... welche Relevanz hat dies für die fotografische Praxis ?
Ich jedenfalls hab nur im Kopf kleine Blende - mehr Tiefenschärfe, den Rest schätz ich ab und stell dann eben nicht genau auf ein Objekt in der Mitte desSchärfebereiches, sondern so etwas 1/3 vorne scharf. Das wars.
Hallo,
so einfach kann/sollte man es sich leider nicht machen bzw. man muss dann Unschärfen auch dem Fotografen hinter der Kamera und nicht dem Objektiv oder gar der Kamera zuschreiben:
- diese "Regel" gilt eben leider nicht durchgehen: Beispiel leichtes Tele (KB) - im Nahbereich bis ca. 4 m Arbeitsabstand liegt die Schärfe symmetrisch (1:1) um den Fokuspunkt (bei 1 m deckt das so gerade eine Person ab, ab 4,5 m hat man einige Meter "Luft" drumherum, erst ab ca. 20 m hat man dann die 2:1 (oder 1/3)-Regel (
aber: rund 10 m liegen
vor dem Fokuspunkt zum Fotografen hin gesehen und rund 4 m dahinter - nur so als Anhaltspunkt - Deine Regel ist hier also genau umgekehrt)
Deine Regel (den Fokuspunkt 1/3
vor die anvisierte Motivebene zu legen) wäre nur bei einer bestimmten Situation sinnvoll:
Betrachten wir dazu wieder dasselbe kleine KB-Tele - denn jetzt kommt noch die eingestellte Blende hinzu:
nur bei etwa 10 m Arbeitsabstand haben wir diese Verteilung (1/3 der gesamten Tiefenschärfe vor dem Motiv zum Fotografen hin, ca. 2/3 hinter dem Motiv). Das gilt aber leider wieder nur für das abgeblendete Objektiv ab ca. F 8, bei Offenblende (z.B. 2.8) wieder symmetrische Verteilung der Schärfe !
Leider kommt dann auch noch die Objektivbrennweite mit in's Spiel: Bei gleichem Arbeitsabstand (wieder 10 m angenommen) gilt bei Blende 8 die strenge 1/3 Regel nur für ein KB-Weitwinkel (z.B: 28 mm), ab 70 mm KB verteilt sich die Schärfe schon im Verhältnis 1:4 (1 Teil vor, 4 Teile hinter der Motivebene), beim 200 mm KB ist die Regel ganz aufgehoben, da liegt bei Fokussierung auf eine Person der größte Anteil des "Schärfeschlauches" vor der Motivebene (also zum Fotografen hin).
(ich rechne deshalb mit KB-Abgaben, da wir hier im Forum ja ganz unterschiedliche Kameras und damit auch Sensorformate verwenden, was die Rechnung bei der Objektivbrennweite verändert)
- Digital-Objektive haben gerade bei Superzooms oft nur noch einen sehr schmalen Bereich an nutzbaren Blendenwerten - oft muss trotz bereits "schlechter" Offenblende um 1-2 Stufen abgeblendet werden (z.B. Bigma Sigma 50-500 bei 500 mm auf F 8 oder F11), um Kontrast und Schärfe zu steigern und ein paar Blendenstufen später (hier F22) setzt bereits die Beugungsunschärfe ein
Da sind (allerdings recht teure) Festbrennweiten, die man zudem im Gegensatz zu so einem Zoom auch noch wechseln muss, im Vorteil - da kann man Deine "Faustregel" dann besser anwenden, allerdings haben auch diese Objektive eine Grenzblende (i.d.R. ab F 11 bis 16; Ausnahme: sogenannte Objektivköpfe, speziell gerechnet, mindestens bis F 22 abblendbar)
- im Nahbereich tritt dann der Abbildungsmaßstab in den Vordergrund, der die förderliche Blende bestimmt, die man nicht unterschreiten sollte (und die oft höher liegt, als manche denken)
Ja, das Leben könnte so einfach sein ...
viele Grüße
Michael Lindner