jjaeckel
Themenersteller
Es war so absehbar. Ich bin gewarnt worden. Mehrmals. Mir wurde sogar der Vorschlag ans Herz gelegt, den Zweit-Body zu nehmen. Und doch - ich Idiot pack die D90 ein. Naja so weit nichts falsches dran. Für euch die Geschichte von vorn.
Es begab sich an einem Samstag Nachmittag ein junger Mann, seines Zeichens Zivi, in den Keller, um zwei Dachlatten zusammen zu suchen. Er hegte die Absicht, mal wieder und doch nach langer Abstinenz, seinen fotografischen Horizont zu erweitern. Ihn reizte es schon lange Zeit, sogenannte "Rig-Shots" vom elterlichen Auto zu machen. Erst hielt ihn der nicht vorhandene Führerschein davon ab, dann Zeit und Motivation. An jenem Samstag fügte sich das Schicksal, alle drei Punkte waren nun gegeben. Schnell fand er, was er suchte. Er packte die Dachlatten, Schrauben und Schraubenzieher ein, entfernte aus seinem Stativ Mittelsäule samt Kopf, befestigte selbige mit hübschen, gelben Kabelbindern am Ende einer der Latten und verabschiedete sich von seinen Eltern. Leichtsinnigerweise hatte er sich die, nicht einmal ein Jahr alte, D90 um den Hals gehängt. Schnell verstaute er das Equipment im Auto, das Licht war gerade optimal. Zu schade wäre es, den Sonnenuntergang zu vergeuden.
Langsam näherte er sich dem Ort der Tragödie, schon lange hatte sie ihren unaufhaltsamen Lauf genommen. Der nahegelegene Weinberg sollte als Hintergrund für das Shooting dienen. Dass er sich zum Schauplatz seines Alptraumes entwickeln sollte, in dem er die Hauptrolle spielt, ahnte er noch nicht. Frohen Mutes verschraubte er die beiden Latten, zusammen ergaben sie eine Länge von drei, vier Metern. Daraufhin fixierte er das eine Ende der ausladenden Stange an den Dachträgern des Renault. Als er die Kamera an den Stativkopf montierte erahnte er erste Probleme. Die Latten hatte er hochkant befestigt, um vertikale Schwingungen zu vermeiden. Jetzt zeigte sich allerdings, dass die Stange weiter an Steifigkeit zu wünschen übrig lies. Seine D90 schwankte zwar nicht gefährlich, allerdings wurde deutlich, dass die Konstruktion nicht wirklich sicher war.
Alternativlos und leichtsinnig beschloss er, trotzdem einige Aufnahmen zu machen. War er doch nur Kleinigkeiten wie Einstellen des Selbstauslösers und Blendenvorwahl auf die kleinste Blende von seinem Ziel entfernt. Also, möglichst ohne die Kamera in größere Schwingung zu versetzen, betätigte er den Auslöser, ging zügig zum Auto, setzte sich und löste die Handbremse. Gegen den sich verdunkelnden Himmel sah er, wie sich der kleine, helle Punkt in der Linse kurz verdunkelte. Der Spiegel war hochgeklappt, die Aufnahme ohne viel Schwanken gelungen. Schnell stellte er das Auto ab um die Aufnahme zu kontrollieren. Gespannt drückte er den Wiedergabe-Knopf und erkannte gleich, das funktioniert unerwartet gut. Das Auto war maximal scharf, wie es bei Blende 22 und der daraus resultierenden Beugungsunschärfe zu erwarten war. Die Umgebung verfloss in schöner Bewegungsunschärfe. Nur das Bild an sich könnte noch besser sein. Er wollte mehr von dem Sonnenuntergang, der lockeren Bewölkung mitnehmen und den schönen Ausblick mit aufs Foto bringen. Dass es dazu nicht mehr kommen würde war nicht absehbar.
Um den Bildausschnitt zu ändern, löste die vordere Schraubzwinge vom Dachträger, vermeintlich unbedenklich, da nur die hintere eine tragende Funktion hatte. Allerdings war die in der Mitte des Daches angebracht und nur zu erreichen, wenn man die hintere Tür öffnete und sich auf die Kante stellte. Irgendwie musste sich genau dabei Kamera und Latte aufgeschaukelt haben. Zu spät realisierte der junge Fotograf die drohende Gefahr bei nur einer Fixierung. Jetzt konnte die Stange auch seitlich leicht hinausrutschen. Und um dem Fotografen eine unvergessliche Lektion zu erteilen, entschloss sich das Schicksal, genau das zu tun.
