zu nehmen, der in fünf Minuten abfahren sollte. Natürlich hatten wir nicht mehr genug Bargeld dabei, aber der Busfahrer hat uns einfach mitten in der Pampa sein Kartenlesegerät hingehalten und es hat problemlos funktioniert. Daran könnte man sich in Deutschland mal ein Beispiel nehmen.
Durch diesen glücklichen Zufall waren wir wieder vor dem Zeitplan, sodass wir die Gelegenheit genutzt haben, um noch eine warme Mahlzeit einzunehmen. Wenn man von Thorsmörk nach Landmannalaugar fährt muss man eigentlich erstmal wieder zurück in die Zivilisation, um von dort aus wieder auf anderen F-Straßen ins Hochland zu fahren. Wir haben uns dann spontan für eine Art Diner am Straßenrand entschieden. Als wir eintraten hingen dort viele große Fernseher, auf denen gerade das Spiel Deutschland gegen Schweden lief. Es waren erst sieben Minuten gespielt. Somit haben wir es uns dort noch etwas länger bequem gemacht und das Spiel bis zum Ende geschaut.
Hierdurch waren wir auch wieder näher an unserem eigentlichen Zeitplan (der allerdings eine relativ späte Ankunft in Landmannalaugar vorsah). Ich hatte am Vortag in der Landmannalaugar-Hütte angerufen und unser Erscheinen erst für eine Uhrzeit nach Mitternacht avisiert. Man war so freundlich, uns in diesem Fall - um die anderen Übernachtenden nicht zu stören - ein Zweierzimmer zu reservieren. Mein Name sollte an einem Zettel an der Tür zu diesem Raum kleben. Als wir kurz vor Mitternacht dort eintrafen war dies auch der Fall. Beim Betreten des Raumes gab es aber eine kleine Überraschung: Das obere der beiden Etagenbetten befand sich in über zwei Metern Höhe (da es sich über meinem Kopf befand - ich bin 1,94 Meter). Es war auch keine 80 cm Breit, sondern meiner Meinung nach höchstens 60 cm. Mein Kumpel meinte direkt, dass er sich da nicht reinlegen werde - er würde dort nicht mal hochkommen, denn es fehlte eine Leiter. Also habe ich mich vom unteren Bett aus mit viel Kraft zum Probeliegen dort hochgestemmt. Beim Blick nach unten sah das schon ziemlich hoch aus und aufgrund der geringen Breite wirkte das alles nicht wirklich vertrauenerweckend. Ich habe eigentlich einen relativ ruhigen Schlaf, aber da das untere Bett auch noch weiter hervorstand, als das obere, wäre man erstmal auf die Kante des unteren Bettes gefallen, bevor man auf dem Boden aufschlägt ...
Vielleicht haben wir uns auch nur angestellt und jeder "richtige" Wanderer auf dem Laugavegur wäre für dieses Privatzimmer dankbar gewesen. Wir haben uns dann entschlossen, erstmal unsere Sachen dort abzustellen und noch mal mit dem Auto ein Stück den Weg, den wir gekommen waren, zurückzufahren, da sich ein interessanter Sonnenuntergang bzw. Abend-/Nachthimmel abzeichnete.
Bei der Aufnahme der folgenden Fotos war ich ein wenig wie in Trance, da wir einen sehr langen und anstrengenden Tag hinter uns hatten und mein Körper eigentlich nur noch ins Bett wollte. Da das Wetter bzw. der Himmel auf dieser Reise aber selten mal wirklich gut war wollte ich mir das nicht entgehen lassen und habe mehr oder weniger roboterhaft einige Belichtungsreihen angefertigt, ohne mir viel Gedanken über Bildaufbau etc. zu machen - mein Kopf und mein Akku (nicht der der Kamera) waren einfach leer.
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Wir waren bei weitem nicht die einzigen Menschen, die nach Mitternacht noch unterwegs waren, denn es gab noch einige andere, die sich diesen Himmel nicht entgehen lassen wollten. Auch in den sich draußen befindlichen Gemeinschaftsbereichen der Hütte saßen noch Menschen und unterhielten sich leise. Insgesamt lag eine sehr ruhige und irgendwie besinnliche Stimmung in der Luft, da sich alle ganz bedächtig und ruhig verhielten. Es war alles sehr friedlich.
Als wir dann gegen 2 Uhr zur Hütte zurückkehrten haben wir uns dazu entschlossen, das "Privatzimmer" nicht zu nutzen. Wir haben uns dort umgezogen, unsere Schlafsäcke ausgepackt und sind dann ganz leise nach oben in die Gruppenschlafräume geschlichen und haben uns dazugelegt. Das war für mich die erste Übernachtung in einer Wanderhütte. Ich war davon ausgegangen, dass es wie in den unteren Räumen Etagenbetten gibt (diese Räume waren allerdings komplett leer, sodass wir uns nicht getraut haben, uns einfach dort hinein zu legen), allerdings waren es hier eher ziemlich lange "Liegewiesen", auf denen man sich einfach ein freies Plätzchen gesucht hat. Da wir der Meinung waren, wir können uns ja keinen Wecker stellen, haben wir einfach darauf vertraut, dass wir schon rechtzeitig wach werden. Da der Vortag wie gesagt mal wieder sehr lang und anstrengend war sind wir erst gegen 9 Uhr morgens aufgewacht. Zu diesem Zeitpunkt waren die meisten anderen schon aufgebrochen oder befanden sich im Aufbruch; es war ein wenig wuselig in dem Raum. Wir hatten von alledem zum Glück nichts mitbekommen, da wir mit Schlafbrillen und Ohropax ausgestattet waren (wie die meisten Anderen auch). Was mich wundert ist, dass es in keinem einzigen Raum Gardinen gibt. Das hätte im isländischen Sommer schon Sinn gemacht. Aber anscheinend muss jeder selbst dafür Sorge tragen, in den Schlaf zu finden.
Weiter geht es dann mit einem verregneten und stürmischen Tag in Landmannalaugar ...