Radfahrerin
Themenersteller
Der kreative Fotograf
In diesem Buch geht es an keiner Stelle darum, sein technisches Können als Fotografin zu optimieren. Im Gegenteil, sagen die Autoren Heidi und Robert Mertens: Technische Perfektion entscheidet niemals, ob ein Foto im Auge des Betrachters zu einem guten oder einem besonderen Foto wird. Das fotografische Können ist nur die halbe Miete in unserem digitalen Zeitalter, in dem kamerainterne Bildbearbeitungsprogramme bereits bei der Aufnahme ein Foto optimieren und in der eigentlich alles schon 100x fotografiert worden ist.
Vielmehr geht es in dem Buch darum, neue, kreative, individuelle Zugänge zur Fotografie zu entwickeln und sich dabei möglichst wenig von irgendwelchen Normen beeinflussen zu lassen, wie etwas zu sein haben könnte oder sein sollte. Sich von inneren und äußeren Erwartungen zu lösen, kann einen auch in anderen Lebensbereichen weiter bringen – das habe ich beim Lesen öfter mal gedacht. Insofern ist das Buch mehr als ein Fotobuch, es bringt Impulse zur Weiterentwicklung auch für andere Themen.
Aber zurück zur Fotografie: Am Anfang steht ein Kapitel zur Selbstbefragung, dieses hilft dabei sich darüber klar zu werden, wo man steht. Vieles tut oder denkt man unhinterfragt und automatisch – hier fordert das Autorenduo zur Selbstreflexion auf.
Der Gedanke dahinter: Man muss als Fotografin nicht in entlegenen Länder reisen, um aufregende Bilder zu machen. Aber man braucht Mut, um ein kreatives Leben zu führen. Man muss seine Komfortzone verlassen und Konflikte, Spannungen und unbekannte Wege als Teil der Reise akzeptieren und Sicherheiten loslassen.
Die Autoren bieten in knapp 30 Kapiteln sehr unterschiedliche Zugänge an, Herangehensweisen und Perspektiven zu verändern und damit zu neuen Sichtweisen zu gelangen. Dabei sollen ganz bewusst Störungen, Verunsicherungen und Unvollkommenheiten ausgehalten, ja sogar begrüßt werden, denn solche Situationen können Kreativität befördern. Der Wunsch fehlerfrei zu arbeiten behindert unsere Kreativität. Viele neue Ideen wäre niemals entstanden, wenn nicht ein Scheitern voraus gegangen wäre. Das kann den Impuls für etwas Neues geben.
Die Theorie wird von etlichen Übungen bzw. Mini-Workshops begleitet: Mini-Landart, 60 Bilder in 60 Minuten, Spielereien mit Farbvorgaben, Serien, Basteleien mit diversen Materialen vor der Linse. Wenn man da ganze Buch durcharbeiten möchte, kann man sicher einige Monate damit verbringen. Es ist dabei nicht nötig, sich von vorne nach hinten durchzuarbeiten, sondern Springen ist möglich und wohl auch sinnvoll. Bei der praktischen Fotografie ist es den Autoren zufolge auch kein Problem, zunächst den Bildstil anderer Fotografen zu imitieren – vorausgesetzt, man befragt sich selbst, darum einem diese Art zu fotografieren anspricht - und sich dann weiter zu entwicklen. Letztlich ist das Mantra der Autoren: Kreativität ist eine Haltung, eine Lebenshaltung, die Bereitschaft ausgetretene Wege zu verlassen Unbequemlichkeiten aushalten und keine Angst vor Fehlern zu haben.
Schließlich gibt es auch einige Anregungen, die eigene Kreativität zu steigern, die nicht unmittelbar mit der Fotografie zu tun haben: Mindmapping, Ausstellungsbesuch oder Besuche in einer Buchhandlung, Reisen oder auch das Führen eines Skizzenbuches bzw. Notizbuches können dazu gehören.
Übrigens: Konsequenterweise gibt es bei keiner Abbildung im Buch Hinweise auf die technischen Aufnahmeparameter.
Fazit: Ein Fotobuch der anderen Art, das nicht nur inspirierend für die Fotografie ist, sondern weit darüber hinaus dazu anregt, ausgetretene Pfade zu verlassen.
Eins muss ich aber auch noch loswerden: „Der kreative Fotograf“ ist ein absolut unzeitgemäßer Titel – auch wenn die Autoren beteuern, Fotografinnen „mit zu meinen“. Eine einfache Lösung wäre „Kreative Fotografie“ oder „Kreativ fotografieren“ gewesen!
