Re: Nicht weiter als f/8 abblenden?
Tatsächlich kann man [...]
Ja ja ... das ist genau das übliche Gerede, das man im Internet lesen kann und die Leute verunsichert.
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Derart kleine Blenden sollte man also nur einsetzen, wenn man mit den Nebenwirkungen leben kann.
Falsch!
Stattdessen gilt: Man darf sich von all dem Gerede über die böse Beugung nicht davon abhalten lassen, derart kleine Blenden einzusetzen, wann immer man die Schärfentiefe braucht.
Wer allerbeste Schärfe in der Einstellebene braucht, der sollte die optimale Blende seines Objektives ermitteln und dann nicht weiter abblenden als bis zu dieser. Doch wer große Schärfentiefe braucht, der kann und soll und darf abblenden, soweit nötig.
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Das gilt völlig unabhängig vom Sensorformat.
Falsch!
Es hängt sehr vom Sensorformat ab, bei welcher Blende die Beugung ernsthaft störend in Erscheinung tritt. Aber in jedem Falle gilt: Das würde – außer im Makrobereich – nur bei Blendenwerten passieren, die sich am Objektiv ohnehin nicht einstellen lassen. Die Blenden, die man einstellen kann, darf man auch nutzen. (Ausnahmen mögen existieren, etwa bei Kompakt- und Bridgekameras mit extrem kleinen Sensoren.)
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Die Sichtbarkeit der Beugung ist nicht nur abhängig von der Sensorgröße ...
Ja.
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... sondern auch von der Sensorauflösung.
Nein.
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Nehmen wir einen Kleinbildsensor mit 10 MP, da ist Blende 11 seitens der Beugung völlig unproblematisch. Hat er aber 50 MP und das Objektiv kann diese Auflösung auch halbwegs liefern, dann wird man bei f/11 in der Nahbetrachtung Beugungseffekte erkennen können.
Das ist der übliche, immer wieder kolportierte Unsinn. Ihm liegt das Mißverständnis zugrunde, Objektive würden "Megapixel bedienen" und Streuscheibchen führten nur dann zu erkennbaren Schärfeverlusten, wenn sie größer sind als ein Pixel.
Tatsächlich aber wird man, um bei deinem Beispiel zu bleiben, an jenem Kleinbildsensor mit 10 MP – bei seehr genauem Hinsehen – bei f/11 den gleichen Rückgang an Schärfe durch Beugung erkennen können wie mit dem selben Objektiv und der gleichen Blende am gleich großen 50-MP-Sensor ... sofern die optimale Blende jenes Objektives nennenswert größer wäre als f/11.
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Interessanter als sich die Beugungsgrenze auszurechnen, ist es, sich anzusehen, welche Auflösung jedes einzelne Objektiv der eigenen Ausrüstung bei welcher Blende liefert.
Das wäre in der Tat eine interessante Beschäftigung, wenn man gerde einmal absolut nichts besseres zu tun hätte, aber ...
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Gerade bei lichtstarken Objetiven verbietet sich dann häufig alles oberhalb von f/8 ...
... man darf sich davon nicht zu diesem mentalen Kurzschluß hinreißen lassen. Das ist genau der Irrtum, dem wir diese Diskussion hier zu verdanken haben.
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Sieht man sich die Tests an, muß natürlich immer berücksichtigt werden, welche Kamera da zum Testen genutzt wurde und hoch die Auflösung der eigenen Kamera ist.
Es ist vollkommen egal, wie hoch die Auflösung der eigenen Kamera ist. Sowohl die optimale Blende als auch der (in der Regel praktisch unbedeutende) Schärfeverlust durch Beugung jenseits der optimalen Blende sind unabhängig von der Auflösung.
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Hier eine Faustformel und eine kleine Liste von Kameras, in Abhängigkeit von Sensorgröße und dessen Auflösung ...
Diese "Faustfomel" ist sinnlos und die Liste ohne Bedeutung. Man sollte sich von solchen Narreteien nicht in die Irre leiten lassen. Die optimale Blende ist allein vom Objektiv abhängig und hat gar nichts mit der Sensorauflösung zu tun. Die Maximalschärfe in der Einstellebene leidet, sobald man die optimale Blende überschreitet – wiederum unabhängig von der Sensorauflösung. Dennoch wird die Bildschärfe wegen zunehmender Schärfentiefe insgesamt besser, wenn das Motiv tiefengestaffelt ist, die Bildabsicht eine große Schärfentiefe erfordert und die kritische Blende nicht überschritten wird. Die Zahl und Größe der beteiligten Pixel spielt dabei nicht die allergeringste Rolle.
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... bei f/22 hat man leichte Schärfenachteile (die man aber ohne Direktvergleich nicht sehen würde).
Sag ich doch. Und man hat große Schärfevorteile, wenn man die Schärfentiefe braucht. Und weiter als f/22 läßt sich das Objektiv nicht abblenden, so daß man die (noch kleinere) kritische Blende gar nicht erreichen kann.
Und was den konkreten Wert der kritischen Blende angeht ...
Im Fernbereich liegt die kritische Blende für das Kleinbildformat so in der Gegend von f/64.
Wie kommst du auf diesen Wert f/64?
Ich weiß schon – streng nach Formel ist f/64 für Kleinbild im Fernbereich zu großzügig. Denn schon bei etwa f/32 erreichen die Beugungs-Streuscheibchen einen Durchmesser, der dem gängigen Grenzwert für Schärfentiefe beim Kleinbildformat entspricht.
Für APS-C käme man dann auf etwa f/22 als die kleinste sinnvoll einsetzbare Blende, und beim Vierdrittel-Format geht's bis f/16. Allerdings hängt das im konkreten Einzelfall auch immer etwas vom Bildinhalt ab ... deshalb ist es schwierig, da eine harte Grenze festzulegen. Ist größtmögliche Schärfentiefe wirklich wichtiger als Schärfe und zählt das praktische Ergebnis mehr als die Theorie, so kann man gern noch eine und mit ganz viel Wohlwollen zwei Blendenstufen dazugeben. So komme ich auf den Wert f/64 für Kleinbild ... ist aber schon seehr großzügig gerechnet, zugegeben.
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Ihr wißt schon, was die "kritische Blende" ist?
Ja, selbstverständlich.
Und wenn du es auch wissen möchtest, so blättere noch einmal zurück zu Beitrag
#4 in diesem Faden.