Smull
Themenersteller
Hallo,
ich lese hier immer wieder (für mich unverständliche) Anfragen nach dem passenden Objektiv für "Vogel-, Hunde-, Möbel-, Flugzeug-, Sport- und sonstwelche Fotografie". Wenn es Motiv-Objektive gäbe, würden die Hersteller sie entsprechend bewerben. Schau ich auf die entsprechende Canon-Seite sehe ich eine Differenzierung zwischen Festbrennweiten-, Zoom-, Makro-, Bildstabilisator- und Tilt-und-Shift-Objektiven. In den jeweiligen Gruppen erfolgt die Auflistung nach Brenweite(nbereich) und Lichtstärke. Motiv-Objektive werden von Canon also nicht angeboten.
Der wesentliche Unterschied zwischen einzelnen Objektiven ist die Brennweite bzw. bei Zoom-Objektiven der Brennweitenbereich. Je nach Brennweite wird ein unterschliedlicher Bildwinkel erzielt: bei kleinen Brennweiten ein Großer und bei großen Brennweiten ein Kleiner.
Ein Objektiv mit einer Brennweite von ca. 50mm erzielt bezogen auf das Kleinbildformat (Vollformat bei DSLRs) einen Bildwinkel, der annähernd dem menschlichen Blickwinkel entspricht, d.h., auf den Foto wird das abgebildet, was der Fotograf (bei still stehenden Augen) sehen kann.
Brennweiten < 50mm haben einen größeren "Blickwinkel" und werden daher Weitwinkelobjektive genannt. Die Abbildung auf dem Foto wirkt so, als ob der Fotograf weit entfernt vom Motiv gestanden hätte.
Brennweiten > 50mm haben einen kleineren "Blickwinkel", man spricht von Teleobjektiven. Die Abbildung auf dem Foto wirkt annähernd so, als ob der Fotograf nah vor dem Motiv gestanden hätte bzw. als hätte er ein Fernglas/rohr benutzt.
Bei gleicher Brennweite können sich Objektive in der Lichtstärke sprich in der max. Blendenöffnung (gleich kleinster Blendenzahl) unterscheiden. Ein lichtstarkes Objektiv bietet gegenüber einem lichtschwächeren die besseren Möglichkeiten, bei schlechten Lichtverhältnissen zu fotografieren oder gezielter mit der Schärfentiefe zu arbeiten.
Objektive gleicher Brennweite können sich in weiteren (Qualitäts-)Merkmalen unterscheiden: z. B. der Schärfe (Auflösung / Kontrast), der (neutralen) Farbwiedergabe, der Verzeichnung (Kissen / Tonne), der Schnelligkeit der Autofokusmechanik, ...
Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal bei identischer Brennweite ist die Naheinstellgrenze, die den Abbildungsmaßstab bestimmt. Die Naheinstellgrenze ist die minimale Entfernung zum Motiv, bei der dieses noch scharf wiedergegeben werden kann. Sogenannte Makroobjektive erlauben es, sehr dicht an den Gegenstand der "fotografischen Begierde" heranzugehen, um es formatfüllend ablichten zu können.
Sind die o.a. Zusammenhänge zwischen Brennweite und Bildwinkel ("Blickwinkel") sowie Naheinstellgrenze und Abbildungsmaßstab bekannt, können leicht die passenden Objektivparameter für den jeweiligen individuellen Verwendungszweck gefunden werden. Die eigentliche Auswahl hängt dann von den qualitativen Ansprüchen und dem persönlichen Geldbeutel ab. Hier verweise ich auf den Thread "Objektivauswahl für Neueinsteiger".
Zurück zur Fragestellung: "Gibt es Motiv-Objektive?" Will ich den "Chippendale"-Stuhl aus dem 18. Jhdt. annähernd formatfüllend in der Wohnungsumgebung ablichten, greife ich zur kleinen Brennweite mit großen "Blickwinkel" sprich zu einem Weitwinkelobjektiv. Ich könnte den Stuhl natürlich auch auf die grüne Wiese stellen und ihn aus 20m Entfernung mit einem Teleobjektiv formatfüllend fotografieren - was ist nun das "Möbelobjektiv"? Natürlich wird jemand zur Möbeldokumentation (Möbelkatalog) zu einem möglichst verzerrungsfreien Weitwinkelobjektiv greifen, da Möbel üblicherweise nicht auf der grünen Wiese sondern in mehr oder weniger engen Räumen stehen. Mit dem gleichen Objektiv können aber genauso gut auch (Stadt-)Landschafts- oder Menschengruppen-Aufnahmen gemacht werden.
Um einen Spatz formatfüllend abzulichten, könnte ich zu einem 50mm-Makroobjektiv greifen. In der Regel werde ich aber keinen Fotoerfolg haben, da die Fluchtdistanz eines Spatzes ein wenig größer als wenige Zentimeter ist. Also greife ich zum Teleobjektiv mit dem ich aber genauso gut auch die Kirchturmuhr fotografieren kann. Das Teleobjektiv ist also doch kein spezielles Vogelobjektiv!
Weitere Erklärungen für Neueinsteiger in das Thema Fotografie bietet der "Fotolehrgang".
