Hallo,
nichts wird so überbewertet wie das Rauschen. Es kommt immer auch auf das verwendete Objektiv und den Menschen hinter der Kamera an. Testberichte werden gern zitiert, sind aber, bei näherer Betrachtung, oft überhaupt nicht aussagekräftig. Entweder werden Äpfel mit Birnen verglichen oder die Redakteure sind nicht mal in der Nähe der Kamera gewesen. Außerdem werden Testberichte "gekauft".
Wir haben vor kurzem mit der Alpha 100 und der Sony H5 Nachtaufnahmen in Berlin an der Museumsinsel, am Reichstag und an der Siegessäule gemacht.
Die Fotos der H5 waren schnell auf den Rechner übertragen, fix und fertig und schön bunt und ansprechend.
Erst mal kam der pure Neid, da ich selber ja so viel Geld für die Alpha ausgegeben hatte. Nach anfänglicher Skepsis wegen der "Testberichte" und Vergleich mit den Bildern der H5 war ich dann doch sehr angenehm überrascht, was da aus der Kamera kam. Mit dem Kit-Objektiv 17-80 mm und schon mit den einfachen Motivprogrammen bekamen wir sehr ansprechende unverrauschte Bilder.
Die Kamera hat als höchsten Wert von sich aus ISO 400 gewählt. Bei ISO 200 mit Stativ und ohne Blitz waren die Ergebnisse bei schwachem Umgebungslicht erstklassig. ISO 400 war vollkommen akzeptabel und ISO 800 im Gegensatz zu anderen Kameras vollkommen in Ordnung.
Die Kamera ist bemüht, so lange wie möglich die Freihandfotografie zu ermöglichen. Wenn man ein Stativ benutzt und die Kameraeinstellungen selber wählt, werden die Bilder auch so, wie man sich das vorgestellt hat. Die Kamera kann ja nicht wissen, was man erreichen will.
Selbst wenn es bei iso 800 mehr rauscht. Die Frage ist, was macht man mit den Bildern? Kaum jemand benutzt eine so hohe Bildschirmauflösung. Auf die gängige Bildschirmauflösung verkleinert spielt das kaum noch eine Rolle und beim Ausdruck in Standardformaten auch nicht. Die meisten Fotos liegen sowieso auf den Festplatten herum und werden "herunterskaliert" von den verschiedensten Viewern angezeigt.
Der Vorteil der digitalen Fotografie liegt ja auch darin, daß man die Bilder nachbearbeiten kann. Entrauschen kann man sogar per Stapelverarbeitung, sofern man das will.
Wer seine Fotos nicht nachbearbeiten will, sollte dann eben lieber zu einer Bridge-Kamera greifen, die mit ihrer eigenen Datenverarbeitung gute Ergebnisse erzielt. Dafür braucht man dann auch nicht das Gewicht einer DSLR mit herumzuschleppen.
Ich hatte vorher die hochgelobte Fuji Finepix S6500fd, die S9600 und die dann Sony H5 ausprobiert. Das, was da herauskam, war vor allem eines: Schön bunt und gefällig. Hatte aber wenig mit der Realität zutun. Dafür konnte man einfach drauflos knipsen.
Die Alpha ist mir wesentlich lieber, da die Datenverarbeitung, sofern man das will, behutsam zu Werke geht. Ich hatte noch nie so gute Ergebnisse wie mit der Alpha im Zusammenspiel mit RAW und Adobe Lightroom. Selbst bei höchster Auflösung und nur jpg-Speicherung war es möglich, die Details wie Wolken, etc. bei ungünstigen Lichtverhältnissen, z. B. Belichtung auf das Motiv bei Gegenlicht wieder herauszuholen. Bei anderen Kameras wäre das dann eben ein matschig weißer Himmel geblieben.
Einzig die H5 wäre noch eine Überlegung wert gewesen, denn die hat mich trotz ihrer Farbfröhlichkeit sehr beeindruckt. Aber das ist jetzt auch Äpfel mit Birnen vergleichen.
Gruß
Andreas