Leider bin ich in der Fotografiematerie nicht ganz so tief drin, weshalb ich mir jetzt ein paar Tipps erhoffe, wo genau mein Fehler liegt.
Wichtig ist zunächst, zu wissen, dass das Aufnahmemedium auf eine bestimmte Objekt-Helligkeit ausgerichtet ist. Und das entspricht im Wesentlichen der Hautfarbe eines typischen Mitteleuropäers. Die entspricht im Wesentlichen dem Grauwert, auf dem unsere Belichtungsmesser geeicht sind. Und das bedeutet, dass normalerweise versucht wird, dem späteren Foto diese durchschnittliche Helligkeit zu geben.
Das funktioniert in der Regel auch ganz gut, weil die Mischung unterschiedlicher Helligkeiten in Fotos auch tatsächlich diesem Grauwert entspricht. Allerdings gibt es immer wieder Abweichungen. Typisch sind Gegenlicht-Aufnahmen, wo dann die Kontraste extrem hoch sind. Denn da kann es dann schnell zu unerwünschten Abweichungen vom Neutralgrau geben.
Und genau da stellt sich schnell die Frage: Was soll eine Belichtungsautomatik jetzt tun? Soll sie auf die dunklen Stellen im Bild belichten? Oder soll es auf die hellen Stellen belichten? Oder soll sie weiterhin einen "Durchschnittswert" ermitteln? Irgendwie muss sich aber der Computer in der Kamera entscheiden. Und da kommt es eben darauf an, wie eben dieser Computer vom Hersteller programmiert wurde.
Hier bei Deinem Bild hat die Logik des Programms gesagt: die dunklen Stellen sind wohl nicht interessant, also belichte ich auf das Wasser im Hintergrund. Warum das Programm so entschieden hat, ist eben abhängig von der Logik, die der Programmierer hat einfließen lassen, aber auch davon, welches Belichtungsprogramm Du eingestellt hast. Bei "mittenbetonter Belichtung" ist es so, dass radial das Sucherbild vermessen wird, wobe dem Zentrum des Bildes höher bewertet wird als die Bildränder. Aber es wird dann eben ein Durchschnittswert ermittelt aus allen Helligkeiten und auf "Neutralgrau" hingearbeitet. Bei Matrixmessung beispielsweise gibt der Hersteller der Kamera meist eine mehr oder minder große Datenbank mit, aufgrund dessen die Helligkeitsverteilung gemäß der Matrix mit hunderten oder gar tausenden Testfotos verglichen wird - und je nach Übereinstimmung zwischen Datenbank und vorherrschender Situation ist werden die Belichtungsdaten ermittelt. Bei Spotmessung ist es hingegen so, dass nur ein relativ kleiner Punkt (meist so um die 3% des gesamten Sucherbildes) genommen wird (früher meist exakt die Bildmitte) und die Belichtung aufgrund dieses kleinen Ausschnitts gewählt wird. Man sagt dem Belichtungsmesser also, dass man exakt dieses Detail als "Normalgrau" bezeichnet und die Kamera tut dann so, als wäre der Durchschnitt des Bildes in dieser Helligkeit.
Entsprechend sind dann natürlich die Auswirkungen. Je kritischer die Situation vor Ort ist, umso exakter muss man belichten. In Deinem Fall hätte die Spot-Messung auf das Kind wohl um mindestens 2 Blenden reichlicher belichtet, was dann zur Folge gehabt hätte, dass das Wasser schon fast durchgängig weiß gewesen wäre. Und genau da kommst Du mit der Logik des Programms in der Kamera nicht mehr weiter. Hier bist Du als Fotograf gefragt, um der Kamera dennoch ein brauchbares Bild zu entlocken. Und da gibt es eben mehrere Lösungsansätze:
- Verwendung eines Aufhellblitzes: Da der Hintergrund eh schon sehr hell im Vergleich zur Haut des Kindes ist, spielt das zusätzliche Blitzlicht keine Rolle und wäre gut geeignet, um das Kind selbst aufzuhellen. Allerdings entsteht so schnell ein künstlicher Eindruck. Das vor Allem auch deswegen, weil das Licht ja im Quadrat zur Entfernung abnimmt. Das heißt: Wenn Du von oben fotografierst, dann ist die Stirn am Hellsten und die Zehen (wären sie noch zu sehen) am Dunkelsten. Das heißt wiederum: Du hast dann vermutlich eine recht helle Stirn und einen recht dunklen Bauch.
