Weiterhin eine sehr witzige und spannende Reisereportage! Ich persönlich würde aber die Landschaft etwas zu Trist finden, um darin wirklich für so lange Zeit unterwegs zu sein. Wie ist es euch damit gegangen?
Vielen Dank zunächst für das Kompliment.
Hmm, so trist finde ich die Landschaft gar nicht. Dausbert bringt es aber so ziemlich auf den Punkt...
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Ich kann mir vorstellen, dass es in dieser Landschaft einfach super ruhig ist und man aktiv entspannen kann. Ich weiß noch von einem urlaub in Schweden in dem wir 10 Tage nur Kanu fahren waren. Die Landschaft war sehr einfach, es war absolut ruhig und durch das tägliche Kanufahren war die Zeit auch körperlich anstrengend. Ich war nach den 10 Tagen absolut tiefenentspannt.
Natürlich war eure Reise eine ganz andere aber irgendwie kann ich da auch gewisse Parallelen erkennen.
Das tirfft es ziemlich gut. Man fühlt sich völlig aus der Zeit gefallen. Es gibt kaum Hinweise auf das, was draußen in der Welt passiert und es ist auch nicht wichtig. Mir ging es zumindest so, dass ich völlig zur Ruhe kam und ganz bei mir sein konnte. Und dazu kommt, dass wir durch das Wandern eben auch körperlich ziemlich beansprucht wurden. Die Parallelen kann ich ebenfalls erkennen.
Das hat eine stark beruhigende Wirkung und kann aber auch für einen gewissen Suchteffekt sorgen...
Ja so ähnliche Gedanken hatte ich auch schon, die Landschaft die auf den Bildern gezeigt wird entspricht einfach nicht dem was ich mit Grönland verbinde. Nicht dass ich mir jetzt die Tour nicht vorstellen könnte, ich denke schon dass es mir gefallen würde aber es wirkt für mich irgendwie ja einfach nicht nach Grönland
kann es besser nicht beschreiben. Es wirkt recht flach, es gibt wenig spektakuläres.
Hehe, du hast natürlich recht. Wenn man "Grönland" hört denkt man zunächst an Eis, Schnee, Gletscher, Eisbären und Wale. Die Seenlandschaft und die eher sanften und Hügel passen nicht so wirklich in das Stereotyp. Dennoch hat mich die Landschaft völlig in ihren Bann gezogen. Diese völlige Stille, die man dort erleben kann, die Kargheit wirft einen ganz schnell auf sich selbst zurück und sorgt dafür, dass man eine andere Sicht auf die Welt bekommt. Das klingt vielleicht ein wenig esoterisch, aber ich kanns nicht anders beschreiben.
Naja, Grönland ist halt insgesamt ein flaches Land und der Actic Circle Trail eine klassische Tundra-Wanderung, ähnliches findet man (halt weniger abgelegen) auch in Finnland, Norwegen oder Schweden.
Wer es spektakulär will, muss halt das Inlandeis angehen (irgendwann in diesem Leben...), aber auch da sind es die Weiten, die das Extreme ausmachen...
Dem kann ich zustimmen. Die wirklich spektakulären Berge finden sich eher an der Ostküste. Ich hab zwar nur ganz basale Kenntnisse in Geologie, vermute aber, dass die Landschaft Grönlands nicht durch das Aufeinanderprallen von Erdplatten entstand, sondern durch Sedimentenfluss. So findet man dort sehr deutlich übereinander gelagerte Gesteinsschichten, die wiederum zur Folge haben, dass es eben nur wenige massive Gesteinsformationen gibt. Einem weiteren Formungsprozess unterwarfen die Gletscher dem Land. So entstanden riesige Fjorde, die vom Eis ausgeschliffen wurden. Dafür sind wir aber noch zu weit im Landesinneren, vermute ich. Und große Gletscher gibt es im näheren Umkreis des Trails auch nicht.
