Um genug zu belichten, brauche ich eine längere Belichtungszeit, dadurch hat auch das Licht aus dem Hintergrund mehr Zeit zur Linse zu kommen und der Hintergrund wird schärfer - soweit einigermaßen (wenn auch für mich als Laien vereinfacht) richtig verstanden?
Schön gesagt;-)
Schauen wir mal auf eine vereinfachte Darstellung eines Objektivs. Zum Beispiel
diese (Quelle:
http://en.wikipedia.org/wiki/Depth_of_field). Links das aufgeblendete, rechts das abgeblendete Objektiv (Die Blende bezeichnet das Verhältnis zwischen Brennweite und Öffnungsweite des Objektivs. Blendezahl=Brennweite/Öffnungsweite. Je größer die Öffnungsweite, je größer also die Blende, desto kleiner die Blendenzahl. Bei doppelter Öffnungsweite vervierfacht sich die Fläche, für die doppelte Fläche muss die Öffnungsweite um den Faktor Wurzel(2)=1,4 wachsen. So kommt es auch zu den Abstufungen der Blendenreihen: 1,4, 2, 2,8, 4, 5,6, 8 etc. Blendest du um eine Blendenstufe ab, z.B. von 5,6 auf 8, muss die Kamera die Belichtungszeit für die gleiche Belichtung verdoppeln, zum Beispiel von 1/250 Sekunde auf 1/125 Sekunde. Aber zurück zur Schärfentiefe.)
Scharfgestellt ist auf den roten Punkt und das Herz. Die vom roten Punkt ausgehenden Lichtstrahlen treffen sich alle wieder im roten Punkt, egal, ob sie durch die Objektivmitte laufen oder durch den Randbereich (dort dargestellt als blaue Linien). Die Lichtstrahlen des Eichenblattes (Kreuz) treffen sich allerdings erst hinter der Bildebene, also hinter dem Sensor deiner Kamera (rot), die Pik-Lichtstrahlen schon vor der Bildebene (blau). Entsprechend sind Kreuz und Pik sowie die schwarzen Punkte unscharf.
Und diese Unschärfekreise schauen wir uns an, wenn wir jetzt - rechtes Bild - abblenden: Wir sperren die Lichtstrahlen aus dem Randbereich aus, auf dem Sensor landet nicht nur weniger Licht, die verbleibenden Lichtstrahlen laufen gleichzeitig auch in kleinerem Winkel zueinander. Bis sie - bei vollständig abgeblendetem Objektiv - nahezu parallel zueinander verlaufen. Die Lichtstrahlen von Pik und Kreuz treffen sich zwar weiterhin vor und hinter der Bildebene, wegen des kleinen Winkels sind die Ränder von Pik und Kreuz jedoch deutlich schärfer als bei offener Blende.
Die Schärfentiefe hängt neben der Blende vom Abbildungsmaßstab, dem Verhältnis zwischen der Größe des Bildes auf dem Sensor und der realen Größe, ab: Stell die vor, Pik, Kreuz und Herz wandern ganz weit von der Kamera weg. Beim gleichen Objektiv werden sie also auch deutlich kleiner auf den Sensor abgebildet, der Abbildungsmaßstab sinkt deutlich. Du stellst weiterhin auf das Herz ein, es spielt aber keine Rolle mehr, wenn das Pik einen Zentimeter hinter und das Kreuz einen Zentimeter vor dem Herz liegt, die beiden grünen und die beiden roten Linien verlaufen in deutlich kleinerem Winkel zueinander. Die Regel "kleiner Abbildungsmaßstab = mehr Schärfentiefe" hat jetzt zwei Auswirkungen: Nimmst du ein Objektiv mit längerer Brennweite, also ein Teleobjektiv statt eines Normal- oder Weitwinkelobjektivs, nimmst du bei gleichem Abstand zum Motiv dieses nicht nur deutlich größer auf, sondern hast wegen des größeren Abbildungsmaßstabs eine geringere Schärfentiefe. Verringerst du bei gleicher Brennweite den Abstand zum Motiv, kriegst du wie erwähnt ebenfalls einen größeren Abbildungsmaßstab und damit eine geringere Schärfentiefe.