AW: E1 Pixelpeeping
Aus dieser Antwort bzw. Beschreibung kann ich nicht ganz nachvollziehen, wieso Du, was "höchste Schärfe im Sinne von Detailwiedergabe" betrifft, das Printformat eine derart große Rolle spielt.
Klar: aus analogen Zeiten war bzw. ist mir klar, dass ein großformatiger Film die bessere Vorlage für großformatige Prints ist, insbesondere, wenn Schärfe/Detailreichtum sehr wichtig ist.
Es war aber zu analogen Zeiten auch immer so, dass selbst kleinformatige Ausdrucke, beispielsweise bei Foodaufnahmen, oft im analogen Großformat gemacht wurden. Eben wegen Schärfe und Detailreichtum.
Selbstverständlich profitieren auch kleine Prints von einer schärferen Vorlage. Jedoch ist die Auflösung des menschlichen Auges grundsätzlich begrenzt. Natürlich gibt's da individuelle Unterschiede, aber irgendwann kann man die Einzelheiten nicht mehr erkennen, wie beim Sehtest.
Der andere Knackpunkt ist, dass Auflösung und Kontrast nicht getrennt voneinander gesehen werden dürfen. Ein Objektiv kann z.B. sehr fein auflösen, aber trotzdem ein sehr flaues Bild zeichnen. Im Idealfall sind die wiedergegebenen Linienpaare weiß und schwarz, im nicht so idealen Hellgrau und Dunkelgrau. Aber was bedeutet das eigentlich? Wenn Du einen SW-Film hast, kann dir der Kontrast relativ egal sein, denn du kannst ihn bei der Entwicklung steuern. Wenn du mit demselben Objektiv jedoch Diafilm benutzt, dann wirkt das Bild eventuell kontrastarm und die Linienpaare grau in grau. Also wirfst du das Objektiv weg und kaufst ein besseres. Und siehe da, deine Dias werden brilliant und knackig. Die Ausbelichtungen von den Dias sind zwar ebenfalls knackig scharf, aber oft zu kontrastreich, aber damit findest du dich über die Jahre ab.
Plötzlich kommst du auf die Idee, dir eine DSLR zuzulegen, natürlich für dein bewährtes Objektiv. Und es funktioniert, die Bilder werden ebenfalls scharf und knackig. Nur, wenn du sie dir bei 100% anschaust, dann sind sie gar nicht mehr so scharf. Dir wird nach etwas nachdenken klar, dass der Sensor rein numerisch die theoretische Auflösung von analogem Film gar nicht erreichen kann. Aber daran läßt sich nichts ändern, und du wartest eben, bis es so weit ist, und digitale SLRs ebenso hoch auflösen können wie niedrigempfindlicher Film. In der Zwischenzeit hast du alle Hände damit zu tun, deine RAWs zu retten, wenn mal wieder die Schatten zulaufen oder die Lichter ausbrennen, und du hoffst, dass die nächste Sensorgeneration ebenfalls über einen höheren Dynamikbereich verfügen wird. Aber vielleicht hättest du dein altes, flaues Objektiv behalten sollen... der Kontrast, der nicht auf den Sensor kommt, muss schließlich auch nicht korrigiert werden.
Natürlich ist es nicht so einfach. Es gibt kontrastreiche und hochauflösende Objektive, und solche, die weniger Kontrast haben und trotzdem hochauflösen, und solche, die keines von beidem machen.
Es ist sogar ungemein kompliziert. Vor dem Sensor sitzt ein Tiefpassfilter, der die Auflösung des Objektivs beschneiden muss, damit es bei der anschließenden Interpolation nicht zu Störungsartefakten kommt. Das wirkt sich natürlich auch auf die Auflösung auf. Auf der anderen Seite kannst du bei digital problemlos die Kantenkontraste anhaben, auch "schärfen" genannt. Und die Tonwertkurve sowieso. Da das digitale Bild in der Regel "cleaner" ist, als der analoge Print (Filmkorn), kann durchaus der Eindruck entstehen, es sei schärfer und detaillreicher.
Spannend wird es immer, wenn dann das Nachfolgemodell der Kamera auf den Markt kommt. In der Regel hat es mehr Pixel, aber auch einen anders abgestimmten Tiefpassfilter und Bildprozessor. Aber du hast deine alten Objektive. Kein Mensch kann vorhersagen, was passieren wird, darum ist die Sache ja so ungemein spannend. Die Hersteller könnten, aber die sagen nichts.