Heidi und Robert Mertens: Der kreative Fotograf. Rheinwerk Verlag 2018, 39,90 Euro
In diesem Buch geht es an keiner Stelle darum, sein technisches Können als Fotografin zu optimieren. Im Gegenteil, sagen die Autoren Heidi und Robert Mertens: Technische Perfektion entscheidet niemals, ob ein Foto im Auge des Betrachters zu einem guten oder einem besonderen Foto wird. Das fotografische Können ist nur die halbe Miete in unserem digitalen Zeitalter, in dem kamerainterne Bildbearbeitungsprogramme bereits bei der Aufnahme ein Foto optimieren und in der eigentlich alles schon 100x fotografiert worden ist.
Vielmehr geht es in dem Buch darum, neue, kreative, individuelle Zugänge zur Fotografie zu entwickeln und sich dabei möglichst wenig von irgendwelchen Normen beeinflussen zu lassen, wie etwas zu sein haben könnte oder sein sollte. Sich von inneren und äußeren Erwartungen zu lösen, kann einen auch in anderen Lebensbereichen weiter bringen – das habe ich beim Lesen öfter mal gedacht. Insofern ist das Buch mehr als ein Fotobuch, es bringt Impulse zur Weiterentwicklung auch für andere Themen.
Aber zurück zur Fotografie: Am Anfang steht ein Kapitel zur Selbstbefragung, dieses hilft dabei sich darüber klar zu werden, wo man steht. Vieles tut oder denkt man unhinterfragt und automatisch – hier fordert das Autorenduo zur Selbstreflexion auf.
Der Gedanke dahinter: Man muss als Fotografin nicht in entlegenen Länder reisen, um aufregende Bilder zu machen. Aber man braucht Mut, um ein kreatives Leben zu führen. Man muss seine Komfortzone verlassen und Konflikte, Spannungen und unbekannte Wege als Teil der Reise akzeptieren und Sicherheiten loslassen.
Die Autoren bieten in knapp 30 Kapiteln sehr unterschiedliche Zugänge an, Herangehensweisen und Perspektiven zu verändern und damit zu neuen Sichtweisen zu gelangen. Dabei sollen ganz bewusst Störungen, Verunsicherungen und Unvollkommenheiten ausgehalten, ja sogar begrüßt werden, denn solche Situationen können Kreativität befördern. Der Wunsch fehlerfrei zu arbeiten behindert unsere Kreativität. Viele neue Ideen wäre niemals entstanden, wenn nicht ein Scheitern voraus gegangen wäre. Das kann den Impuls für etwas Neues geben.
Die Theorie wird von etlichen Übungen bzw. Mini-Workshops begleitet: Mini-Landart, 60 Bilder in 60 Minuten, Spielereien mit Farbvorgaben, Serien, Basteleien mit diversen Materialen vor der Linse. Wenn man da ganze Buch durcharbeiten möchte, kann man sicher einige Monate damit verbringen. Es ist dabei nicht nötig, sich von vorne nach hinten durchzuarbeiten, sondern Springen ist möglich und wohl auch sinnvoll. Bei der praktischen Fotografie ist es den Autoren zufolge auch kein Problem, zunächst den Bildstil anderer Fotografen zu imitieren – vorausgesetzt, man befragt sich selbst, darum einem diese Art zu fotografieren anspricht - und sich dann weiter zu entwicklen. Letztlich ist das Mantra der Autoren: Kreativität ist eine Haltung, eine Lebenshaltung, die Bereitschaft ausgetretene Wege zu verlassen Unbequemlichkeiten aushalten und keine Angst vor Fehlern zu haben.
Schließlich gibt es auch einige Anregungen, die eigene Kreativität zu steigern, die nicht unmittelbar mit der Fotografie zu tun haben: Mindmapping, Ausstellungsbesuch oder Besuche in einer Buchhandlung, Reisen oder auch das Führen eines Skizzenbuches bzw. Notizbuches können dazu gehören.
Übrigens: Konsequenterweise gibt es bei keiner Abbildung im Buch Hinweise auf die technischen Aufnahmeparameter.
Fazit: Ein Fotobuch der anderen Art, das nicht nur inspirierend für die Fotografie ist, sondern weit darüber hinaus dazu anregt, ausgetretene Pfade zu verlassen.
Eins muss ich aber auch noch loswerden: „Der kreative Fotograf“ ist ein absolut unzeitgemäßer Titel – auch wenn die Autoren beteuern, Fotografinnen „mit zu meinen“. Eine einfache Lösung wäre „Kreative Fotografie“ oder „Kreativ fotografieren“ gewesen!
Heidi und Robert Mertens: Der kreative Fotograf. Rheinwerk Verlag 2018, 39,90 Euro