Gruß Ulrich
ich lese hier immer wieder (für mich unverständliche) Anfragen nach dem passenden Objektiv für "Vogel-, Hunde-, Möbel-, Flugzeug-, Sport- und sonstwelche Fotografie". Wenn es Motiv-Objektive gäbe, würden die Hersteller sie entsprechend bewerben. Schau ich auf die entsprechende Canon-Seite sehe ich eine Differenzierung zwischen Festbrennweiten-, Zoom-, Makro-, Bildstabilisator- und Tilt-und-Shift-Objektiven. In den jeweiligen Gruppen erfolgt die Auflistung nach Brenweite(nbereich) und Lichtstärke. Motiv-Objektive werden von Canon also nicht angeboten.
Der wesentliche Unterschied zwischen einzelnen Objektiven ist die Brennweite bzw. bei Zoom-Objektiven der Brennweitenbereich. Je nach Brennweite wird ein unterschliedlicher Bildwinkel erzielt: bei kleinen Brennweiten ein Großer und bei großen Brennweiten ein Kleiner.
Ein Objektiv mit einer Brennweite von ca. 50mm erzielt bezogen auf das Kleinbildformat (Vollformat bei DSLRs) einen Bildwinkel, der annähernd dem menschlichen Blickwinkel entspricht, d.h., auf den Foto wird das abgebildet, was der Fotograf (bei still stehenden Augen) sehen kann.
Brennweiten < 50mm haben einen größeren "Blickwinkel" und werden daher Weitwinkelobjektive genannt. Die Abbildung auf dem Foto wirkt so, als ob der Fotograf weit entfernt vom Motiv gestanden hätte.
Brennweiten > 50mm haben einen kleineren "Blickwinkel", man spricht von Teleobjektiven. Die Abbildung auf dem Foto wirkt annähernd so, als ob der Fotograf nah vor dem Motiv gestanden hätte bzw. als hätte er ein Fernglas/rohr benutzt.
Bei gleicher Brennweite können sich Objektive in der Lichtstärke sprich in der max. Blendenöffnung (gleich kleinster Blendenzahl) unterscheiden. Ein lichtstarkes Objektiv bietet gegenüber einem lichtschwächeren die besseren Möglichkeiten, bei schlechten Lichtverhältnissen zu fotografieren oder gezielter mit der Schärfentiefe zu arbeiten.
Objektive gleicher Brennweite können sich in weiteren (Qualitäts-)Merkmalen unterscheiden: z. B. der Schärfe (Auflösung / Kontrast), der (neutralen) Farbwiedergabe, der Verzeichnung (Kissen / Tonne), der Schnelligkeit der Autofokusmechanik, ...
Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal bei identischer Brennweite ist die Naheinstellgrenze, die den Abbildungsmaßstab bestimmt. Die Naheinstellgrenze ist die minimale Entfernung zum Motiv, bei der dieses noch scharf wiedergegeben werden kann. Sogenannte Makroobjektive erlauben es, sehr dicht an den Gegenstand der "fotografischen Begierde" heranzugehen, um es formatfüllend ablichten zu können.
Sind die o.a. Zusammenhänge zwischen Brennweite und Bildwinkel ("Blickwinkel") sowie Naheinstellgrenze und Abbildungsmaßstab bekannt, können leicht die passenden Objektivparameter für den jeweiligen individuellen Verwendungszweck gefunden werden. Die eigentliche Auswahl hängt dann von den qualitativen Ansprüchen und dem persönlichen Geldbeutel ab. Hier verweise ich auf den Thread "Objektivauswahl für Neueinsteiger".
Zurück zur Fragestellung: "Gibt es Motiv-Objektive?" Will ich den "Chippendale"-Stuhl aus dem 18. Jhdt. annähernd formatfüllend in der Wohnungsumgebung ablichten, greife ich zur kleinen Brennweite mit großen "Blickwinkel" sprich zu einem Weitwinkelobjektiv. Ich könnte den Stuhl natürlich auch auf die grüne Wiese stellen und ihn aus 20m Entfernung mit einem Teleobjektiv formatfüllend fotografieren - was ist nun das "Möbelobjektiv"? Natürlich wird jemand zur Möbeldokumentation (Möbelkatalog) zu einem möglichst verzerrungsfreien Weitwinkelobjektiv greifen, da Möbel üblicherweise nicht auf der grünen Wiese sondern in mehr oder weniger engen Räumen stehen. Mit dem gleichen Objektiv können aber genauso gut auch (Stadt-)Landschafts- oder Menschengruppen-Aufnahmen gemacht werden.
Um einen Spatz formatfüllend abzulichten, könnte ich zu einem 50mm-Makroobjektiv greifen. In der Regel werde ich aber keinen Fotoerfolg haben, da die Fluchtdistanz eines Spatzes ein wenig größer als wenige Zentimeter ist. Also greife ich zum Teleobjektiv mit dem ich aber genauso gut auch die Kirchturmuhr fotografieren kann. Das Teleobjektiv ist also doch kein spezielles Vogelobjektiv!
Weitere Erklärungen für Neueinsteiger in das Thema Fotografie bietet der "Fotolehrgang".
Gruß Ulrich
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