- Verwendung anderer Aufhell-Möglichkeiten: Profis verwenden draußen oft Aufheller. Das sind helle Objektive (manchesmal farbig, meist aber weiß oder silbrig), die aufgestellt oder durch weitere Personen gehalten so aufgestellt werden, dass Bereiche, die sonst im Schatten lägen, eine gewisse Portion Sonnenlicht abbekommen. Das ist aber dort vermutlich nicht möglich, soll aber nur zeigen, was theoretisch möglich ist.
- Andere Blichtungsmessmethodik verwenden: Angesprochen wurde schon die Spot-Messung, aber da habe ich auch schon ausgeführt, wo die Probleme sind. Dadurch werden dann helle oder dunkle Bildteile noch heller bzw dunkler, und das sieht dann oft genug nicht schön aus (kann aber auch ein Stilmittel sein). Hierzu braucht es dann Erfahrung, weil oft genug Bildteile anvisiert werden, die nicht Neutralgrau sind. Beispiel: eine schwarze Dampflokomotive würde mit der Spotmessung grau werden und nicht schwarz, weil dann der Belichtungsmesser davon ausgeht, dass die (eigentlich schwarze) Lokomitive neutralgrau ist. Genauso: Wenn man weißen Schnee damit anvisiert, würde der genauso grau werden wie die schwarze Dampflokomotive. Hier käme dann gleich das hier zum Einsatz:
- Belichtungskorrektur: Diese verspricht bei entsprechender Erfahrung durch den Fotografen ebenfalls brauchbare Ergebnisse. Wenn er Fotograf aus Erfahrung weiß, wie seine Kamera unter welchen Bedingungen reagiert, kann er eigenständig der Kamera sagen, dass man lieber etwas mehr belichten will (das Bild soll also heller werden) oder knapper (das Bild soll dunkler werden). Wie hoch die Abweichung jeweils ist, ist dem Erfahrungsschatz des Fotografen zu entnehmen. Es gibt wenige Richtwerte, aber über den eigenen Erfahrungsschatz geht nix.
- Standortwechsel: Hier hätte es vielleicht geholfen, wenn Du einen anderen Standpunkt eingenommen hättest. Beispielsweise etwas tiefer, dann wäre mehr Umfeld der Location zu sehen, was der Kamere geholfen hätte, eine bessere Belichtung zu finden. Oder man stellt sich so auf, dass die Kamera nicht direkt vor einem ist, dadurch ändern sich extrem die Belichtungsdaten. Klar, das geht nicht immer und überall - aber es ist wichtig zu wissen, dass man auch dadurch bessere Bilder zustande bringt.
Und als letzter Tipp (den ich auch erst allmählich begriffen habe): Auf das Foto komplett verzichten. Weil wenn die Bedingungen derart gegen ein Foto sprechen, dann nützt es nicht, trotzdem den Auslöser zu drücken in der Hoffnung, dass man nur selber nicht in der Lage ist, besser zu fotografieren und es deswegen der Kamera überlässt.
Quintessenz: Gerade die digitale Fotografie macht es uns einfach, das Fotografieren von unten her zu erlernen. Früher hatten Heerscharen von Fotografen ein kleines Heft mitgeführt, wo sie penibel genau die Belichtungsdaten jedes Bildes eingetragen haben, um später Aussagen treffen zu können, warum die Aufnahme nicht so geworden ist, wie man es sich vorgestellt hat. Heute werden diese Daten automatisch gespeichert. Man braucht sie nur abzufrufen und die Zusammenhänge erkennen. Das ist nicht leicht, aber machbar. Es dauert halt seine Zeit. Aber diese Zeit kann spannend sein.
