Natürlich stellt ein 24-70 2,8 am langen Ende besser frei als ein 17-50/55 und ist daher für Freistellmotive letztendlich besser geeignet. Nur als Standardzoom oder im Forendeutsch "Immerdrauf" ist ein 24-70 an APS-C eher überdimensioniert. Funktioniert, ohne Frage - doch der technisch anspruchsvolle Weitwinkelbereich ist mehr oder weniger ausgespart und man ist eher im "langweiligen" Normalbereich unterwegs.
Die maximale Blende wird im Porträtbereich allerdings häufig überbewertet. Passend eingesetzt, können lichtstarke Porträtfestbrennweiten ihre Stärken ausspielen und Bilder mit einem besonderen Look erzeugen. Wie gesagt - passend eingesetzt.
Leider wird damit auch viel übertrieben.
So ist auf vielen Porträts zwar viel Bokeh drauf, doch vor lauter Unschärfegeilheit wird das eigentliche Motiv dann doch vergessen, weil dann nur ein Auge scharf ist.
Die Gestaltung eines Porträts ist vielmehr als stets nur mit maximaler Blende zu fotografieren. Die Lichtführung trägt viel mehr zum ästethischen Gesamteindruck bei. Außerdem bekommt selbst Blende 4 am Crop schöne Bokeh-Porträts hin. Man muss halt nur -falls möglich - näher ran ans Motiv und den Hintergrund ruhig gestalten.
Mit diesem Wissen spielt es also keine große Rolle, ob man mit Kleinbild oder APS-C arbeitet - mit dem richtigen Arbeitsabstand kann man schon viel rausreißen, wenn man mal kein 85 1,2 zur Hand hat. Und so wird auch mal das ganze Gesicht scharf.
Grundsätzlich stelle ich hier nicht die Berechtigung der Porträtbrennweiten in Frage. Vielmehr sollte man sich erstmal mit den Freistellmöglichkeiten grundsätzlich befassen. Dann wird man feststellen, dass die Blende nur ein Gesichtspunkt von mehreren ist. Arbeitsabstand, Brennweite, Art und Entfernung des Hintergrundes zum Motiv spielen da ebenfalls mit rein.
Die Bokehspezialisten mit großen Blenden erleichtern dabei das Geschäft allerdings ein wenig.