INSOFERN habe ich für mich ganz laienhaft gedacht, dass Auflösung in Pixel beispielsweise wichtiger ist als Sensorgröße, was quasi die ehemalige Filmformatfrage (und jetzt Sensorformatfrage) relativ obsolet macht.
Grundsätzlich ja. Natürlich müssen die Objektive auf das kleinere Format abgestimmt sein. Diese einfache, eigentlich jedem normalen Menschen einleuchtende Schlussfolgerung präsentiert Olympus als Fourthirds-Standard. Und ihr sagt immer, die hätten kein Marketing!
Aber alles hängt bei Fourthirds von der Sensortechnologie ab. Wenn die sich verbessert, wird der Abstand zu größeren Formaten abnehmen. Die meisten Kritiker von Fourthtirds gehen immer vom Status Quo der Sensortechnologie aus. Für jemanden wie mich, für den der Computer von Mr. Spock dazumal höchst utopisch wirkte, ist dies relativ schlecht nachvollziehbar. Natürlich kann man auf einen viermal größeren Sensor auch viermal mehr Pixel packen. Nur, wer braucht das? Und wer baut die Objektive dafür.
Ist meine Annahme falsch, dass Auflösung in Pixel, natürlich verbunden mit adäquaten Objektiven, ganz entscheidend Einfluss auf Detailreichtum/Schärfe hat?
Ich glaube, ja.
Vor ein paar Jährchen hatte ich eine S2 als Arbeitspferd, und eine D100 als Zweitkamera. Beide Kameras haben 6Mpix. Aber beide Kameras haben einen unterschiedlich dicken Tiefpassfilter, eine unterschiedliche Signalverarbeitung, und eine unterschiedliche Sensortechnologie. Und beide reagierten völlig unterschiedlich auf die vorhandenen Objektive.
Es ist allerdings nicht so, dass die eine Kamera generell besser und die andere schlechter gewesen wäre... manchmal gefiel mir das Ergebnis der einen besser, mal das der anderen.
Wenn ich für mein Pixelpeeping das 50/2 oder das 7-14 verwendet hätte, wäre das Ergebnis für die E1 übrigens noch ein bißchen besser geworden. Aber keine Panik jetzt, das 11-22 und das 14-54 brechen an 7,5 oder 8Mpix nicht ein. Es ist eben nicht so einfach wie bei analog, dass man vom fertigen Bild direkt auf die Objektivleistung schließen kann. Schließlich findet bei der Digi immer eine Schärfung statt.
In dem Zusammenhang fand ich persönlich interessant, dass offenbar alle den (interpolierten!) E1 Crop in erster Linie als "matschig" empfanden. Natürlich ist er das, weil wir es hier mit Strukturen (die Grashalme) zu tun haben, die die Sensorauflösung übersteigen. Bemerkenswert ist jedoch, dass hier nichts "glattgebügelt" wird. Das ist beileibe nicht selbstverständlich. Es gibt auch kamerainterne Bildverarbeitungsalgorithmen, die anscheinend im Knock-Out Verfahren arbeiten, Strukturen bis zu einer gewissen Größe werden deutlich und kantenbetont geschärft, feinere jedoch geglättet. Solche Bilder wirken wesentlich schärfer als die der E1, aber sie lösen - bezogen auf die Pixelmatrix - schlechter auf, d.h. sie zeigen eigentlich weniger Details, diese jedoch deutlicher, jedoch auch "artefaktierter". Den höchsten Schärfeindruck erreicht man ja logischerweise durch maximalen Kantenkontrast. Das führt aber in der Mikrostruktur der Bilder zwangsläufig dazu, dass runde Details "vereckt" werden (kann man leicht nachprüfen, indem man ein Foto bei mehreren 100% Ansicht kräftig nachschärft). Das sind eben beides völlig unterschiedliche Konzepte. Ich als alter Analogi mag persönlich mehr eine eher zurückhaltende Schärfung (mehr geht bei Bedarf immer noch), aber ich gehöre wohl zu einer aussterbenden Spezies.
Ich habe übrigens eine aufgesteilte Version meines 200% Crops demohalber an das Anfangsposting, Teil 2, angehängt.
Und zwar ganz unabhängig davon, wie groß eine weitere Ausbelichtung erfolgt. Also: Mehr Auflösung/Schärfe ist sowohl bei DIN A4 als auch bei DIN A0 gleichsam sichtbar.
