Eine DSLR eröffnet Dir völlig neue Möglichkeiten bei der sachgerechten Inszenierung eines Motivs. Das geht aber nur, wenn man sich auch mit Bildgestaltung und Komposition auseinandersetzt und nicht versucht, mit der DSLR weiter zu knipsen wie bisher und zu glauben, der kompliziertere Apparat macht's schon von ganz allein.
Er kann Dir nur dann dabei helfen, bessere Bilder zu machen, wenn Du seine Vorzüge auch gezielt gestalterisch nutzt.
Bei Bild 1 ist nicht so recht klar, was überhaupt Dein Hauptmotiv war - die Blumenrabatte oder das Palmenhaus. Es ist irgendwie weder Fisch noch Fleisch.
Hinzu kommt die horizontal fast mittige Bildaufteilung, das teilweise Verdecken des Palmenhauses und das Abschneiden der Rundung der Blumenrabatte im Vordergrund. Dadurch fehlt dem Bild eine klare Linien- und Formensprache, die Bildaufteilung wirkt unharmonisch und die schreiende Farbe Rot im Vordergrund zieht sämtliche Aufmerksamkeit auf sich (Signalwirkung von Signalfarben).
Dadurch, dass Du versucht hast, "beides draufzubekommen", aber nicht wirklich richtig, inkonsequent, hinterlässt das Bild den Eindruck, Du hättest von der Aufnahmeposition her unglücklich gestanden, es fehle Dir an Glas (Weitwinkel) um alles richtig draufzubekommen und der Bildausschnitt wirkt dann eben beengend, als hättest Du zu dicht drangestanden.
Wie kann es besser gehen? Strebe eine harmonischere Bildaufteilung an, staffele das Bild klar in Vor- Mittel- und Hintergrund und experimentiere sowohl mit den Beinen (Fußzoom) als auch mit der Brennweite, bis das Bild gefälliger wirkt. Nicht immer ist die Augenhöhe eines Erwachsenen vorzuziehen, man kann auch aus Hüfthöhe oder auch mal der Froschperspektive fotografieren, um eine gelungene und überraschende Perspektive hinzubekommen. Das ermöglicht auch, Vordergrunddetails wirkungsvoll vor den Himmel zu stellen, um einen nicht sehr abwechslungsreichen Himmel auch mal zu kaschieren oder mit anderen farblichen Akzenten Spannung aufzubauen.
In Bild 4 hast Du solche farblichen Möglichkeiten, kannst sie aber ob des "fehlenden" (weißen) Himmels nicht nutzen. Die Farben schreien geradezu nach einer Abstand schaffenden Farbe dazu - nach einem blauen Himmel.
Seit der Einführung der Zoomobjektive wurden diese von vielen Fotoamateuren eher als Mittel der Bequemlichkeit zur Herstellung eines gewünschten Bildausschnittes angesehen und nicht als hervorragende Möglichkeit, mittels der richtigen Brennweite die gewünschten perspektivischen Wirkungen zu erzielen. Dazu braucht es aber immer des Zusammenspiels von richtigem Aufnahmestandort und der passenden Brennweite für die gewünschte Perspektive.
Mit einem Wort: Wir dürfen das Laufen, das "Beschleichen" unseres Motives dabei nicht vergessen. Wir sollten viel experimentieren, bis Ausschnitt und Perspektive stimmen (die richtige Lichtrichtung dabei nicht vergessen) und erst dann auf den Auslöser drücken, wenn alles stimmt.
Beim Palmenhaus in Schönbrunn ist das mit der richtigen Lichtrichtung gar nicht so einfach. Du brauchst die richtige Tages- und Jahreszeit dafür und eine geeignete Lichtstimmung. Als durchreisender Gelegenheitstourist wirst Du im Vorbeigehen da nicht glücklich werden, weil steiles und hartes Gegenlicht kaum das richtige Mittel liefert, einen interessanten und "einbettenden" im Sinne von malerischen Hintergrund zu bekommen. Will sagen: das Palmenhaus macht dann etwas her, wenn Du einen interessanten Himmel dazu hast und mit dem Licht und der Farbe Akzente setzen kannst, z.B. Streiflichter, Spiegelungen, leichte Überstrahlungen. Auch ein dräuender, schwarzer Gewitterhimmel lässt Farben und Lichtakzente besser zur Geltung kommen.
Und nein, ich wollte Dich nicht entmutigen. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Aber das Experimentieren, das Erarbeiten des "fotografischen Blicks" kann auch Spaß machen. Es kommt einfach darauf an, dass man sich als Fotograf nicht als Anhängsel der Kamera begreift, die schon alles von ganz allein macht, sondern umgedreht wird ein Schuh draus: Der Fotograf macht das Bild - und die Kamera ist nur das Werkzeug dazu. Alle ihre technischen Optionen sind nur eine Verlängerung unseres eigenen Gestaltungswillens, unserer ganz persönlichen Art, ein Bild zu sehen.
Schau nicht zurück im Schmerz, sondern nach vorn und freue Dich über all diese interessanten neuen Möglichkeiten, die Du Dir nun erschließen kannst.
LG Steffen