Moin SeSa...
habe mir das Video gestern abend schon angesehen, bin nicht so richtig hängen geblieben und habe es jetzt nochmal versucht. Ich bin etwas zwiegespalten:
Technisch macht dir keiner was vor. Die Bilder sind absolut einwandfrei; jeder sieht sofort, dass du dein Fach verstehst, schön mit der Schärfenebene spielst, solide komponierst und Fingerspitzengefühl an der Farbgebung beweist. Das erste Bild ist genial, schafft Nähe und eignet sich auch als Einstieg super. Es wackelt, ich bin mittendrin in der Kälte und stehe direkt vor ihm. Top! Jetzt kanns also losgehen... aber das Pulver scheint verschossen.
Leider hilft das beste Bild nicht, wenn es an der Story hapert. Der Film hat mich inhaltlich nicht vom Hocker gehauen. Es fehlt eine Geschichte, ein Spannungsbogen od. Handlung - wie auch immer man es nennen will, irgendwie funktioniert es für mich nicht wirklich und lässt mich ohne Aussage und Ansprache zurück.
Das ist in unter einer Minute nicht leicht und bedarf großer Reduktion auf das Wesentliche. Aber es ist möglich - mit den Vikingern lasst ihr einen solchen Ansatz ja schon anklingen (setzt sich in Musik und Typografie ja fort). Jetzt aber inhaltlich weiter drehen, entwickeln lassen und mit einer Wende den Fokus wieder auf den Protagonisten in die Zeit 1000 Jahre nach den Wikingern lenken.
Euer Ziel wird es ja gewesen sein, IHN, die Person / den Charakter von Thomas (?) hervorzuheben und zu beweisen, warum gerade er das Zeug für die Norwegentour hat.
Der Text postuliert das:
Dem Pfad der Vikinger folgen
in den Fußstapfen Roald Amundsens
Weder fürchtet er Kälte, noch Wildnis
Er ist der Eine nach dem ihr sucht!
Wenn man das ganz nüchtern und auf deutsch liest, frag ich mich zuerst
Warum?! Glaub ich so nicht; etwas anmaßend, das zu behaupten. Beweisen! 
Die Bilder beweisen es nicht und sehen nicht nach Anstrengung oder der harten Tortur aus, die ich mit Amundsen und Wikingern verbinde, sondern vermitteln eher die Gemütlichkeit und Geselligkeit einer kleinen Wanderung mit Lagerfeuer im Schnee. Die Schere, die der Text und die Bilder aufspannen, ist mir etwas zu groß und darunter leiden Glaubwürdigkeit und Authentizität.
(Ganz davon abgesehen - einem Pfad folgen ist viel passiver, als selber aktiv handeln, etwas bewegen, Einsatz zeigen, stark sein...)
Ich will da eher Atemfahnen sehen, höre dazu ein erschöpfes Rasseln in der Stimme die ein pfeifender Wind davonträgt und will fühlen, wie er sich zusammenreißt und trotzdem weiter Holz für die Gruppe hackt oder so.
Seine Stimme fehlt sowieso. Das hast du ja schon selber angemerkt. Stimme ist
das Charaktermerkmal schlechthin. Warum erzählt er (von mir aus ja auch im Off) nichts von sich? Das wäre authentisch und sicherlich sympathisch. Auch der Schnee darf gern knirschen, das Feuer knistern.
Die lang stehenden Bilder von ihm übrigens sind zwart gut, aber "weich", bewegungslos und "clean" und passen damit nicht zu dem furchtlosen Wikinger, den ihr laut Text ja statuieren wollt. Wenn er wirklich ein "weicher" Charakter ist, wäre der Dreh vielleicht gewesen, ihn als den führungsstarken Teammenschen zu inszenieren. So aber weiß ich gar nicht, was er für einer ist, sein Charakter bleibt mir fern und verschlossen und ich bin etwas verwirrt...
Was deine Selbstkritik angeht: Die ersten drei Bilder haben starke Aussagen und sprechen von ganz alleine. Bei den darauffolgenden kann ich den Bildaussagewunsch nicht mehr so leicht nachvollziehen. Vielleicht kommt dein Empfinden auch daher?
Normalerweise hätte mir wohl auch eine thematische Einordnung, irgendeine Totale oder ähnlich, gefehlt. Die hast du ja aber durch deinen Text im Forum geliefert und auf der Wettbewerbsseite wird ja auch klar sein, worum es geht.
Ein gestalterischer Hinweis noch... die Typo/Schriftgestatlung sieht zwar nach Wikinger aus, werd ich aber trotzdem nicht mit warm. Ist mir irgendwie
too much. Vielleicht liegt es an der oben erwähnten Schere, vielleicht auch nur mein ganz subjektives Emfpinden, vielleicht ist es der moderne und stylische Bildlook in dem die Schrift zum Fremdkörper wird... bin nur darüber gestolpert.
Es würde mich mal sehr interessieren, mit welcher Zielsetzung ihr darangegangen seid und was eure Gedanken für die einzelnen Bilder waren. Denn vielleicht überseh ich ja auch etwas...
So sorry... ist für 48 Sekunden Film arg lang geworden und ich bin stellenweise auch sehr ins Detail gegangen. Alles was ich kritisch anmerke ist wohl Meckern auf hohem Niveau. Aber auf diesem hohen Niveau befindest du dich auch mit den Ergebnissen, die du sonst hier so zeigst und wirst leider/zum Glück (?) doch daran gemessen.

Was du technisch zustande bringst ist umwerfend und macht für Gewöhnlich wirklich Spaß. Von daher nimm bitte meine Kritik nicht zu hart auf. Ich hoffe, du kannst aus dieser einen von vielen Meinungen etwas mitnehmen. Freue mich auf mehr aus dem Hause SeSa!
Grüße,
scr