Da ich beim letzten Einsatz am Donnerstag ein paar Probleme hatte (
https://www.dslr-forum.de/threads/astrofotografie-sterne-mond-planeten-usw.993710/post-16906528), wollte ich mal meine Einschätzung zur Bresser-Fotomontierung zusammenstellen.
Jetzt seh ich grad, dass es einen eigenen Faden für die Bresser-Montierung gibt. Ich hab sie letztes Jahr recht günstig auf einem Flohmarkt erstehen können. Den Vorbesitzer auf 50 Euro runterhandeln können, weil die Polsucherbeleuchtung gebrochen ist und man sie per Hand selbst anhalten muss. Ist etwas fummelig, aber fürs Reinschnuppern in die Thematik nehm ich das leicht in Kauf.
Ziel ist irgendwann auch Deep-Sky (eher im low-Budget Bereich). Da wäre die Bresser gewichtsmäßig sicher schnell am Ende.
Genau aus dem Hintergrund "Low-Budget" hab ich sie besorgt. Und ja, die Tragfähigkeit der Montierung ist ein wenig das Manko. Ich verwende sie mit einer Nikon 1J5 und hab als Tele bisher das 300PF als längste Brennweite verwendet. Das sind mit dem FT1-Adapter ca 1100 Gramm.
Wegen der Herstellerangabe 2,5 Kilo habe ich auch das 500PF schonmal ausprobiert, aber (noch) ohne Erfolg.
Denn es gibt einen Schwachpunkt an der Konstruktion:

Mit der kleinen Schraube werden die Zahnräder der Nachführung "gekuppelt", d.h. durch den Anpressdruck der Schraube am Gestänge wird die Kraft übertragen. Je mehr Gewicht auf der Nachführung montiert ist, desto wichtiger ist der Kraftschluss. Warum man die Kraftübertragung nicht mit einer echten Gewindelösung realisiert hat, ist mir ein Rätsel.
Es gibt noch ein paar weitere Kritikpunkte:
Die Nachführung hat einen Feststellhebel, der jedoch bei genügend langer Dauer und entsprechender Rotation gegen die Zahnräder stoßen kann. D.h. man kann die Montierung nicht einfach mal so über Nacht stehen und laufen lassen (man beachte das Wortspiel

) bzw muss selbst drauf achten, dass genügend Rotationsweg übrig bleibt, bis der Hebel anstößt, wenn man die Nachführung startet. Je nachdem, wie fest man die oben genannte Kupplungsschraube angezogen hat, kann man sich damit nämlich entweder das Gestänge oder den Motor beschädigen.
Das Handbuch zur genauen Ausrichtung auf den Himmelspol ist schlecht beschrieben. Wenn man weiß, wie das Einnorden prinzipiell funktionieren soll, kann man sich die Lösung selbst herleiten. Aber jemand, der sich auf die Beschreibung verlässt, wird damit nicht hinkommen.
Aber genug der Kritikpunkte. Ich hab mit der Montierung bereits recht gute Ergebnisse erhalten und wenn man es gut eingenordet hat, sind auch lange Brennweiten gut möglich. Wenn ich das Problem mit dem Anpressdruck hinbekomme, bin ich auch zuversichtlich, mein 500PF als noch längere Brennweite damit betreiben zu können. Die 1J5 würde mit dem 500PF ja etwas über 1800 Gramm ausmachen. Wenn es trotzdem nicht funktionieren sollte, muss ich das 300PF halt mit dem 1.7er Konverter "verlängern".
Und wie gesagt, wenn man mal weiß, wie das Einnorden funktioniert, sind lange Belichtungszeiten auch bei solch langem Tele möglich.

Orionnebel mit Nikon 1J5, 180/2.8 und ca eineinhalb Stunden Belichtungszeit (120 x 20 Sek + 60 x 30 Sek)

Plejaden mit Nikon 1J5, 300PF und ca 3/4 Stunde Belichtungszeit (100 x 30 Sek)
Mein Fazit ist ein wenig zwiespältig. Einerseits hab ich für mich mit den 50 Euro ein echtes Schnäppchen gemacht und ich hab nach den ersten Versuchen schon Lust auf die nächsten klaren Nachthimmel bekommen. Auch im Neupreis sind die 450 Euro ja ein relativ günstiger Einstieg in die Materie. Aber andererseits, um das Teil richtig nutzen zu können, muss man schon wissen, was man macht und sich mit den Schwächen arrangieren. Einem unbedarften Anfänger/Neueinsteiger würd ich sie daher eher nicht empfehlen wollen.