Ich bin doch sehr verwundert über die Vorstellung von einigen hier, wie ein Lernprozess funktioniert… Aus meiner Sicht machst du das schon richtig, die Bilder deinen anderen Kursteilnehmenden zur Begutachtung vorzulegen und es spricht auch nichts dagegen, die Bilder hier einzustellen, um nach Anregungen zu fragen… ausser, dass es bei den Kommentaren hier eine «dicke Haut» braucht. Um Rat oder Anregungen zu fragen, nachdem man draussen geübt hat Fotos zu machen, bedeutet nicht, diese Hinweise dann auch sklavisch umzusetzen, sondern man kann ja immer noch selber entscheiden, was man beim nächsten Mal ausprobieren möchte oder halt nicht.
Aber, um hier doch einmal wieder etwas Konstruktives zu den Bildern zu erwähnen:
In erster Linie wäre interessant zu erfahren, was du von deinen Bildern hältst und wo du genau Anregung zum Weiterkommen möchtest. Wie du selbst geschrieben hast, gibt es unterschiedliche «styles», was dir genauer vorschwebt oder dir gefällt wissen wir nicht. Allerdings gibt es meiner Meinung nach einige Komponenten, die oft zu einem guten, oder zumindest «soliden» Tierfoto beitragen. Es heisst nicht, dass diese Komponenten alle erfüllt sein müssen, aber diese können vielleicht mal als grobe Richtlinie gelten, den eigenen «style» zu finden oder weiterzuentwickeln.
Das «Technische» (Belichtung, Zeit usw.) lasse ich hier mal weg, das scheint mir schon gut bei deinen Bildern zu funktionieren. Ich sehe generell folgende Punkte zum Überlegen / Ausprobieren für weitere Fotos von dir:
- Hauptmotiv
Bilder, welche ein klares Hauptmotiv haben scheinen mir einfacher zum Gestalten zu sein und auch für die Betrachtenden besser überschaubar oder gar interessanter zu sein. Je präziser du die Frage «Was möchte ich überhaupt zeigen» beantworten kannst, umso klarer wird vermutlich dann auf deinem Foto ein Hauptmotiv abgebildet sein.
- Aufnahmehöhe
Die Kamera auf Augenhöhe von Tieren (oder darunter) zu halten, um diese zu fotografieren, ist ein üblicher «Trick» von Tierfotografinnen und -fotografen. Damit erreichst du in der Regel eine für die Bildbetrachtenden «interessantere» Perspektive, einen besseren «Bezug» zwischen Tier / Kamera und obendrauf noch weniger Boden auf dem Bild, welcher in der Regeln ein Bild visuell nicht aufwertet. Bei Enten u.ä. kleinen Tieren bedeutet dies halt, in die Hocke zu gehen, die Kamera mit Klappbildschirm nach oben möglichst bodennah zu positionieren und dann den Auslöser drücken. Wer es lieber liegend auf dem Boden mag, kann es natürlich auch so versuchen.
- Hintergrund
Eine weitere Überlegung bei der Tierfotografie ist, ob ich ein Viech in seinem Habitat, seiner natürlichen oder auch nichtnatürlichen Umgebung zeigen will (also auf dem Foto mitabbilde), oder das Tier quasi losgelöst vom Hintergrund, der in Unschärfe erscheint, gezeigt werden soll. Technisch gesehen ist das zweite schwieriger zu realisieren, da hier u.U. deine Ausrüstung eine Rolle spielt, vorallem aber die örtlichen Begebenheiten (Der Hintergrund sollte möglichst entfernt vom Tier sein. ). Dazu finden sich etliche Informationen im Internet.
Es ist klar, dass sich für die Punkte 2 und 3 nicht jeder Ort eignet, weil ich dort gar nicht so weit runter komme mit der Kamera oder halt störende Elemente der Umgebung mit auf dem Bild sein können. Wenn man aber konsequent die beiden Punkte anwenden möchte heisst dies, dass es wichtiger ist, sich zuerst einen geeigneten Aufnahmeplatz zu suchen und zu warten, bis ein Tier vorbeikommt, anstatt das Tier an einem ungünstigen Ort sofort abzulichten.
- Licht
Licht und Schatten sind einige der wichtigsten Komponenten eines Fotos, wenn nicht sogar die wichtigsten. In der Regel empfinden wir Licht am Morgen und Abend auf Bildern angenehmer als in der Mittagszeit. Wenn du die Möglichkeit hast, einen Ort bereits kurz nach Sonnenaufgang oder knapp vor Sonnenuntergang aufzusuchen lohnt es sic h, mal den Unterschied, der das Licht auf die Bilder macht, zu deinen jetzigen Bildern anzuschauen. Auch Gegenlichtaufnahmen können sehr beeindruckend wirken.
- Action
Tiere sind keine statischen Objekte. Sie sind in Bewegung, interagieren mit der Umwelt, Menschen, anderen Tieren usw… Beim Fotografieren von Tieren auf einen «spannenden» Zeitpunkt zu warten, wenn das Tier eine spezielle Pose, eine spannende Bewegung oder eine Interaktion beginnt führt in vielen Fällen auch zu «interessanteren» Bilder. Es lohnt sich, Tiere zu beobachten in ihrem Verhalten oder sich darüber zu informieren und einen guten Zeitpunkt abzuwarten, um dann bereit zu sein, die Aufnahme zu machen.
Alles in allem könnte dies zu etwa so einem Bild führen (ich habe da bewusst als Beispiel nicht irgend ein exotisches Viech gewählt sondern ein olles Blässhuhn, wie es wohl an den meisten Gewässern anzutreffen ist):
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Ob dieses deinen Geschmack, deinen «style» trifft, weiss ich natürlich nicht. Aber ich hoffe, meine Anmerkungen haben dir einige Anregungen gebracht, welche du beim nächsten Mal ausprobieren kannst oder wo du noch genauer nachfragen kannst um mehr darüber zu erfahren. (Ähnliches wie oben geschrieben gilt auch für Aufnahmen von Pflanzen).
Selbstverständlich ist meine Aufzählung auch nicht abschliessend und da mag der eine oder die andere dir hier noch weitere Anregungen geben. Und, was ich auch noch speziell hinweisen möchte für die eher kritischen Protagonisten hier: Es gibt natürlich auch immer Ausnahmen von den Regeln.