Vor der Nase des unbeholfenen, zum Zuschauen verdammten Fotoversessenen die Kamera fallen zu lassen. Erst drehte sich die Latte auf ihre Breitseite, rutschte dann, zu schnell um einzugreifen, unter der Zwinge hinaus und gab der Schwerkraft, die schon die ganze Zeit unerbittlich, fast eifersüchtig an der Kamera zog, nach. In Bruchteilen von Sekunden, die dem Zivi lediglich ermöglichten, die Augen vor Schrecken zu weiten und ihm dennoch vorkamen wie Minuten, demonstrierte die Schwerkraft ihre Macht. Später würde er sich daran erinnern, wie sein Physiklehrer zu Schulzeiten, irgendwo zwischen Halbschlaf und hypnotisierender Langeweile, etwas von ungefähr neun Meter die Sekunde Erdbeschleunigung erzählt hatte. Nun stürzte seine Kamera haltlos dahin, aus etwas mehr als einem Meter. Trotz aller Sportlichkeit und durch Daddelei geschulter Reaktion musste er mit ansehen, wie zuerst das Objektiv auf dem unbarmherzigen Asphalt aufkam, umknickte wie ein Streichholz, metallene Teilchen umherflogen und der Body überflüssigerweise noch einige Kratzer mitnahm.
Mit einem kräftigen Fluch, der wohl jeden Wanderer in der Umbegung aus seiner Harmonie mit der Natur riss und ihn zurück in die Realität holte, löste sich auch der Fotograf aus seiner Erstarrung. Begleitet von einigen leiseren Flüchen stürzte er zu seiner Kamera, die nun in zwei Teilen da lag, der Body auf dem steinernen Untergrund, das Objektiv ins Gras gerollt. Die Erkenntnis, dass die Sollbruchstelle am Bajonett ihren Zweck erfüllt hatte, brachte nur wenig Trost, und doch die Hoffnung, dass der Schaden kleiner und leichter zu beseitigen sein könnte als befürchtet. Gefrustet von der eigenen Leichtsinnigkeit und Blödheit packte er seine Ausrüstung - oder das was davon übrig war - zusammen. Mit einem leeren Gefühl im Herzen verliess er den Platz des grausigen Geschehens.
Das vorerst letzte Bild, das mit meiner voll funktionstüchtigen Kamera gemacht wurde.
Nach einer ersten Bilanz zeigt sich, dass der Body wohl außer kaputter Bajonettschraubengewinde und weniger Kratzer keinen ersichtlichen Schaden genommen hat. Ausführliche Tests stehen aus. Bajonett ist vorläufig wieder angeschraubt. Das Sigma 10-20er hat äußerlich keinen Schaden genommen, erste Tests an der D90 zeigen, dass möglicherweise ab und an falsch fokussiert wird. Ausführliche, verlässliche Tests an der D70s stehen aus.
Den Body werd ich wohl auf jeden Fall einschicken, um auch weitere mögliche Schäden aufzudecken und beseitigen lassen. Objektiv wird sich noch weisen.
Die Kamera/Objektivkombination war mein ein und alles. Es stehen harte Zeiten an. Ich hoffe die Geschichte ist manch einem eine Lehre, mir auf jeden Fall ein Teil Frustbewältigung. Denn:
Ich kann jetzt wieder lachen:
Es begab sich an einem Samstag Nachmittag ein junger Mann, seines Zeichens Zivi, in den Keller, um zwei Dachlatten zusammen zu suchen. Er hegte die Absicht, mal wieder und doch nach langer Abstinenz, seinen fotografischen Horizont zu erweitern. Ihn reizte es schon lange Zeit, sogenannte "Rig-Shots" vom elterlichen Auto zu machen. Erst hielt ihn der nicht vorhandene Führerschein davon ab, dann Zeit und Motivation. An jenem Samstag fügte sich das Schicksal, alle drei Punkte waren nun gegeben. Schnell fand er, was er suchte. Er packte die Dachlatten, Schrauben und Schraubenzieher ein, entfernte aus seinem Stativ Mittelsäule samt Kopf, befestigte selbige mit hübschen, gelben Kabelbindern am Ende einer der Latten und verabschiedete sich von seinen Eltern. Leichtsinnigerweise hatte er sich die, nicht einmal ein Jahr alte, D90 um den Hals gehängt. Schnell verstaute er das Equipment im Auto, das Licht war gerade optimal. Zu schade wäre es, den Sonnenuntergang zu vergeuden.
Langsam näherte er sich dem Ort der Tragödie, schon lange hatte sie ihren unaufhaltsamen Lauf genommen. Der nahegelegene Weinberg sollte als Hintergrund für das Shooting dienen. Dass er sich zum Schauplatz seines Alptraumes entwickeln sollte, in dem er die Hauptrolle spielt, ahnte er noch nicht. Frohen Mutes verschraubte er die beiden Latten, zusammen ergaben sie eine Länge von drei, vier Metern. Daraufhin fixierte er das eine Ende der ausladenden Stange an den Dachträgern des Renault. Als er die Kamera an den Stativkopf montierte erahnte er erste Probleme. Die Latten hatte er hochkant befestigt, um vertikale Schwingungen zu vermeiden. Jetzt zeigte sich allerdings, dass die Stange weiter an Steifigkeit zu wünschen übrig lies. Seine D90 schwankte zwar nicht gefährlich, allerdings wurde deutlich, dass die Konstruktion nicht wirklich sicher war.
