GymfanDE schrieb:
Jetzt würfst Du aber ein paar Sachen zusammen, die nicht ganz zusammen passen. Wer wirklich AF-Probleme hat, der sieht diese auch bei 50% und 25%, dafür braucht man keine 100% Ansicht. AF-Probleme bedeutet (meist), daß die maximale Schärfe nicht dort liegt, wo sie hingehört. Und nicht, daß das Bild knackscharf ist.
Ich würde es anders ausdrücken: Ich bringe Sachen in einen Kontext, die zusammengehören, was aber in der AF-Diskussion regelmäßig versäumt wird.
Nach meinem bescheidenen Verständnis bedeutet 'richtig fokussiert' bei Kameras, die nicht aus dem Profi-Segment kommen (und 10D/20D/300D sind nicht wirklich für den professionellen Einsatz gedacht), daß der fokussierte Punkt im Bereich der Schärfentiefe liegt. Nicht mehr, nicht weniger.
Nun ist Schärfentiefe ein sehr dehnbarer Begriff. Also sollten wir einmal darüber nachdenken, welche Interpretation sinnvoll erscheinen könnte. Die Schärfentiefe ist - unter anderem - abhängig vom akzeptablen Zerstreuungskreis, der wiederum vom Bildformat und vom Betrachtsabstand bestimmt wird. Früher, in der analogen Fotografie, ist man davon ausgegangen, daß eine Aufnahme scharf ist, wenn der 13x18 Abzug scharf wirkt.
Rechnen wir mal ein wenig. Der Schärfentieferechner vom Erik Krause ist dafür ein ausgezeichnetes Werkzeug.
Bei 13x18 ist der übliche Betrachtungsabstand 22 cm. Bei Crop-Faktor 1,6 ist dann der Zerstreuungskreis 0,016 mm sinnvoll.
Nun hat sich in jüngster Vergangenheit eine interessante Diskussion um AF-Probleme beim EF 70-200 1/4 L USM ergeben. Nehmen wir diese als Beispiel. Der Flaschentest von TORN, mit dem er im Objektiv-Forum viele nachdrücklich verrückt gemacht hat, sah vor, daß bei 70 mm Brennweite, Blende 4 und 6 m Abstand drei diagonal aufgestellte Flaschen fotografiert wurden, wobei auf die mittlere fokussiert wurde. Setzen wir das mal ein: Wir kommen beim genannten Zerstreuungskreis auf eine Schärfentiefe von 5,57 bis 6,50 m - dieser Bereich ist *größer* als der Abstand der vorderen und hinteren Flasche im genannten Testaufbau. Mit anderen Worten: Selbst wenn auf die vordere oder hintere Flasche falsch fokussiert wurde, ist dies im Rahmen der genannten Definition für "scharf" völlig ausreichend. Kein Wunder, daß Canon regelmäßig die beanstandeten Objektive als fehlerfrei zurückschickt...
GymfanDE schrieb:
Wer definiert denn "sinnvoll"? Wenn eine Firma vorgibt, daß die Kamera 8 MPix auflöst, dann ist es doch wohl selbstverständlich, daß ich als Kunde auch erwarte, daß dies bei guten Optiken ansatzweise der Fall ist.
Die Spezifikation der Auflösung hat nichts mit dem AF zu tun.
GymfanDE schrieb:
Wenn ich Deine Aussage überspitzt interpretiere, dann darf ich wohl ab sofort nur noch zur 1D (MK II) greifen, da ich bei allen anderen Modellreihen eh' nicht mir einem vernünftigen AF rechnen kann. Meine Erwartungshaltung an die 10D und 20D sind da etwas anders.
Deine Interpretation ist nicht wirklich überspitzt. Ich denke (und würde dies gerne verifizieren), daß die 1D und 1Ds Reihen einen wesentlich genaueren AF haben werden.
Bei allem Respekt für Deine Erwartungen, die überzogenen Erwartungshaltungen vieler Kamera-Besitzer sind aus meiner Sicht der Hauptgrund für die AF-Problem-Diskussion.
GymfanDE schrieb:
Wenn ich damals aber eine Kamera für > 500 Euro (mal die vermutlich viel zu hoch angesetzten Kosten von weiteren 400-500 Euro nur für den Chip außer Acht gelassen) und ein 1000-2000 Euro Objektiv genommen hätte, dann hätte ich auch bei Dias bei passender Vergrößerung erwartet, daß das Bild dort scharf ist, wo es scharf sein sollte (Bedienungsfeher einmal ausgenommen).
Eine angemessene Definition von "scharf" zugrunde gelegt, sind die Bilder auch dort scharf, wo sie scharf sein sollen.
Daß DSLRs teuer sind, stelle ich nicht in Frage. Du hast aber nicht verstanden, was Du für diese Summe bekommt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß in irgendeiner Werbung ein Hersteller seine DSLR damit angepriesen hat, daß sie einen besseren AF als die analogen Gegenstücke hat. Der Mehrpreis einer DSLR basiert ausschließlich auf den Kosten für die digitale Technik. Schon alleine die Produktion der größflächen Sensoren ist recht teuer. (Das, außer den geringen Stückzahlen, ist ja auch der Grund, warum digitale Rückteile für MF so teuer sind.)
Sorry, wenn ich es deutlich ausdrücke: Viele der angeblichen Probleme von DSLR-Besitzern gäbe es nicht, wenn sie ihre Ergebnisse in 100%-Ansicht besser einschätzen könnten.