Wenn jemand sehr gute Augen hat, und ganz genau hinsieht, ja. Obwohl, DIN A 4... jedenfalls ich bräuchte dafür schon eine Lupe. Falls der Belichter das schafft. 300Dpi sind ja bei 8Mpix schon erreicht. Also brauchst du, um den Auflösungsvorteil überhaupt sehen zu können, entweder einen Belichter mit mehr als 300Dpi oder einen größeren Print.
Wenn ich einen 30x40 Ausdruck vom selben Motiv mit einer E1 und einer 20D vor mir habe, dann sehe ich bei Armeslänge Abstand keinen Unterschied in Punkto Schärfe und Detailauflösung. Gehe ich auf eine Spanne an das Bild heran, dann sehe ich ihn.
Aber dann hat man dabei ein anderes Problem: Entweder ein leicht unscharf wirkendes Bild, oder sichtbare Schärfungsartefakte. Gegen beide Effekte hilft am besten eine höhere Pixelzahl, denn damit verkleinerst du das Problem zur Unsichtbarkeit. Im Prinzip hängt immer alles vom Betrachtungsabstand ab.
Deshalb müsste es doch eine gwisse Mindestanzahl von MP geben, die notwendig sind, um hervorragende Objektive "bedienen" zu können im Sinne von Detailreichtum/Schärfe, die -sagen wir mal hypothetisch- bei 20 MP liegt. Ab dann wird es außerhalb von Speziallösungen uninteressant, mehr MP zu produzieren.
Nur, dass, wie bereits ausgeführt, die Details des Motivs nicht so einfach 1:1 auf den Sensor kommen, bzw. von diesem auf die Speicherkarte. Dazwischen ist ziemlich viel Elektronik, bzw. Software.
Analog hatte man eine Referenz, nämlich den Film (einer bestimmten Sorte), den man in verschiedene Kameras einlegen und durch verschiedene Objektive belichten konnte. Damit konnte auch der Laie, bei etwas Sorgfalt, einigermaßen neutrale, praxisgerechte Aussagen über die Leistung seiner Ausrüstung machen. Aber digital? Jede Kamera hat andere Grundeinstellungen (die darüber hinaus noch vom Anwender in vielen Fällen ganz nach Gusto verändert werden können...). Und kein Mensch weiß, was im Herzen der Kamera eigentlich genau vor sich geht, manchmal nicht mal der Hersteller selber... vermute ich.
Was bringen 20Mpix hinsichtlich der Details, bzw. wieviel Verbesserung bringen sie im Vergleich zu 5, 6 oder 8Mpix?
Meiner Meinung nach hängt es größtenteils vom Motiv ab, aber ich vermute, dass Dich die Antwort wohl nicht zufriedenstellt. Es ist ein interesssantes Experiment, eine Datei der gewünschten Megapixelzahl mal runterzurechnen. Wobei allerdings die Interpolation sowohl im positiven wie auch negativen Sinne ziemlich verfälschend wirken kann.
Wenn ich Leuten zwei Prints vom exakt selben Foto zeige, eins in Schärfung Null, weich aus der Kamera, das andere für die Printausgabe nachgeschärft, dann sind die meisten der Meinung, dass das stärker geschärfte Bild auch mehr Details enthalten würde. Was natürlich nicht sein kann.
Was passiert beim Sprung von 5 auf 20Mpix (oder von 6 auf 24 oder von 8 auf 32)? Im besten Falle verdoppelt sich die Linienauflösung des Bildes. Das bedeutet, dass ein Objekt, das jetzt 10Pixel breit ist, etwa 20Pixel breit abgebildet wird. Aber in erster Linie, dass das Bild doppelt so groß wird. Strukturen, die zu fein für den Sensor sind, werden auch hier matschig werden. Die anderen werden genauer dargestellt. Falls das Objektiv mitmacht! Außerdem verringert sich die Fehlertoleranz, vor allem die des Anwenders, ebenfalls beträchtlich. 20Mpix - wenn man sie ausreizen will - bedeutet Konzentration auf's Motiv - und in vielen Fällen auch ein Stativ.
Ich bin mal wirklich gespannt auf die Vergleiche der D80 und 400D mit ihren Vorgängerinnen... obwohl von 8 auf 10Mpix eigentlich ein kleinerer Schritt ist im Vergleich zu dem von z.B. 5 auf 8Mpix.