Hi noch mal Lars, ich war jetzt doch sehr überrascht von deiner letzten Tendenz. Mit DX und f/5,6 bist du halt weit ab von dem was mit deiner eigentlichen Traumlinse und FX machbar ist.
Dabei dreht es sich gar nicht mal nur so stark um ISO bzw. Rauschen und die Schärfe der Linse. Es geht auch um den ganzen Bildlook der einfach noch mal ein anderes Level ist.
Die beiden Sätze hier fassen es eigentlich schon gut zusammen:
Das 400 2.8 ist so ein Traum von mir. Aber das geht nur wenn es das FL vom Gewicht her ist.
Im Grunde genommen weißt du also was zu tun wäre. Es erscheint dir nur als ziemlich große Hürde, einerseits von den Kosten und andererseits vom Gewicht her.
Bei den Kosten ist meine persönliche Meinung, je nachdem wie stark man etwas will muss man manchmal halt in einen sauren Apfel beißen.
Bezüglich Gewicht: Als ich dazu deine letzte Einschätzung gelesen habe dachte ich mir das ist von deiner Vorgehensweise her auch nicht so das Optimum wie du es beschreibst. Ich bin wie gesagt auch nicht immer nur stationär (deutlich weniger als etliche andere Vogelfotografen sogar). Ich laufe schon auch in der Feldflur umher. Aber das ist dann halt erst mal mit dem Zeug noch im Rucksack um mit dem Fernglas zu suchen und zu hören was wo ist an diversen Arten. Und dann wähle ich einen Ort aus der mir sinnvoll erscheint. Dort versuche ich es dann je nachdem welche Art es ist eben mit Abwarten, kann getarnt sein oder ungetarnt, im Stehen oder auf dem Klapphocker sitzend, in geduckter Haltung ein paar Schritte am Rand einer Brache entlang damit irgendwelche Halme im Vorder- oder Hintergrund nicht mehr stören, über den Boden auf dem Bauch robben. Alles denkbar, je nachdem welche Art und welches Bild mir vorschwebt. Wenn ein Ort über längere Zeit gar nichts hergibt, dann laufe ich auch mal wieder eine mitunter auch größere Strecke weiter und suche mir was anderes.
Aber du ganze Zeit nur laufen wollen, dann auch noch 10km oder 15km und dabei dann Bilder machen so nebenbei hier und da was man zufällig so sieht?
Nee, sorry, aber das ist keine gute Idee. Ich begehe auch gerne mal größere Gebiete und wandere dabei ein Stück, gerade auch wenn ich mir unterschiedliche Biotope die ich für verschiedene Arten im Verdacht habe erst mal anschauen will. Das mache ich besonders dann, wenn ich dort noch gar nicht war oder schon lange nicht mehr.
Das sind dann aber eher die reinen Scouting-Touren auf denen neben den Augen und dem Gehör das Fernglas das wichtigste Instrument ist. Mit der Fotoausrüstung komme ich dann ggf. ein anderes mal.
Ich denke wenn auch du dein Vorgehen etwas anpasst und gezielter / wohlüberlegt bestimmte Gebiete ansteuerst, dann wirst du auch wieder mit dem höheren Gewicht zurechtkommen.
Man hat unterwegs das Gewicht im Rucksack (in einem gut passenden spürt man es finde ich kaum als Belastung).
Wenn man von weiter weg schon sieht da vorne ist z.B. ein Trupp Rohrammern oder Bluthänflinge in einer Brache neben dem Feldweg, oder ein Turmfalke jagt immer wieder in Wegnähe und sitzt dazwischen immer wieder auf Pfosten und scheint von den Spaziergängern wenig Notiz zu nehmen - diese Momente sind es dann in denen du den Rucksack mal absetzt und schnell das Fotozeug auspackst. Wie gesagt, schon viele Meter bevor man in gute Distanz kommt am besten.
Wenn du nur von der Haltestelle / dem Parkplatz in das Zielgebiet läufst hast du die Ausrüstung normalerweise im Rucksack und wenn du dann an einem guten spot bist machst du entweder (1.) gerade Bilder oder (2.) wenn gerade nichts vor dir in guter Nähe ist liegt oder steht die Linse mit Kamera dran halt neben dir auf dem Boden oder wird vom Stativ getragen.
Deshalb muss man bei besser überlegter Vorgehensweise auch gar nicht so einen großen Anteil der Zeit wirklich das ganze Gewicht in den Händen halten sondern immer nur zwischendurch für relativ überschaubare Dauer.
Kurzum als Fazit: Wenn du die Kohle hast, würde ich da keine halben Sachen machen und holen was man will. Wenn man sich nur selbst wieder aus Vernunft beschränkt ist halt einfach viel früher Schluss uhrzeitlich weil nichts mehr scharf wird und / oder weil es einem zu stark rauscht.
Und man wird weiter denselben Traum träumen ... Besonders wenn man dann mal eine ziemlich seltene Begegnung mit einer Art hat und eigentlich alles top aussehen würde, das Individuum nah genug ist, der Hintergrund schön aussieht usw. nur dann halt irgendwie ISO 25600 bei einer trotzdem schon viel zu langen Zeit angesagt wäre. Dann kotzt man richtig ab, also so geht es mir zumindest.
Ende Februar saß ich den späten Nachmittag und frühen Abend an einer Brache in der eigentlich immer überwinternde Rohrammern waren und wo auch immer wieder zwei stationär anwesende Kornweihen am Jagen waren. An diesem Tag ging leider nichts mehr dort und als die Sonne schon gar nicht mehr die höchsten Spitzen der Halme gestreift hat und es schnell dunkler wurde hörte ich plötzlich Rufe von Goldregenpfeifern. Ich wusste zwar es war möglich (Gebiet ist ganz typisches Rasthabitat und die Jahreszeit gerade ist ein Durchzugs-Peak), dennoch ist es ziemlich unwahrscheinlich. Die Ernüchterung von der Brache wich also plötzlich einer frohen Aufregung, ich habe mich in Sekundenschnelle aus dem Tarnüberwurf geschält und bin mit meinem Zeug schnell den Feldweg hangaufwärts bis ich die Hochebene überblicken konnte.
Fast 10min lang ist der 18er Trupp sehr unstet weiträumig hin und her bis sie endlich doch runter sind auf einem frisch umgebrochenen Acker fast 1km weiter östlich von meinem Standpunkt.
Ich bin rasch in die Richtung gelaufen und habe die Ackerflächen mit dem Fernglas abgescannt, habe sie dann endlich ganz weit hinten knapp bevor eine Straße kommt ausmachen können und mich allmählich in Zeitlupe angerobbt.
Am Ende waren um die 400 Bilder auf der Karte. Eine Hand voll nur so scharf, dass sie meinen Ansprüchen halbwegs genügen.
Ohne den guten VR des FL wäre das unmöglich gewesen.
Ohne die Lichtstärke und FX wäre die Qualität sehr viel schlechter.
Das hätte mich schon ziemlich geärgert dann.
Hier mal das Bild als eines von vielen Beispielen die für den "sauren Apfel" sprechen. Offen mit 1/50s mit dem Stativfuß auf einem etwas erhöhteren Erdbrocken aufgelegt, ISO 2500. Top VR mit elektronischem Verschluss und ein kurzes Innehalten des Goldis zwischen dem Regenwürmer aus dem Boden ziehen machten es möglich.