AW: Photographen Rush-Hour am Stellisee
Vielen Dank an NovaScotia!
War Anfang September 2007 in der Gegend. Nachdem ich auf myswitzerland.com noch ein wunderschönes Bild gesehen hatte, wollte ich auch so eines machen: Das Matterhorn vom ersten Sonnenlicht des Morgens in warmes Rot gehüllt.
Es war sehr beeindruckend! Tip: Nicht soviel Photographieren, auch wenn man sehr viele schöne Motive findet. Aber die Dimensionen, welche einem die Natur an diesem Ort bietet ist sensationell. Es ist still, es ist kalt(!), das Wasser ruhig, weich gibt der gefrostete Boden am Ufer nach, Schwärme kleiner Fische ruhen noch in winzigen Ufereinbuchtungen. Zen-Buddhismus hätte sicher auch hier entwickelt werden können. Das Erholungspotential durch einfaches auf sich einwirken lassen der Umgebung ist enorm!
Was die Idylle allerdings störte waren ironischerweise: Photographen!!!
Eigentlich freute ich mich auf einen jungfräulichen Morgen am einsamen Stellisee. Nur das Wasser, der Berg, meine Kamera und ich. Wäre ja auch genug. Aber: Auf dem idealsten Platz sass natürlich ein Deutscher (habe schon Ausschau gehalten nach dem obligatorischen Badehandtuch mit dem wir im Ausland immer unsere Reservationen deklarieren). Er photographierte wohl für eine Zeitschrift. Bilder nur vom Berg, Bilder mit Berg und Freundin, die sich in Trekking-Vollausrüstung (nur echt mit Nordic-Walking-Stöcken) plakativ ins Bild stellt.
Links vom See, ein schweizer Photograph, der schon für seinen wohl 4. Bildband über die Schweiz noch ein Titelbild benötigte; hätte ich gerne näher kennengelernt.
Und natürlich Kandidat Nummer 3: Der obligatorische Japaner, ein eigentlich sehr netter Herr, welchen ich am vorangegangenen Abendessen kennenlernen durfte. Ein Pensionär mit viel Zeit. Und auch einem grossen Stativ.
Es kam wie es kommen musste: Die Deutsch-Japanische Photokrise brach aus, zwischen Magazin-Photograph und Japanischem Photograph. Da der Deutsche ja aber auf dem Felsen sass musste er seine Freundin, welche neben dem Pensionär stand als "Diplomatin" vorschicken. Welche auch gleich ihm auch gleich vermittelte, er möge doch bitte aus dem Bildkreis der Kamera ihres Feundes verschwinden für einige Minuten, da sonst das schöne Licht weg sei.

Der geneigte Leser könnte sich jetzt fragen, was die beiden wohl dachten, weswegen der Pensionär um die Uhrzeit dort unten am See macht, anstatt im warmen Bett der Berghütte auf das Frühstück zu warten.
Spätestens jetzt kam mir aufgrund meiner innerlichen Ausgeglichenheit durch Einwirkung der ruhigen, majestätischen Natur ein Grundsatz der Photographie in den Sinn: Man soll ein Objekt von verschiedenen Blickwinkeln her photographieren.
Somit entzog ich mich also der illustren Diskussionsrunde und erkundete verschiedene Stellen des Stellisees und deren Blickwinkel auf das Matterhorn und Umgebung.
Auch wenn der Deutsche anfing den Japaner nochmals anzuquatschen, er möge sich doch entspannen, und es sei ja alles cool, was Jener irgendwie (vermutlich Sprach- und Kulturbarriere) weniger freundlich aufnahm,
schienen am Ende aber alle Beteiligten zufrieden zu sein. Der Magazinphotograph und seine Freundin (Modell und Diplomatin) haben ihr Titelbild, der Bildbandphotograph hat sein Titelbild, der Pensionär hat seine schöne Erinnerung und ich der Bildschirmschonerphotograph hat was Neues für die Apfelkiste.
Bildschirmschoner am Mac sind was geniales; so geben sie die Bilder immer wie leichte Kamerafahrten wieder. Die Bilder aus der Gegend mit "wish you were hereW (Pink Floyd) oder "enjoy the silence" (Depeche Mode) genossen, sind wahre Glücksmomente der Erholung auch gute 2000Meter tiefer am Rheinknie.
Die Berghütte Flualp ist sehr zu empfehlen!
http://www.fluhalp-zermatt.ch/cms/output.php?id=82
Ein mögliches Vorgehen:
1.Tag, nach Zermatt, Bergbahn nach Sunnegga, gemütlich wandern zur Fluhalp und Murmeltiere sehen
2.Tag, morgens ca. 6 halb sieben (richtet sich nach der Jahreszeit) 5min runterlaufen zum See, Naturschauspiel geniessen, danach wandern über Täschalp nach Täsch (wunderschöne Panoramen, Pflanzen, Schmetterlinge und sonstiges Getier, Glacierexpress ganz tief unten, usw.), tot aber glücklich über volle Speicherkarte von Täsch aus nach Hause fahren
3.Tag, die kommenden 2 Monate mit einer stark schmerzenden Achillessehne leben. (Macht ja nichts, wir haben ja 3GB Rohdaten zu entwickeln)
Nach 2 Monaten, sich auf die nächste Gelegenheit auf eine Wanderung freuen.
Zusammenfassend: Begebt Euch dorthin, mit oder ohne Kamera und geniesst den Moment!
Liebe Grüsse,
Stift
PS: Leider klappt es gerade nicht mit dem Bild, der Hochlader will nichts hochladen.
