... Mikroskop-Objektive sind hochinteressant Alternative zu Lupenobjektiven, aber eine Wissenschaft für sich. ...
Es gibt einige gute Gründe für moderne Mikroskopobjektive, z.b. daß sie objektseitig nahezu telezentrisch arbeiten, oder daß man recht leicht die Objektive tauschen kann - wenn das Bildfeld mit 10x zu klein geworden ist nimmt man halt ein 5er - wenn die Objektive aus einer Reihe stammen, dann paßt das nicht nur optisch und mechanisch, sondern ist sogar noch parfokal.
Das ist schon sehr praktisch. Und wenn man mal zwei, drei sehr gute Objektive hat, dann taucht sicherlich auch mal ein dazu passendes Mikroskop auf - mitunter finden sich hochwertige Mikroskope mit fehlenden Objektiven zum Schnäppchenpreis, man muß nur etwas Geduld haben und den Markt im Auge behalten.
Zu beachten ist bei Mikroskopobjektiven, daß sie ihr Leistungsmaximum (bei nomineller Vergrößerung) im Bereich von etwa 20mm Bildkreis besitzen. Bis ca. 30mm sind viele dennoch zu gebrauchen, manche fallen nur leicht ab, einige schon recht deutlich - das ist natürlich letztlich auch eine Frage des persönlichen Geschmackes bzw. des Motives, ob es stört oder nicht. Über 30 mm gibt es nur mehr wenige, die akzeptable Leistung bieten. Meist ist es so, daß hochgezüchtete Objektive (hohe nA bei relativ geringer Vergrößerung) eher steiler abfallen und die nicht ganz so extremen Konstruktionen weicher auslaufen - aber das muß man sich wirklich im Einzelfall anschauen.
Die allerschwächsten Mikroskopobjektive (1x-2x) sind meist kompromissbehaftet, weil sie so gestaltet werden müssen (mechanische Abmessungen/optische Eigenschaften/Parfokalität), daß sie zu den anderen Objektiven passen - und das ist im unteren Bereich sehr schwierig zu realisieren.
Im Bereich von etwa x4-5x und nA's von ca. 0,15 aufwärts fangen Mikroskopoptiken aber an allen anderen Lösungen davon zu ziehen.
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Wer allerdings größere Arbeitsabstände möchte, ...
Der Arbeitsabstand spielt eigentlich nur dann eine größere Rolle wenn man das ganze in freier Natur verwenden möchte (da ist aber bei Auflösungen im unteren µm-Bereich ohnehin bald mal Schluß.)
Für "Studioaufnahmen" braucht man sie nicht wirklich. Es ist zwar bequem, weil man sich mit der Beleuchtung leichter tut, aber auch ein spitz zulaufendes Objektiv mit nur wenigen mm Abstand kann man ohne weiteres verwenden. Erst im Bereich von 1mm wird es wirklich schwierig (aber auch nicht unmöglich). LWD Objektive benötigen vergleichsweise große Frontlinsen um überhaupt eine entsprechend hohe nA (und damit Auflösung) zu erreichen, dadurch werden sie an der Vorderseite ziemlich dick. Entwickelt wurden diese Optiken für industrielle Anwendungen bei denen man nicht immer nahe genug an das Objekt heran kommt, bzw. wo Gefahr besteht etwas zu beschädigen.
LG Horstl