AW: Gedanken zu Fuji im Sommer 2021...
Was mir bei Canon extrem unsympathisch ist, ist die Produktpolitik. Da wird jedes Modell produktpolitisch zueinander abgegrenzt, es gibt kein Feature zu viel und nachgereicht wird schon gar nichts. Bei Fuji habe ich den Eindruck, dass die halt einfach machen, was mit der jeweiligen Hardware möglich ist und das ist mir irgendwie sympathisch.
In der Tat ist mir Fuji auch sympathischer als Canon. Aber welche Konsequenz hat das für meine persönliche Bildergebnisse?
Underdogs werden immer die Sympathien der Leute bekommen. Und die Truppe um den alten Fuji Imaging CEO legte auch wirklich toll los. Kaizen war wirklich gelebt und ich erfreute mich an Firmware 5.x an der T1 und 4.x an der T2.
Als Fuji und Olympus/Panasonic die Pioniere in Spiegellos waren, war da pure Aufbruchsstimmung und Top Motivation. Zur Vorstellung der E-M1 im Herbst 2013 hatte ich eine Kamerapräsentation mit "Hands on" 4 Stunden im Studio erlebt und war noch nicht begeistert. Logisch - war ja Firmware 1.0 und ehrlich gesagt bedient man die E-M1 nicht sauber ohne sich eine gute Stunde in diese eingearbeitet zu haben und diese für sich selbst abzusetzen.
Ich prophezeie: Fuji wird mehr Nischenprodukt für Kameraliebhaber als es zur Zeit der Fall ist. Eine X-E4 / X-S10 und X-Pro3 passen da ins Konzept. Schöne Linsen davor - und gut ist es.
Eine X-H1 mit Batteriegriff und 16-55er 2.8 war einige Zeit meine Traumkombi. Aber sie war ein Marketing mäßiger Misserfolg weil so ein Pro Body preislich nicht ins APS-C Segment passt. Bald erscheint die Sony A7IV für wohl 2499€ und Sony wird gewiss die A7III als "Schmankerl" für irgendwas um 1499€ dauerhaft setzen.
Eine X-H2 scheint mir da fast unverkäuflich, wenn diese für irgendwas um 2199€ mit Batteriegriff positioniert wird.
Natürlich kann man mit Fuji ernsthaft und gut arbeiten.
Aber unter dem Aspekt des Optimierens (Beste Bildqualität fürs Geld, bester AF für die Arbeit, schneller Workflow, bestes Glas) ist Fuji leider für mich raus.
Wo sie für mich verloren hatten, war der Zeitpunkt, als sie die GFX100s OHNE HOCHFORMATGRIFFOPTION auf den Markt gebracht hatten. Ich hatte kurz damit geliebäugelt, musste aber feststellen dass Fuji eine Kamera für 5999€ nicht für Pros angedacht hatte; diese sollen sich gefälligst den Klotz GFX100 für mal eben schlappe 4000€ mehr leisten, wenn der Hochformatgriff gewünscht wird. Geht's noch? Selbst die "billige" X-T4 wird natürlich mit Hochformatgriffoption angeboten. Warum wohl?
Sorry - aber das ist schlicht dumm. Und genauso ist es seltsam, ein 50 1.0 für 1499€ auf den Markt zu bringen, wenn man ein 56 1.2 hat. Wäre es nicht viel interessanter gewesen, dass 56 1.2 als Mark II Version mit zeitgemäßem STM Quadmotor und Wetterschutz anzubieten? Das wäre im Sinne des Kunden.
Diese Hi End Dinge machen an APS-C keinen Sinn. Ein KB 85 1.4 (z.B. Sigma Art 85 1.4) ist günstiger und besser im Ergebnis als ein 50 1.0. Ich stand kurz davor, mir das 50-140 2.8 im Rahmen der Aktion zu kaufen - normal kostet es 1499€. Für 400€ bekomme ich ein gebrauchtes 70-200 f4L USM, welches mit IBIS in der Kamera auch noch stabilisiert ist. Für irgendwas um 1200€ ein Sigma Sport 70-200 2.8 (neu)
Da wurde mir klar, dass ich mit Fuji in einer Sackgasse bin. Fuji - aus Pro Sicht - ist nicht leichter und nicht günstiger als KB. Die Bildqualität kommt zwar nahezu ran und ist in Ordnung - trotzdem gibt es Unterschiede.
Die Möglichkeiten des machbaren werden mit ganz aktuellen Bodies (Sony / Nikon Z / EOS R System) verschoben. Fuji APS-C wird ein reines Hobbyistensystem werden. Das aber in Edel.
Und das ist nicht schlecht, sofern man sich da wiederfindet. Wenn man da ambitionierter ist, stellt man vielleicht fest, dass es bessere Alternativen gibt.