Punkt für Punkt
Ich denke mal, dass das vor allem damit zusammenhängt, dass es heute mehrere Möglichkeiten gibt, zu einem zumindest in vielen Medien annähernd bzw. für die Mehrheit der Betrachter gleichen Ergebnis zu kommen. So gibt es immer mehr Literatur aus dem Bereich der Architektur, wo das Bildmaterial sichtlich digital geshiftet wurde. Das sieht man vielfach nur an winzigen Details. Und kommt natürlich auch den Produktionskosten zu Gute.
Die digitale Shifterei ist für das geschulte Auge ein Graus... und während ich
das voranstehende Posting verfasste kam der passende Kommentar zu diesem
Thema bereits von anderer Seite.
Ja, es ist auch eine Sache der Kosten.
Vor Einführung der Digitalfotografie sind meines Wissens selbst die Architekturaufnahmen für Postkarten (!) überwiegend mit voll verstellbare Fachkameras entstanden. Ganz einfach weil man überhaupt keine andere Möglichkeit hatte, Fotos ohne stürzende Linien zu produzieren. Und ernstzunehmende Architekturaufnahmen ohne solche seit mehr als hundert Jahren Konsens sind.
Postkarten nach dem WK II fast immer mit MF & Pseudoshiften durch Crop
angefertigt. Anfangs gab es auch noch die eleganten handcolorierten...
Heute ist es geradezu unvorstellbar, dass auf diese Weise etwa mit Inkrafttreten der Denkmalschutzgesetze in Deutschland ab Mitte der 1970er Jahre bis in die 1980er Jahre hinein fast der gesamte heutige Denkmalbestand abfotografiert wurde. Ich frage mich, was die Fotografen von damals denken, wenn sie sehen, was für Ergebnisse man heute mit einer 5D Mark II und einem TS-E 17 oder 24 mm erzielen kann – zu einem Bruchteil der Kosten, bei einem Zehntel des Gewichts, und einem Hundertstel weniger Blut, Schweiß und Tränen beim Fotografieren. Wer mal ein Wochenende im Hochsommer mehrere Stunden am Tag unter 'nem Einstelltuch zugebracht hat, weiß wovon ich rede.
Naja, habe in den 70er Jahren Ortsbildinventare angefertigt und da gab es
schon Shiftobjektive von Canon, Nikon, Schneider und Pentax und ich habe
mir damit u.a. auch die Kohle für das 28er von P erwirtschaftet.
Aber zurück zum Thema: das Lager derer, die mit derartiger Ausrüstung fotografieren, dürfte in wesentlichen in zwei Gruppen zerfallen. Die einen die ambitionierten Amateure, die einfach die Kohle und die schiere Freude an technischer Perfektion haben.
Und dann halt die gewerblichen, die technische Perfektion für ihre Arbeit benötigen. Ich sehe da vor allem die staatliche Denkmalpflege und professionelle Restaurierung, wo Dokumentation aller Veränderungen naturgemäß einen sehr hohen Stellenwert besitzt. Und wohl auch eine handvoll Künstler mit etwas Erfolg, die es sich dann leisten können.
Wie schon von dir angesprochen, dürfte aber auch vielen, vor allem Architekten und Verlagen, wohl aber auch in der Kunst mittlerweile das genügen, was man qualitativ heute bereits mit einer „einfachen“ DSLR-Ausrüstung produzieren kann. Und das ist meines Erachtens auch gut so: hier hat eine Demokratisierung der Fotografie stattgefunden.
Es ist die Relation zu ziehen, durch die EDV und die fortschreitende Digitali-
sierung wird allgemein eine wesentlich höhere Erfassungschärfe in vielen Be-
reichen bereit gehalten, ob die immer erforderlich ist, ist eine andere Sache.
Der Vorteil ist, dass bereits grundlegend eine hohe Qualität vorhanden ist und
sich der Einsatz für eine noch höhere auf einige wenige Fälle reduziert, die
dann mit höherwertigem Gerät abgearbeitet wird.
Der Aufwand für eine KB-D-SLR ist durchaus adäquat und in Relation zum Be-
darf eines Amateurs zu vernachlässigen. Mit einer 60 Mp MF wäre das nicht
mehr so ohne weiters zu bedienen, wenn man die nicht ständig im Einsatz
hat und sie sich daher rechnet.
abacus