Anekdote: Mein Ex-Chef, ehemaliger Filmproduzent, hat seinerzeit für seinen Kumpel, einen brasilianischen Fotografen eine 300d ins Land geschmuggelt, weil Kameras in Brasilien mit gigantischen Einfuhrzöllen belegt waren oder sind. Der Mann war spezialisiert auf den Karneval in Salvador, Nachtaufnahmen. Der hat mit dem Ding irre Fotos gemacht. Soll mir mal einer erzählen, das ginge mit dem Teil nicht.
A und O der Fotografie sind die Objektive, zumindest was Equipment betrifft. Die gehen in der Regel richtig ins Geld. Um Porträts zu machen, brauchst du ein Porträtobjektiv. Das ist ein leichtes Tele, bei dem man die Blende sehr weit aufmachen kann. Dazu bietet das Canon EF-System (wozu die 300d gehört), eine Budget-Besonderheit: den Joghurtbecher. Die Konstruktion des Joghurtbechers stammt noch aus der analogen Filmzeit. Es war das billigste Kit-Objektiv, was man den Kameras mitgeben konnte, damit überhaupt eine Linse dabei war. Der Joghurtbecher hat eine Brennweite von 50mm und eine Blendenöffnung von f/1,8, was vor dem Bildnehmer in APS-C-Größe, also dem der meisten DSLR dieser Zeit ein Portraitobjektiv ist. Weil 50mm-Objektive wohl sehr einfach herzustellen sind, ist der Joghurtbecher trotz billiger Bauweise (darum wird er so genannt) erstaunlich gut in den Abbildungsleistungen. Du bekommst die Linse gebraucht für unter 50 Euro.
Bei anderen Systemen ist mir ein solches preisgünstiges Porträtobjektiv nicht bekannt. Bei meinem System, mFT (Olympus, Panasonic), kostet eine solche Brennweite ab 150 Euro.
Ein Argument im absoluten Lowbudget-Bereich pro Canon. Ich würde allerdings auch eher zu den Zweistelligen greifen. 30d, 40d...
Erklärung: Canons Produktpolitik bestand im unter anderem daraus, die elementare Technik hochpreisiger Kameras in billigere (und vor allem kleinere!) Gehäuse zu stecken, das eine oder andere technische Feature wegzulassen, einen kleineren Sucher zu verbauen und diese Kamera dann deutlich günstiger anzubieten. Vorteil für den Kunden: Bildqualität der Großen zum kleinen Preis. Solche Kameras waren die 300d, 350d..., es sind die Billo-Varianten der Zweistelligen. Was damals super war, der brasilianische Fotograf hat sich nur eine 300d leisten können, ergibt heute keinen Sinn mehr, wenn die Großen, also die 30d, 40d 10 Euro mehr kosten.
Zum Thema Video, man erlaube mir hier einen markenfremden Rat: Wenn man so im Budget sparen will, muss man Abstriche machen. Eine Möglichkeit: Verzicht auf Video in der Kamera und Filmen mit dem Smartphone. Wäre meine Lösung. Wenn das aber doch die Kamera machen soll, würde ich zum Sony A-Mount schauen. Sony hat die DSLR-Sparte seinerzeit von Minolta übernommen, das Bajonett behalten, aber sehr schnell das System Video-tauglich gemacht. Sie haben den Spiegel feststehend halbdurchlässig gemacht, ein Teil des Lichtes durch das Objektiv wird abgelenkt und beschickt einen zweiten Sensor, der nur einen kleinen Bildschirm im Sucher bedient. Durch diese Technik konnte auch bei Video ein brauchbarer AF realisiert werden, was mit Standard-DSLR nicht möglich war. Allerdings ist diese Technik mittlerweile überholt, Sony hat einen neuen, den E-Mount, schon lange im Angebot, darum ist das A-Mount-System faktisch tot. Das macht sich natürlich bei den Gebrauchtpreisen bemerkbar. Falls dafür Interesse besteht, im Sony-Bereich nachfragen.