Das lässt sich ja wohl ohne Übertreibung der Verblödung letzter Schluss nennen.
Flickr war einer der letzten Freiflächen-Oasen im Netz - jetzt ist es genauso eine wertlose Müllhalde wie der beklagenswerte Rest des Gros des
World Wide WTF.
Flickr reiht sich ein in die
online-Tamagotchi-Anwendungen á la
facebook und
twitter. Wo Informationsflut herrscht, ist die Bilderflut nicht weit, wer die Nachrichtenflut goutiert, kriegt Bilderdiarrhoe.
Laut Cartier-Bresson ist ein Foto gut, wenn man es länger als eine Sekunde betrachtet - demnach ist auf flickr jetzt nur noch Müll. - Wo soll ich denn hinschauen, wenn 15 Fotos aneinander kleben wie gekochte Haribos.
Stöbern auf
flickr war für mich immer eine wundervolle Entdeckungsreise. Ganz intuitiv bin ich mit meinem Blick und meiner Stimmung durch und über die kleinen, separierten Vorschauen gegangen und dort abgetaucht, wo mich eine Linie, eine Farbe, eine Silhouette oder Stimmung reizte. In jedem
stream hatte jedes Photo seinen Platz - gleichsam an einer Wand in einer Ausstellung.
Was ich jetzt auf meinem Bildschirm habe, ist, was Karl Lagerfeld eine Invasion in die eigenen vier Wände nennen würde
(1). In der Kontaktübersicht brechen um die acht Fotos verschiedenster Fotografen, Stile und Sujets über mich hinein, und mein Hauptaugenmerk liegt auf der Unterdrückung des Brechreizes, dicht gefolgt vom vergeblichen Versuch, wieder zu Sinnen zu kommen.
Selbst bei der von
Yahoo übernommenen
Teenie-Foto-Plattform
tumblr geht es geordneter und weniger aufdringlich zu, laufen die Fotos auf dem
dashboard doch einzeln untereinander über den
screen.
Eine der letzten Ruhepole und Oasen und eine Inspiration im Netz ist versiegt.
****** drauf - vielleicht geh' ich jetzt wieder mehr vor die Tür.
1) Karl Lagerfeld bei 'Gero von Boehm trifft...'