Kommentare zu den Bildern von icyanja
Teil 1:
Ein sehr interessantes Bild! Habe es lange und gerne angesehen!
Im ersten Augenblick des Betrachtens habe ich mich gefragt, ob ich an dieser ungemütlichen, an sich tristen Stelle verweilen will oder darauf warte, dass sich jemand dazu gesellt und das Wetter besser wird - der saftig grüne Busch am rechten Rand vermittelt ja zumindest die Hoffnung auf ein wenig Sonne an diesem schlammig, feuchten Ort...
Generell gefällt mir die Farbgestaltung des Bildes sehr schön: Die weiße Gischt, das graue Meer, die dunklen Steine, das rotbraune Ufer und das saftige grün des Busches. Es hebt sich alles sehr schön ab ohne grell hervorzustechen. Das gibt dem Bild einen ruhigen Charakter.
Die Ruhe wird zudem durch die feinen Linien der Wellen sowie die senkrechte Maserung der Steine und deren sanften, runden Formen unterstützt.
Dennoch vermittelt das Bild eine gewisse Unruhe die einen aufbrechen lassen will. Ich habe lange über die Ursache hierfür nachgedacht kann jedoch keine ausschlaggebende ausmachen. Vielmehr scheint es eine Vielzahl von Unruhestiftern zu geben:
Zunächst findet mein Blick keinen Punkt des Haltes im Bild: Er wandert vom Felsen in der Mitte hinaus aufs Meer, wo er vergebens einen Horizont sucht. Er wandert weiter zum Busch und dann den Spuren im Ufer nach, suchte den Matsch ab um dann wieder in die Bildmitte und zum linken Felsen zu wandern. Dort angelangt geht die Wanderung von neuem los.
Als beunruhigend und gefährlich empfinde ich den Anblick des spitzen Steines in der Mitte der Felsen. Die vom Busch verdeckten Steine wecken hingegen mein Interesse und vertreiben düstere Gedanken.
Die Perspektive (von oben?) vermittelt den Eindruck als würde man nach vorne kippen - in den Uferschlamm. Ich habe das Bild in sich verschiedenen Varianten beschnitten und die unterschiedlichsten Effekt dabei erzielt:
* Schneidet man den Busch rechts weg und blickt durch die Felsen aufs Meer wird die Szene auf einmal gefährlich.
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* Kürzt man nur von unten her das Ufer so, dass die Uferlinie in etwa bei 1/3 der Bildhöhe liegt hat man ein ruhiges Panorama, das nur noch durch die Spitze auf dem Stein in der Mitte gestört wird.
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Und nun noch etwas zum Licht:
Ich finde, dass das Licht hier einen großen Beitrag an der Ruhe der Szene hat: Es gibt keine harten Schatten im Bild, die stören und die Felsen in der Brandung gefährlich erscheinen lassen würden. Auch das Ufer wird hierdurch zu einer beruhigenden rotbraunen Fläche im Vordergrund anstatt mit Licht und Schatten in den Spuren im Matsch und Lichtblitzen in den Pfützen hervorzutreten.
Noch eine Anmerkung zum Schluss:
Beim Betrachten war ich immer wieder irritiert, da ich den weißen Bildschirmhintergrund als Himmel am Horizont gesehen habe. Mit einem dunklen Hintergrund sah das Bild dann gleich ganz anders aus und der Blick blieb im Bild. Ein dunkler Rahmen hätte sicher den gleichen Effekt.
Auch die Größe des Bildes hat einen sehr drastischen Einfluss auf mich gehabt. So hatte ich beim betrachten bei 140% den Eindruck mich im Bild zu verlieren, wohingegen bei 100% sich ein "Weitblick" in eine ruhige Szenerie einstellte.
Würde mich sehr freuen, zu erfahren, was der Fotograf bei der Aufnehme empfunden hat, bzw. warum es genau so aufgenommen wurde.
Teil 2:
Sieht zwar nach einem Fest aus, so richtige Feststimmung kommt bei mir in Anbetracht des Wetters jedoch nicht auf.
Am Bild gefällt mir der toll strukturierte, wolkenverhangene Himmel sehr schön. Er bitete einen super Hintergrund für die Szene und die im Wind wehende Fahne! Leider ist der Dynamikumfang unserer digitalen Kameras ja nicht so gut wie der unserer Augen, so dass die Szene am Boden etwas dunkel ist und man hier nur schwer Details entdecken kann. - Schwierige Lichtverhältnisse halt

Ich weiß jetzt nicht genau, wie gut es bei deiner Canon funktioniert aber dem Handbuch zufolge würde ich einmal mit der "Tonwertpriorität" und dem "Automatische Belichtungsoptimierung" herumspielen. Das äquivalente Active D Ligting bei meiner Nikon ist in solchen Situationen zumindest manchmal ganz brauchbar.
Ansonsten hätte ich es schön gefunden, wenn die Fahnen ein wenig mehr Farbe ins Bild gebracht hätten. Vor Kurzem habe ich den Weißabgleich in solchen Situationen für mich entdeckt: Weißabgleich auf Bewölkter Himmel und die JPGs sehen "freundlicher" aus.
Ich war so frei das Bild einmal ein wenig am PC aufzuhellen (Gamma 1.5) und schon stechen mir viele interessante Details ins Auge: Der Halbrunder Bogen des Gebäudes im Hintergrund, die Leute unterm Zelt, die Stufen auf den Platzt hinterm Zelt, ... Allerdings habe ich dann ein neues Problem, nämlich zwei konkurrierende Motive: Fahne im Himmel und das Zelte am Boden.
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Schwer zu sagen, aber ich denke, ich würde es genau so wie du machen evtl. 1/3 EB überbelichten. Von der Belichtung her gibt es im Bild so wie Du es gemacht hast jedenfalls nur sehr wenige über-/unterbelichteten Stellen, was die Bearbeitung am Computer nacher einfacher macht. Ansonsten könnte ich mir noch gut Vorstellen einfach den Boden radikal abzuschneiden und nur die Fahne am Himmel als Motiv zu wählen - natürlich auch wieder hochkant.
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