Das Bild ooc weist insgesamt stimmigere Hauttöne auf und auch die Jacke weist einen stimmigen Weißabgleich auf. Einziger Nachteil - die leicht abgeschattete Augenpartie.
Das Making of-Foto zeigt schon die Ursache für den massiven Blaustich - da wurde Licht aus einem blauen Himmel mit einem viel zu nah positionierten Reflektor schräg nach oben ins Motiv gerichtet.
Es wäre hier besser gewesen, eine sonnenbeschienene Stelle für den Reflektor zu nutzen - und ggf. aus größerer Entfernung. Alternativ kann man auch einen dieser Goldton-Reflektoren nutzen, wenn nur Schattenlicht verfügbar ist.
Die allgemeine Aufhellung wirkt in zweierlei Hinsicht kontraproduktiv für ein
Porträt:
- aus Sicht der
Luminanz sehen wir zwei erhobene Hände, die von dem zu nah gehaltenen Reflektor mehr Licht erhalten als das Gesicht. Natürlich schafft das Ablenkung für den Betrachter, dessen Blick immer zuerst zu den hellsten Stellen im Bild gelenkt werden.
- aus Sicht der Farben nimmt die Jacke durch die zu nahe Reflexion des blauen Hiimmels eine sehr kühle und fast schon tintig anmutende Charakteristik an. Zugleich wird die Helligkeit so erhöht, dass Farbstiche und Farbreflexionen von der Jacke in den Hautbereich zurückschlagen.
Der kühle Weißabgleich im Bereich der Augen erhöht einerseits die Farbspannung - was einen interessanten Aspekt und eine Betonung der Pupillenfarbe mit sich bringt.
Weniger schön ist die nahezu schattenlose Ausleuchtung der Augäpfel von schräg unten, die zusammen mit der hohen Helligkeit einen fast schon expressionistischen und eher stechenden Blick erzeugt.
Insgesamt irritieren die Farbreflexionen für meinen Geschmack zu sehr - dies vor dem Hintergrund der 3 Highlights im Bild - Hand - Gesicht - Hand.
Quasi an jedem Hell-Dunkel-Übergang wird der Betrachter im Hautbereich durch ein sehr spannungsreiches Spektrum kühler und warmer Farben gejagt, - was die Konzentration auf Gesicht und Ausdruck deutlich erschwert.
Und in ein Gesicht, einen Ausdruck, einen Charakter wollen wir uns doch bei einem Porträt vertiefen können - nicht wahr?
Wenn man sein erstes Shooting macht, ist man natürlich auf viele technische und ausdrucksrelvante Dinge (Modelführung) fokussiert - da kann es schon mal passieren, dass man Nebenwirkungen einer fotografisch nicht geschulten Assistenz mal übersehen kann.
Ich habe hier so ausführlich geschrieben, damit man das beim nächsten Mal durch eine bessere Einweisung der Assistenz sozusagen etwas entkoppeln kann - das Problem einer verteilten Aufmerksamkeit bleibt ja bestehen - und der Sinn der Assistenz ist ja die Entlastung des Fotografen in diesem sehr verantwortungsvollen Moment.
LG Steffen