Mir fällt noch auf, dass Du vermutlich mit zuviel Glow drüber gegangen bist, Uwe. Die Fensterkreuze halblinks im Bild weisen Verschmierungen auf...
Realismusgehalt bei Illustrationen ist eine heikle Frage. Ich strebe da zwar auch ein mögliches Maximum an - aber mitunter muss der Realismusgehalt hinter der Bildwirkung zurückstehen. Also lieber ein richtig geiles Bild auf ein Maximum an Wirkung getrimmt als ein möglichst realitätsnahes, das sich kaum von unserer Alltagsrealität abhebt.
("If you want reality take the bus". David LaChapelle)
Oft werden solche tiefen Bearbeitungen auch schlicht aus der Erinnerung geschöpft, die als subjektive Realität herhalten muss. Und im Verlauf der Bearbeitung merkt man dann da und dort störende Einzelheiten, die man besser an den Rand der Wahrnehmung gedrängt hätte.
Und schon kommt manchmal eine zusätzliche Vignette ins Spiel, die nichts anderes bewirken soll, als den Blick dahin zu lenken, wo man ihn haben will (und kleinere "Aufmerksamkeitsräuber" am Bildrand dem Betrachter subtil zu entziehen...).
Oder anderes Beispiel: signalfarbene Kleindetails, die man manchmal gezielt entsättigt oder gar umfärbt, damit sie nicht ungewollt den Blick auf sich ziehen.
Im Laufe einer sehr langen Bearbeitung kann aus einer subjektiven Erinnerung auch eine künstliche Traumwelt werden, deren Licht "schöner als die Realität" erscheint, dichter, reicher, komplexer oder verspielter - wie beim Altmeister David LaChapelle. Dieser schmale Grat zwischen Übertreibung und Realität setzt aber voraus, dass man die Realität ziemlich genau kennt, um sie künstlerisch überhöhen zu können.
LG Steffen