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vs Voigtländer Nokton 1.5/75 (aus Sicht eines
Z6 Users)
Seit einigen Monaten besitze ich das 7artisans 75 und bin eigentlich recht zufrieden damit.
Man muss wissen, dass die Bildanmutung des 7art @f1.25 / f1.4 relativ soft ist und die Schärfe in diesem Bereich
nicht Hand in Hand mit dem Kontrast geht - das erschwert die Entfernungseinstellung etwas.
Diesen Look würde ich mal als 'dreamy / creamy' bezeichnen, was keinesfalls ein Nachteil sein muss.
Sobald man diesen Blendenbereich einmal passiert hat, verhält es sich eigentlich wie ein 'normales' Objektiv.
Die Abbildungsleistung @f2 würde ich schon als sehr anständig bezeichnen, diese steigert sich dann noch bis ca. f4. Darüber hinaus sehe ich eigentlich keinen nennenswerten Unterschied mehr zu kleineren Öffnungen - auch in den Ecken nicht.
Was mich etwas stört, sind die Farblängsfehler, welche bei den beiden großen Blendenöffnungen sehr prominent sind.
Abhilfe schafft hier nur abblenden, starke Kontrastkanten vermeiden oder in schwarz-weiß fotografieren.
Was mich andererseits wirklich begeistert ist der smoothe Unschärfeverlauf.
Ich weiß nicht, was die Buben und Mädels dort bei der Konstruktion gemacht haben, aber DAS ist wirklich das Highlight dieser Linse!
Dabei ist es egal, ob man mit großer oder kleinerer Blende, im Nahbereich oder auf mittleren Distanzen arbeitet - das Bokeh bleibt cremiger als bei allen anderen Linsen, die mir bisher so unter die Finger gekommen sind.
Ich habe das F-Mount Nikkor 1.8/85 auf kurzer (1,2 m) und mittlerer Distanz (10 m) mit dem 7art verglichen.
Die Hintergrundunschärfe des ca. 40 m entfernten Objektes war mit dem 7art in beiden Fällen sogar noch bei f2.8 'fluffiger' als das Nikkor bei f1.8.
(Getestet jeweils einmal bei gleicher Entfernung zum Vordergrundobjekt und einmal bei gleichem Abbildungsmaßstab des Vordergrundobjektes.)
Das hat mich schon ziemlich gewundert & beeindruckt.
Gesamtbild (Aufnahmeentfernung 1,2m):
Vergleich (links:
7art @f2.8, rechts:
Nikkor @f1.8):
Das 75er Nokton hatte ich auch ein paar Tage zum Testen.
Ursprünglich wollte ich es gegen das 7art tauschen, denn es ist deutlich leichter & kleiner, bei ebenfalls hoher Lichtstärke.
Von der Abbildungsleistung ist es in nahezu allen Punkten dem 7art überlegen:
- Sehr scharf und kontrastreich bereits bei f1.5, ab ca. 1,2 m (darunter geht so).
- Minimale Farblängsfehler bei großen Blendenöffnungen.
- Gegenüber starken Lichtquellen ist es (systemübergreifend) eine der unempfindlichsten Linsen, die ich je in Benutzung hatte.
- Bokeh bei Entfernungen von 1-3 m und voller Blendenöffnung sehr smooth!
- Kaum Kontrastkanten und zurückhaltendes 'Zwiebelmuster' bei unscharfen Spitzlichtern.
- Sehr schön definierte Sonnensterne ab f2.
Der Charakter dieser Linse ähnelt in vielerlei Hinsicht dem des Ultron 1.7/35 Asph II sehr.
Demgegenüber stehen ein paar wenige Nachteile:
- Die 12 Blendenlamellen sind leider nicht abgerundet. Ein Sonnenuntergang, bei dem die Sonne unscharf im Hintergrund abgebildet werden soll, sieht gerne zwölfeckig aus.
- Der Fokussierweg dürfte gern etwas länger sein. Bei Entfernungen zwischen 3 und 10 m ist für eine exakte Einstellung im wahrsten Wortsinne Fingerspitzengefühl angesagt.
- Ab mittleren Entfernungen zum Objekt (ca. 3-5 m und aufwärts) wird die Hintergrundunschärfe
sehr prominent!
Trotz größter Öffnung macht die Unschärfe eher den Eindruck, als hätte man mit f4 (oder kleiner) fotografiert.
Möglicherweise ein Resultat der zurückhaltenden Baugröße bei gleichzeitig hohem Mikrokontrast(?)
Ein erheblicher Anteil meiner Fotografie besteht aus Ganzkörperportraits und Fahrzeugen (also Sujetabstände zwischen 7 und 12 m bei diesem Bildwinkel), daher ist mir der letzte Punkt besonders wichtig und stört mich ehrlich so sehr, dass ich es nicht gegen das 7art eintauschen werde.
Vergleich (links:
Nokton @f1.5, rechts
7art @f2 - Aufnahmeentfernung: ca. 10 m)
(Gesamtbild kann ich leider aus Datenschutzgründen nicht zeigen.)
Wirklich schade, denn von der Baugröße hätte es deutlich besser zu den anderen M-Bajonett-Linsen gepasst...