Alternativlos und leichtsinnig beschloss er, trotzdem einige Aufnahmen zu machen. War er doch nur Kleinigkeiten wie Einstellen des Selbstauslösers und Blendenvorwahl auf die kleinste Blende von seinem Ziel entfernt. Also, möglichst ohne die Kamera in größere Schwingung zu versetzen, betätigte er den Auslöser, ging zügig zum Auto, setzte sich und löste die Handbremse. Gegen den sich verdunkelnden Himmel sah er, wie sich der kleine, helle Punkt in der Linse kurz verdunkelte. Der Spiegel war hochgeklappt, die Aufnahme ohne viel Schwanken gelungen. Schnell stellte er das Auto ab um die Aufnahme zu kontrollieren. Gespannt drückte er den Wiedergabe-Knopf und erkannte gleich, das funktioniert unerwartet gut. Das Auto war maximal scharf, wie es bei Blende 22 und der daraus resultierenden Beugungsunschärfe zu erwarten war. Die Umgebung verfloss in schöner Bewegungsunschärfe. Nur das Bild an sich könnte noch besser sein. Er wollte mehr von dem Sonnenuntergang, der lockeren Bewölkung mitnehmen und den schönen Ausblick mit aufs Foto bringen. Dass es dazu nicht mehr kommen würde war nicht absehbar.
Um den Bildausschnitt zu ändern, löste die vordere Schraubzwinge vom Dachträger, vermeintlich unbedenklich, da nur die hintere eine tragende Funktion hatte. Allerdings war die in der Mitte des Daches angebracht und nur zu erreichen, wenn man die hintere Tür öffnete und sich auf die Kante stellte. Irgendwie musste sich genau dabei Kamera und Latte aufgeschaukelt haben. Zu spät realisierte der junge Fotograf die drohende Gefahr bei nur einer Fixierung. Jetzt konnte die Stange auch seitlich leicht hinausrutschen. Und um dem Fotografen eine unvergessliche Lektion zu erteilen, entschloss sich das Schicksal, genau das zu tun.
Vor der Nase des unbeholfenen, zum Zuschauen verdammten Fotoversessenen die Kamera fallen zu lassen. Erst drehte sich die Latte auf ihre Breitseite, rutschte dann, zu schnell um einzugreifen, unter der Zwinge hinaus und gab der Schwerkraft, die schon die ganze Zeit unerbittlich, fast eifersüchtig an der Kamera zog, nach. In Bruchteilen von Sekunden, die dem Zivi lediglich ermöglichten, die Augen vor Schrecken zu weiten und ihm dennoch vorkamen wie Minuten, demonstrierte die Schwerkraft ihre Macht. Später würde er sich daran erinnern, wie sein Physiklehrer zu Schulzeiten, irgendwo zwischen Halbschlaf und hypnotisierender Langeweile, etwas von ungefähr neun Meter die Sekunde Erdbeschleunigung erzählt hatte. Nun stürzte seine Kamera haltlos dahin, aus etwas mehr als einem Meter. Trotz aller Sportlichkeit und durch Daddelei geschulter Reaktion musste er mit ansehen, wie zuerst das Objektiv auf dem unbarmherzigen Asphalt aufkam, umknickte wie ein Streichholz, metallene Teilchen umherflogen und der Body überflüssigerweise noch einige Kratzer mitnahm.
Mit einem kräftigen Fluch, der wohl jeden Wanderer in der Umbegung aus seiner Harmonie mit der Natur riss und ihn zurück in die Realität holte, löste sich auch der Fotograf aus seiner Erstarrung. Begleitet von einigen leiseren Flüchen stürzte er zu seiner Kamera, die nun in zwei Teilen da lag, der Body auf dem steinernen Untergrund, das Objektiv ins Gras gerollt. Die Erkenntnis, dass die Sollbruchstelle am Bajonett ihren Zweck erfüllt hatte, brachte nur wenig Trost, und doch die Hoffnung, dass der Schaden kleiner und leichter zu beseitigen sein könnte als befürchtet. Gefrustet von der eigenen Leichtsinnigkeit und Blödheit packte er seine Ausrüstung - oder das was davon übrig war - zusammen. Mit einem leeren Gefühl im Herzen verliess er den Platz des grausigen Geschehens.

Das vorerst letzte Bild, das mit meiner voll funktionstüchtigen Kamera gemacht wurde.
Nach einer ersten Bilanz zeigt sich, dass der Body wohl außer kaputter Bajonettschraubengewinde und weniger Kratzer keinen ersichtlichen Schaden genommen hat. Ausführliche Tests stehen aus. Bajonett ist vorläufig wieder angeschraubt. Das Sigma 10-20er hat äußerlich keinen Schaden genommen, erste Tests an der D90 zeigen, dass möglicherweise ab und an falsch fokussiert wird. Ausführliche, verlässliche Tests an der D70s stehen aus.
Den Body werd ich wohl auf jeden Fall einschicken, um auch weitere mögliche Schäden aufzudecken und beseitigen lassen. Objektiv wird sich noch weisen.
Die Kamera/Objektivkombination war mein ein und alles. Es stehen harte Zeiten an. Ich hoffe die Geschichte ist manch einem eine Lehre, mir auf jeden Fall ein Teil Frustbewältigung. Denn:
Ich kann jetzt wieder lachen:

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