Die optischen Qualitäten der Testkandidaten:
Eins vorweg: ich zeige keine Bilder,
erstens weil ich keine eigene webspace habe
und zweitens weil meine nachfolgenden Erkenntnisse die Summe aus vielen verschiedenen Aufnahmen mit vielen verschiedenen Quervergleichen sind und nicht in einem einzigen Bildvergleich aussagekräftig dargestellt werden können.
Über dieses Objektiv gibt es bereits eine Reihe von Äußerungen und Meinungen:
Canon:
?Das für den semi-professionellen Gebrauch entwickelte Objektiv ist aufwendig mit 17 optischen Elementen in 12 Gruppen aufgebaut, wobei ein doppelseitig asphärisches Element für gestochen scharfe, kontrastreiche Bilder und umfassende Detailwiedergabe sorgt.? (Pressetext)
?die Bildqualität ist mit der hochwertigen Canon- L-Serie vergleichbar? (Pressetext)
? wahrhaft außergewöhnliche Abbildungsleistung? (Bedienungsanleitung zum 17-85)
Michael Reichmann (
www.luminous-landscape.com):
?it seems to be a very fine lens?
?I never thought I´d find myself writing this, but this reduced-frame S-lens ist appealing?
Meinungen in div. foren sind dagegen überwiegend negativ bis vernichtend in ihrem Urteil.
Für die Tests verwendete Kameraeinstellungen:
Parameter 2 (Werkseinstellung), JPEG höchste Qualität, gespeichert ohne Bearbeitung.
Die Testserien, insgesamt mehr als 120 Aufnahmen, habe ich mit unterschiedlichen Motiven gemacht und die jeweiligen Ergebnisse mehrmals über Kreuz verglichen, um Zufälle oder was auch immer möglichst auszuschließen.
Aufnahmen mit Gitzo-Stativ und Kabelauslöser
Meine Einschätzungen der Ergebnisse:
17-40 und 17-85 bieten beide eine in etwa gleichwertige Leistung, je nach Brennweite mit minimalen Unterschieden (in der 100%-Ansicht), mal für das eine, mal für das andere.
Die Leistung beider Objektive bei offener Blende ist nur minimal schlechter als abgeblendet. Das erscheint mir für die Praxis wichtig.
Die Lichtstärke ist beim 17-40 einheitlich 4,0,
beim 17-85 steigt sie von 4,0 auf 5,0 (2/3 Blende mehr) im Bereich von 17 bis 40 mm.
Die Verzeichnung bei kürzester Brennweite ist ein Pferdefuß. Hier schneidet das 17-85 deutlich schlechter ab als das 17-40, ebenso wird CA bei kürzester Brennweite etwas deutlicher sichtbar als beim 17-40, dass allerdings auch nicht frei davon ist.
Dieser Punkt wird m.E. völlig übertrieben bei den bisherigen Berichten, spielt er doch in der Praxis kaum eine Rolle. Meine großformatigen Ausbelichtungen vom 17-40 bei 17 mm zeigen überhaupt keine chromatischen Fehler und für den Bildschirm ist es bedeutungslos.
Diese Abbildungsfehler (Verzeichnung und CA) sind wohl auf den kleineren Bildkreis des 17-85 zurückzuführen, bei dem man tatsächlich die Ränder sieht, während bei den Vollformat-Objektiven ja nur der ?sweet-spot? sichtbar wird.
Das Tamron hat optisch bei den kurzen Brennweiten gegenüber beiden Canons leicht die Nase vorn, mit zunehmender Brennweite schließt das 17-85 auf und am langen Ende (Test mit 75 mm) ist das 17-85 bei offener Blende deutlich besser (!), allerdings: Tamron bei 2.8, Canon bei 5,6!), erst stark abgeblendet auf 5,6 oder 8 ist das Tamron in etwa gleich.
In letzter Minute kam heute Nachmittag doch noch die Sonne raus.
Extremtest für´s 17-85: Fotos direkt in die pralle Sonne, Belichtungskorrektur auf -2, die Sonne mal in der Mitte, mal in den Ecken erzeugte deutliche Abzeichnungen, aber keinerlei Schleier und einen sehr guten Kontrast. Die Abzeichnungen sind allerdings im Sucher nicht sichtbar, erst auf dem Bild.
Das bokeh habe ich ebenfalls kurz untersuchen können. Canon schreibt in der Bedienungsanleitung von einer kreisrunden Blende für einen ?gefälligen Hintergrundeffekt?. Das ist sicher so. Die Unschärfekreise werden praktisch kreisrund, weich und mit gleichmäßiger Helligkeit abgebildet, wirkt sehr natürlich.
Für meinen ?Schraubentest? mit dem 17-85 musste der Wäscheständer herhalten und zeigte bei längster Brennweite einen exakt sitzenden Autofokus. Die kleineren Messfelder der 20D begünstigen m. E. das exakte Fokussieren. Schon ein nicht mehr ganz mittiges Anvisieren ändert die Fokusebene. Das Meßfeld sollte daher bei kritischen Motiven exakt mit seiner Mitte auf das Objekt gerichtet sein. Dann klappt´s auch mit der Schärfe.
Die größeren Messfelder der 10D haben da sicher manch einem einen Streich gespielt und die AF-Hysterie mit unterstützt.
Mein Fazit nach zwei Testtagen:
Unter den anfangs genannten, an meiner Praxis orientierten Gesichtspunkten ist das 17-85 ein ideales Objektiv.
Die Abbildungsleistung erreicht in etwa die der bekanntermaßen hervorragenden Vergleichsobjektive, wenngleich deutlich wurde, dass Stärken und Schwächen bei allen vorhanden sind.
Die unbearbeiteten Bilder sind so wie sie aus der Kamera kommen, völlig ausreichend für Bildschirm, Tinten-Druck oder Ausbelichtung in gängigen Größen, sagen wir bis A4.
Mit einer angemessenen PS-Nachbehandlung mit moderater Schärfung liefern alle drei Bilder von enormer Qualität.
Klare Nachteile hat das 17-85 bei der Verzeichnung. Wem dies wichtig ist, der hat hier ein Killer-Kriterium, ebenso die eingeschränkte Kompatibilität, eben weil es ein EF-S ist.
Der IS ist natürlich ein praktischer Vorteil, den kein anderes Objektiv in dem Bereich bietet.
Will man die hohe optische Leistung der drei noch toppen, müssen Festbrennweiten erster Kategorie her. Zumindest im Bereich ab 35 oder 50 mm wird hier eine Steigerung möglich sein. Mir fallen da ein: EF 1.4/50, Sigma 50er Makro, Canon 1.8/85, die 90/100er Makros.
Für den WW-Bereich bleibt hier allerdings noch ein Vakuum, das Fehlen einer Top-WW-Festbrennweite (nicht nur von Canon) ist allgemein bekannt.
Eine mögliche Alternative ist das TS-E 2.8/24, dass allerdings an einer crop-Kamera kein richtiges WW ist (KB-äquiv. = 38,4 mm), von der Leistung und auch der Verzeichnungsfreiheit aber wohl top sein soll. Habe es leider selbst noch nicht gehabt.
Ich habe jetzt jedenfalls meine ?outdoor-Traum-Kombination?:
20D
17-85 IS
70-300 DO IS (+ Nahlinse 500D)
bei Bedarf komplettiert mit einem kurzen oder langen Makro-Objektiv.
Jetzt warte ich mal auf das EF-S 10-22 oder vielleicht das noch im Gerüchtehimmel befindliche Tamron 11-18 ??
Gruss KRK