Keine Ahnung, ob dies im Groben zutrifft, aber so habe ich mir das ein wenig zusammengereimt.
Ja das habe ich inzwischen auch so rausgefunden, weiß erstmal nicht jeder und hat vielleicht andere Erwartungen. Bevor man aber so ne Reise macht, gehe ich schwer davon aus, dass man es weiß. Wie du sagst es gibt ja schon veile "spektakuläre" Ecken auf Grönland und die Gegenden um das Watkins-Gebirge und den Stauningalpen sind für mich jetzt nicht gerade als Flachland zu bezeichnen, aber auf die Gesamtfläche gesehen ist es schon etwas flacher, ja.
Klar.
Ein wenig beschäftigt man sich ja vor so einer Tour mit der erwartbaren Landschaft. Was mich aber überraschte und womit ich wenig bis gar nicht rechnete, sind die Kriechweiden. An späterer Stelle entstanden richtige Wälder... mir haben sie echt den letzten Nerv geraubt. Matsch, Sumpf, Wollgras, alles kein Problem, aber Kriechweiden...
Geht mir ähnlich, deswegen habe ich den Arctic Circle Trail bisher auch nicht konkreter für eine Reise in Erwägung gezogen, sondern mich auf die kleineren Wanderungen am Eisfjord und auf der Diskoinsel, die landschaftlich allerdings recht ansprechend ist und eine andere Geologie als das dortige Festland hat, beschränkt. Es gibt aber auch interessante gebirgige Bereiche in Grönland. Man muss allerdings erst hinkommen. In der Hinsicht ist auch die Ostküste von Baffin Island ein reizvolles Ziel!
Dennoch finde ich diesen Bericht fazinierend (ja, richtig mitreißend) und perfekt, um einen richtigen und gut bebilderten Eindruck von der Strecke zu bekommen! Ein paar Gespräche hatte ich schon mit Wanderern, die ich am Ende des Trails in Grönland getroffen habe. Wenn man dort dann tatsächlich unterwegs ist, kann die Strecke auch eine ganz eigene Faszination entfalten. Es ist ja schon als Mitleser spannend!
Hui, vielen Dank für das dicke Lob.
Die Grönländer behaupten ja nicht ganz ohne Grund, dass das wahre Grönland auf der Höhe Ilulissat beginnt.
Weiter südlich zeigt sich die Landschaft halt nicht so spektakulär, entfaltet aber ihre ganz eigenen Reize. Mal als Vergleich am Rande: Auf dem ACT haben wir in 9 Tagen 55 Menschen getroffen, inkl. Einheimischer. Das haben wir in Island in einer halben Stunde gehabt...
Der Trail ist schon auch was ganz Besonderes, selbst Einheimische laufen ihn immer wieder und freuen sich über den Weg durch die Wildnis. Und die Wanderer, die man unterwegs trifft, sind halt auch alle irgendwie auf ihre Art eigen. Die Quotenidiotenregel, die ich mal aufstellte, trifft dort nicht zu. Auf 55 Menschen kamen nur 3 Idioten. Sonst beläuft sich das Verhältnis eher auf 12:1.
Ich finde gerade die Weiten der Tundra-Landschaft, die teilweise parkanlagen-ähnlichen Strukturen und das Gefühl so klein in so einer großen Landschaft unterwegs zu sein sehr faszinierend - ich finde das kommt in den Fotos auch gut rüber
Vielen Dank auch dir für dein dickes Lob. Genau so erging es mir auch. Man fühlt sich ein bisschen wie ein stiller Beobachter, der im dortigen System eigentlich nichts verloren hat. Im Vergleich zur dortigen Flora und Fauna ist der Mensch einfach völlig unzureichend angepasst. Nach diesem Gefühl kann man aber auch, wie ich vermute, süchtig werden.
Und ja, die Idee mit dem Inlandseis habe ich auch noch im Hinterkopf...
Vielen Dank übrigens an euch alle für diese lebhafte Diskussion!
So macht das richtig Freude hier.