Ich mag ja Capture One 21, aber was das Entrauschen angeht... da gibt es doch sicher effektivere und sauberere Methoden.
Und hier behaupte ich einfach mal wurde das Potential von Capture One nicht annähernd ausgeschöpft.
Welche Bearbeitungsschritte wurden an dem Bild vollzogen um das es hier geht?
- Global oder mittels Ebenen und lokaler Maskierung gearbeitet?
- Schärfung: Radius? Schwellwert? Stärke?
- Entrauschung: Stärke bei den einzelnen Reglern? Insbesondere beim Details-Regler?
- Klarheit und wenn ja wie viel?
- Struktur und wenn ja wie viel?
Wie in meinem vorigen Post wohl schon zwischen den Zeilen mitschwingt nutze ich selbst Topaz Denoise AI nur noch sehr selten. Im Normalfall erledige ich die komplette Bildbearbeitung vom flach importierten RAW bis zur vorzeigefähigen Ausgabe vollständig in Capture One Pro 21 (bin seit Version 10 Nutzer).
Bei vielen Bildern gibt es Bereiche die eigentlich verschiedene, teils sogar konträre Einstellungen diverser Parameter erfordern um das Maximum aus dem File zu kitzeln.
Du musst dazu immer im Kopf behalten, dass grundsätzlich Schärfung und Entrauschung quasi gegeneinander arbeiten.
Arbeitet man nur global - also alles einfach überall gleich auf das Bild angewendet ohne Masken - so muss man immer einen Kompromiss finden bei dem Schärfung und Entrauschung gewissermaßen in einer angenehm wirkenden Balance sind. Das gelingt mal besser und mal schlechter, je nachdem was es auch für ein Bild ist und mit welchen Einstellungen es aufgenommen wurde.
Darüber hinaus haben aber noch weitere Parameter eine sichtbare Auswirkung auf das Rauschen. So verstärkt Struktur zwar den Kontrast auf sehr kurzer Längenskala an bestehenden Kanten - aber eben auch den zwischen den rauschigen Pixeln und den umgebenden quasi "normalen" Pixeln. Das Resultat davon ist dann, dass Rauschen sichtbar verstärkt wird. Klarheit kann auch das Rauschen noch etwas sichtbar befördern. Unterschiede gibt es hierbei übrigens auch zwischen den verschiedenen Modi welche man für das Werkzeug Klarheit und Struktur vorwählen kann (ich habe es eigentlich immer auf "natürlich").
Mit dem neuen Dehaze-Werkzeug habe ich noch nicht ausgiebig gespielt, aber auch hier kann ich mir gut vorstellen, dass es vorhandenes Rauschen noch etwas betonen könnte da es auch mit Kontrasten im mittleren Tonwertbereich agiert - ähnlich wie Klarheit.
Die Folgerung daraus ist im Grunde ganz kurz zusammengefasst, dass du die benannten Werkzeuge an Stellen vom Bild wo Rauschen mehr stört mittels Maske im negativen Bereich anwenden kannst. Zusätzlich dann auch dort wo nötig die Rauschreduzierung ruhig noch etwas erhöhen. Wohingegen aber in den zu schärfenden Bereichen Klarheit und Struktur lieber nicht negativ genutzt werden sollten, hier ist eine dezente positive Auslenkung der Regler als Zusatz zur normalen Schärfung sogar noch unterstützend (weniger ist aber mehr, nicht übertreiben).
Was viele Leute wohl auch gar nicht anfassen ist der Schwellwert und Radius der Schärfung - und der "Details" Regler unter der Rauschreduzierung. Kann sich aber auch durchaus lohnen. Ich nutze oft lieber einen etwas geringeren Radius und sehr niedrigen Schwellwert bei meinen Vogelbildern weil auch sehr feine Strukturen mit evtl. noch nicht ganz so starkem Kantenkontrast in die Schärfung einbezogen werden sollen. Ein geringer Radius beugt dabei Schärfungsrändern vor.
Auf der Schärfungsmaske nutze ich dann oft zudem noch den Regler "Details" im Entrauschungswerkzeug, den weiter als normal in den positiven Bereich gezogen wirken feine Federdetails dann auch oft noch etwas schärfer.
Dagegen entrausche ich auf einer anderen Maske die entsprechenden Bildteile wie gesagt mit mehr Entrauschung (wobei dann der Details Regler meist auf Null bleibt sofern es keinerlei Details in der Entrauschungsmaske gibt) + etwas negative Klarheit + negative Struktur.
Bevor ich mit dem Prozedere mit den Masken beginne setze ich die Entrauschung (und dabei besonders den Regler gegen das Farbrauschen) auf einen Wert welcher ein für mein Empfinden bei dem jeweiligen Bild angenehmes Niveau von "Grundentrauschung" auch schon in den kritischen Bereichen bietet, der aber auch gleichzeitig noch nicht zu stark auf Kosten der Schärfe in den feinen Details des Motivs geht - hierzu beides natürlich auf 100% kontrollieren und die Regler währenddessen entsprechend anpassen. Schärfung nehme ich hierbei dann in meinem Fall komplett raus da das wie gesagt 1. Rauschen sichtbar befördert und weil ich es ja 2. nachher ohnehin nur lokal begrenzt auf einer Maske mache und ich das ja nicht doppelt brauche.
Hier mal eine Schleiereule wie das Bild aus Capture One kam, ohne Topaz.
Aufgenommen mit der Nikon Z6 bei ISO 25600 und das obwohl ich sie mit f/4 schon 6 Sekunden lang belichtet habe. Im Sucher war gar nichts mehr zu sehen. Ich habe quasi blind manuell fokussiert, eine Aufnahme gemacht, am Display Fokus gecheckt, Fokussierung angepasst, wieder eine Aufnahme gemacht usw. bis es gepasst hat. Da könnt ihr euch vorstellen wie dunkel es war. Die Uhrzeit in meiner Kamera war falsch weil ich immer zu faul war auf Sommerzeit umzustellen. In Wahrheit war es kurz vor 23 Uhr. Selbst im guten Zeiss Victory SF 8x42 war die Schleiereule nur noch gerade so als "helleres Etwas" erahnbar.
Klar rauscht es in der 100% Ansicht dann schon merklich, aber das hier ist auch ein verrückt extremes Beispiel. Und ich behaupte mal ein A3 Print würde trotzdem top aussehen und für Betrachtung im Web in den forenüblichen Größen geht es allemal.
Leider hat sie halt nicht die 6 Sekunden perfekt stillgehalten und von feinsten Federdetails unter diesen Bedingungen brauchen wir erst gar nicht reden. Aber das soll hier im Kontext jetzt auch nur als Beispiel für Rauschen dienen und nicht für Schärfe.