AW: Obejektive Brennweite Frage
Hallo und willkommen im Forum
Oh je, das Thema gibt's hier alle Nase lang.
Zusammenfassend kann man sagen:
- Die Brennweite ist eine Eigenschaft der Linsenanordnung und ist unabhängig vom ausgeleuchteten Sensorformat
- Im Vergleich zu 35mm Film-Kameras und "Vollformat/KB" Digitalkameras ist der Ausschnitt dessen, was der Sensor sieht bei APS-C kleiner, d.h. du hast nur einen Ausschnitt dessen, was der KB-Sensor sieht.
- Die Verkleinerung des Bildausschnitts ist nur eine Verkleinerung des Bildwinkels (wird wohl nicht die genaue Definition sein, aber es geht hier um den Winkel der über Sensor und der Bilddiagonalen aufgespannt wird)
- Die Verkleinerung des Bildwinkels wirkt wie ein "näher heranholen" und entspricht dem Effekt eine längere Brennweite verwendet zu haben.
Wenn du also mit dem gleichen 50mm Objektiv ein Bild vom Selben Standpunkt mit KB (Bild 1) und mit APS-C (Bild 2) machen würdest, dir beide Bilder mit z.B. 30cm Kantenlänge ausdruckst (
Wie genau strukturiert jetzt Details wiedergegeben werden unterschlagen wir erst mal!) und nebeneinander legst. Und dann mit der KB Kamera noch ein Bild vom selben Standpunkt mit einer Brennweite 50mm * Cropfaktor machst (Bild 3) und dieses auch noch danebenlegst, dann fällt folgendes auf:
- Auf Bild 1 ist mehr Umgebung mit drauf als auf Bild 2
- Bild 2 und Bild 3 zeigen den selben Ausschnitt
Der zweite Punkt beschreibt das, was bei Brennweite und Cropfaktor immer gesagt wird: "Aber die Brennweite ist ja dann effektiv länger".
Wenn man sich jetzt die Auswirkung der Blende auf die Schärfentiefe anschaut kommt folgendes heraus: (Der Zerstreuungskreis (ganz Vulgo ab wann wird etwas als unscharf betrachtet) wird bei 0,019 mm für alle Kameras angesetzt, es wird mit 50 mm und Blende 8 auf ein in 1m Entfernung befindliches Objekt fokussiert)
- Bild 1 wird alles ab 0,9454 m bis 1,06 m scharf zeigen
- Bild 2 wird alles ab 0,9454 m bis 1,06 m scharf zeigen
- Bild 3 wird alles ab 0,9756 m bis 1,03 m scharf zeigen
Vergleicht man die Bilder wieder wie oben, so sieht man, dass bei Bild 1 und Bild 2 die gleichen Partien scharf sind. Dadurch, dass Bild 2 aber nur einen Ausschnitt von Bild 1 zeigt,
scheint es als sei die "Schärfentiefe" (Bereich akzeptabler Schärfe) größer. Beim Vergleich von Bild 2 mit Bild 3 zeigt sich, dass die Schärfentiefe aber von der Brennweite abhängig ist, denn der Bildausschnitt ist jetzt der selbe, der scharf dargestellte Bereich unterscheidet sich aber. Um die selbe Schärfentiefe zu erreichen, müsste man (zumindest laut
diesem DOF-Rechner) auf ca. Blende 19 abblenden. Daraus leitet manch einer einen "Freistellungsvorteil bei KB" ab, weil man bei weitwinkliger wirkenden Aufnahmen im Vergleich zu APS-C bei gleicher Blende die gleiche Schärfentiefe hat.
Die obige Betrachtung geht davon aus, dass die Pixelgröße bei KB und APS-C gleich ist, d.h. die KB-Kamera mehr MP hat. Das bedeutet:
- Wenn du beide Bilder mit z.B. 300 Pixel pro Inch ausdruckst, das KB-Bild größer ist
- Dass du exakt das APS-C-Bild aus dem KB-Bild herausschneiden kannst
- Auch das so vielerseits beschworene Rauschen wäre dann genau identisch (Davon ausgehend, dass der APS-C-Sensor einfach aus einem KB-Sensor ausgestanzt wurde)
Da aber KB Sensoren und APS-C Sensoren nicht wie eine Micro-SIM aus einer normalen SIM herausgestanzt werden, gibt es viele zusätzliche Unterschiede, die die obigen Aussagen etwas aufweichen und je nachdem Vor- oder Nachteile bedeuten können. Immer ja nachdem was man denn eigentlich vor hat.
Ich sehe gerade: Es sind schon Antworten da, nächstes mal muss ich schneller schrieben.
TL;DR: Die 50 mm bleiben 50 mm, an APS-C ist der genutzte Bildkreis kleiner. Es wirkt als sei das Objektiv 50 mm * Cropfaktor lang. Aber nur vom Bildausschnitt!