Aus der Canon-Welt kommend, versuche ich mal eine Erklärung:
Ein Schlitzverschluss hat zwei Verschlussvorhänge. Beim Auslösen startet der erste und gibt den Sensor frei, nach Ablauf der Verschlusszeit startet der zweite und deckt den Sensor wieder ab. Bei einer langen Verschlusszeit (z.b. 1 Sekunde) macht der erste Verschluss den Vorhang auf, der Sensor liegt eine Sekunde frei, dann macht der andere wieder zu. Bei sehr kurzen Verschlusszeiten startet der zweite Vorhang bereits kurz nach dem ersten, so dass zu keinem Zeitpunkt der Belichtung der Sensor komplett frei liegt. Stattdessen wandert während des Verschlussvorhangs nur ein Schlitz über die Sensorfläche. Der Unterschied zwischen 1/2 Sekunde und 1 Sekunde ist, dass der Sensor doppelt so lange frei liegt. Zwischen 1/2000 Sekunde und 1/1000 Sekunde ist der Unterschied, dass der Schlitz bei der kürzeren Verschlusszeit nur halb so breit ist.
Die Blitzsynchronzeit ist die kürzeste Verschlusszeit, die der Verschluss bilden kann, bei der zu irgendeinem Zeitpunkt im Belichtungsablauf der Sensor komplett frei ist. Zum Blitzen reicht dann dieser extrem kurzer Zeitpunkt, da die Blitzentladung allein nur wenige tausendstel Sekunden dauert. Aber genau in diesem Moment muss der Sensor komplett frei sein.
Schlitzverschlüsse, die eine kurze Blitzsynchronzeit realisieren können, erreichen dies durch eine hohe Geschwindigkeit des gesamten Verschlussablaufs. Man darf nicht vergessen, dass zu Beginn der Entwicklung Tuchschlitzverschlüsse üblich waren, bei denen die beiden "Vorhänge" entlang der langen Seite abliefen, da waren Blitzsynchronzeiten von 1/30 s oder 1/60 s üblich. Eine deutliche Verbesserung ergab sich, als die horizontal ablaufenden Tuchschlitzverschlüsse durch vertikal ablaufende Lamellenverschlüsse ersetzt wurden. Hier war der Weg zum Öffnen des Bildfeldes kürzer, leistungsfähige Metalllamellen, zum Teil aus Titan, taten ein Übriges, so dass damit Blitzsynchronzeiten bis hinab zu 1/300 s möglich wurden.
Eine kurze Blitzsynchronzeit hat beim Schlitzverschluss zwei Vorteile. Erstens ist sie insgesamt Zeichen eines schnellen Verschlusses, der insgesamt sehr kurze Verschlusszeiten bringt (die ersten Tuchschlitzverschlüsse einer Vorkriegsleica schaffte nicht mehr als 1/500 s, ein aktueller Metallschlitzverschluss schafft 1/8000 s, das sind vier Lichtwerte mehr.
Und zweitens schaltet eine sehr kurze Blitzsynchronzeit beim Blitzen das Umgebungslicht bestmöglich aus: Nur das Blitzlicht trägt zur Belichtung bei.
Aber das will man beim Blitzen gar nicht unbedingt haben, deshalb macht es in vielen Anwendungsbereichen Sinn, die Belichtungszeit beim Blitzen zu verlängern. Canon bietet mir zum Beispiel bei meiner Kamera an, in bestimmten Modi die Verschlusszeit auch beim Blitzen automatisch so zu wählen, als hätte ich gar keinen Blitz. Wenn man das geschickt macht, dann hellt der Blitz lediglich die Schatten etwas auf, das Bild wirkt, als hätte man nicht geblitzt.
Weil ich in der Regel in normalen Situationen blitze, habe ich mir angewöhnt, normalerweise nicht mit kürzestmöglicher Verschlusszeit zu blitzen, so dass noch etwas Atmosphäre im Bild bleibt.
Im Studio kann es sein, dass die verwendete Studioblitzanlage zu träge reagiert, um innerhalb des extrem kurzen Zeitfensters einer kurzen Blitzsynchronzeit komplett zu feuern. Deshalb ist es oft im Studio überhaupt kein Problem, auf 1/60 s zu blitzen. Die Kamera steht ohnehin auf dem Stativ, so viel Umgebungslicht ist nicht, das passt schon.
Es gibt auch Situationen, in denen die kürzeste Blitzsynchronzeit zu lang ist und man lieber mit einer kürzeren Verschlusszeit arbeiten würde. Zum Beispiel dann, wenn man mit einem Blitzgerät am hellichten Strand steht und gern mit offener Blende arbeiten würde. Dann ist selbst eine 1/250 s schnell zu lang.
Dafür wurde (ich glaube von Olympus) HSS erfunden, das muss vom Blitz und von der Kamera unterstützt werden. Dabei sendet der Blitz statt einem kurzen, nur wenige Tausendstel Sekunden langen Lichtblitzes eine Art Stroboskop-Blitzgewitter aus, das die Entladung der Blitzröhre so lange streckt, dass in der Zeit der Verschlussvorhang des Verschlusses über das Bildfeld laufen kann. Unter diesen Bedingungen verhält sich dann das Blitzlicht wie Dauerlicht. Die Beleuchtungsstärke ist dann - wie sonst auch bei sehr kurzen Verschlusszeiten - von der Breite des Schlitzes abhängig, den der erste und der zweite Verschlussvorhang lassen, während sie kurz nacheinander über das Bildfeld huschen.
Beim HSS-Blitzen kommt es zum ungewohnten Effekt, dass die Reichweite des Blitzgerätes plötzlich von der Verschlusszeit abhängt, das ist wirklich nur was für leichtes Aufhellen am Strand;-)