Wie du ja selbst sagst, ist der DPAF phasenbasiert. Er unterscheidet sich bzgl. der Messung nicht vom DSLR-AF.
Was bei ihm nicht auftreten kann, ist eine Justageabweichung zwischen AF-Sensor und Bildsensor, aber ein Justagefehler beim Objektiv kommt sehr wohl zum tragen.
...
Definitiv nein, das ist nicht richtig!
Ich benutze den DPAF immer beim justieren meiner Objektive um den perfekten Schärfepunkt zu ermitteln und um an der Fokusskala die Differenz des Korrekturwertes abschätzen zu können.
Der DPAF berücksichtigt die Abweichungen und ins Objektiv eingespeiste AF-Korrekturwerte nicht und trifft immer gleich, wie ich definitiv feststellen konnte.
Selbst wenn Werte von -20 oder +20 im Objektiv hinterlegt sind (Beim Hersteller sind auch grössere Korrekturen möglich), sitzt der Fokus beim DPAF immer gleich.
Auch der Rest den du sagst ist nicht plausibel.
Ich denke die Problematik würde bei der 70D nicht auftreten.
Die 80D war die erste Kamera, bei der dieser spezifische DPAF-Fehlfokus bei manchen Fremdhersteller-Objektiven aufgetreten ist.
Reproduzierbar war das auch an der 6D Mark II aus der gleichen Generation.
(Und bevor darauf angespielt wird dass das eine APS-C Linse ist die nicht an Vollformat passt: Doch tut sie!)
Würde auch nur eine deiner Theorien zutreffen, hätte mein justiertes Sigma 18-35mm 1.8 welches vor dem Erscheinen der neuesten Firmware an der 70D noch tadellos durch den Sucher und mit dem DPAF arbeitete mindestens schon dort im LiveView durch die vor der Kalibrierung teils starken Abweichungen und somit teils extrem hohen hinterlegten Fokuskorrekturwerte einen Fehlfokus gezeigt, da deiner Theorie nach die Korrekturwerte sich auch auf LiveView auswirken und zu Fehlfokus führen.
Da ich aus praktischen Erfahrungen mit einem identischen Problem mit einem Objektiv das ich eigenhändig justiert habe, sowie aus Erfahrungen mit einem Tamron dieser Generation mit Phasen-LiveView-Problemen sprechen kann, kann ich alle deine Punkte gänzlich ausschliessen.
So funktioniert LiveView auch nicht, weil da die Kamera den Ton angibt und es erst einmal egal ist, was das Objektiv will. Das Objektiv bekommt nur das Signal den Fokus zu verschieben bis die Kamera sagt "jetzt passt es, stehen bleiben".
Und die Autofokusfeinabstimmung in DSLR Bodies berücksichtigt nicht verschiedene Abstände bei verschiedenen Brennweiten, ist somit höchstens für eine Festbrennweite bei festem Abstand brauchbar - z.B. im Studio.
Wer mal ein Objektiv richtig selbst justiert hat und die ganzen unterschiedlichen Einstellbereiche bei einem einzigen Zoomobjektiv gesehen hat wird mir beipflichten, dass das in der Praxis nicht funktioniert.
Alleine ein 17-50mm Objektiv wird mindestens in 3 verschiedene Brennweitenbereiche und je 3 verschiedene Motivabstände eingeteilt, was 9 Korrekturwerte minimum ergibt.
Es ist nicht so, dass alle Brennweiten bei allen Abständen mit einem identischen Korrekturwert auf einmal korrigiert sind und scharf treffen.
Bei vielen Linsen sind es übrigens mehr als 9 Werte, besonders wenn die Brennweite höher ist und dann sind es oft auch nicht nur 3 Motivabstände, sondern auch mal 4 pro Brennweitenbereich.
Um euch mal eine Vorstellung zu geben wie hoch Abweichungen ausfallen können hier mal die Werte von meinem Tamron 24-70mm:
Brennweite - 0.38m - 1m - Unendlich
24mm / 0 / +7 / 0
35mm / +5 / +5 / -7
50mm / -2 / -15 / -3
70mm / +3 / +27 / +6
Beim Sigma 18-35mm sind es sogar 4 Brennweitenbereiche, dort gibt es jedoch "Unendlich" nicht.
Deshalb denke auf keinen Fall daran, dein Objektiv wieder auf 0 kalibrieren zu lassen, das wäre Unfug.