Analog oder Digital ist doch ziemlich egal, wenn es um Lust oder Frust beim Fotografieren geht. Die Jubelhymnen unter den Rückkehrern zu der analogen Technik nach dem Motto "endlich wieder bewusst fotografieren" ist doch nur Ausdruck der eigenen Hilflosigkeit. Oder sogar des Strebens nach elitärer Selbstbeweihräucherung unter Gleichgesinnten.
Mit jeder Kameratechnik, analoge wie digitale SLRs, kann man bewusst fotografieren. Statt Streufeuermodus Einzelbild! Statt 1000 gemachte Bilder am Tag 10-20, die aber auf den Punkt gebracht! Erliege ich dem Glauben, nur modernste Kameratechnik garantiert qualitativ hochwertige Bilder, dann vergesse ich den wesentlichen Punkt in der Fotografie - das Feingefühl für den richtigen Moment eines Fotos. Selbst wenn Hinz und Kunz mit DSLRs herumlaufen. Na und, was soll es? Die Ausrüstung ist nur das Werkzeug, die Bilder, die ich damit einfangen kann, sind der faszinierende und einzig wichtige Moment in der Fotografie.
Mich hat die digitale Technik wieder zur Fotografie zurückgebracht. Ich freue mich an den Möglichkeiten, die mir mit der Bildbearbeitung gegeben ist. Sehen meine Bilder deshalb künstlich und unnatürlich aus. Kaum, denn dafür ist mir meine Zeit zu schade und speziell bei Porträts macht exzessive Bearbeitung Bilder oft eher kaputt als das sie hilft. Feindosiert hingegen ist die Bildbearbeitung schon ein Segen.
Lieber akrisios, vergiss den Psychologen! Gönne dir eine Auszeit ohne auch nur einmal nach der Kameraausrüstung zu schielen oder auch nach den Fotoforen. Fange wieder an, mit offenen Augen und ohne diesen dämlichen schwarzen Kasten vor dem rechten Auge in die Welt zu schauen! Erfreue dich daran, wenn Andere diesen Schritt noch nicht gehen können oder wollen, und lasse sie einfach machen. Du wirst viele neue Ideen für Bilder finden, dann auch wieder sehr gerne die Kameratasche greifen und sehr viel unbeschwerter Bilder machen als zuvor.
VG Bernhard