... Mich stört es massiv, dass es immer wieder Menschen gibt, die behaupten, eine Sensorgröße sei irgendwie privilegiert gegenüber den anderen und dürfe für sich in Anspruch nehmen, der Ursprung zu sein.
Man findet den Weg in ein Forum ... irritiert man den Neuling ...
Cropfaktor ... ist eine Beziehung zwischen KB und APS-C.
grundsätzlich stimme ich (bis auf den letzten Punkt) zu. Man sollte es mit den Streitigkeiten über Definitionen natürlich auch nicht übertreiben.
Zum Thema gibt es aber auch gute (anschauliche) Erklärungen im Netz
z.B.
https://waldfoto.de/sensorgroesse-crop-faktor
Aber auch wenn man mit dem KB-Format nie in Kontakt gekommen ist, muss man damit leben, dass auch die großen Objektivhersteller (z.B. Sigma) oder traditionelle Kamerahersteller (wie Nikon) in ihren Objektivkatalogen immer wieder Bezug darauf nehmen (weil allein die Nennung des Bildwinkels noch weniger zugänglich ist).
Ein Punkt spielt aber auch für den Neuling eine gewichtige Rolle:
Hat er eine Kamera mit "Crop-Sensor", kann er womöglich daran deutlich mehr Objektive verwenden, als ihm das vielleicht bewusst ist. Dafür gibt es heute eine Vielzahl von Adaptern in sehr guter Qualität:
z.B.
https://www.novoflex.de/de/produkte/adapter/adapterfinder.html
Das geht aber immer nur in eine Richtung, das Objektiv muss also für einen größeren Formatfaktor gerechnet/konstruiert worden sein als es dann an der Kamera (mit kleinerem Sensor) verwendet wird.
weitere Voraussetzungen sind:
das Objektiv sollte einen eigenen Blendenring haben
das Objektiv sollte nativ MF "können", da ja AF-Automatiken bzw. Aufnahmeinformation (EXIFs) nicht übermittelt werden
Ich nutze das zum Beispiel in der Makrofotografie an meinem Automatik-Balgengerät von Novoflex ausgiebig und sollte dann schon wissen, was es bedeutet, wenn ich daran dann eine 135er oder eine 25er Brennweite anschließe, die ursprünglich für das KB-Format konstruiert wurde, meine Kamera (Olympus) am anderen Ende des Balgens dann aber "nur" vom Sensor her einen Crop-Faktor von 2.0 bietet.
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Deshalb verwenden auch Leute, die bei diesen Dingen an sich sehr pingelig sind, diese "Umrechnung" ebenfalls:
Leica listet z.B. relativ zum KB-Format auch einen Cropfaktor auf (0.8x), obwohl einer deren Kamerasensor deutlich größer als KB ist (das wurde hier ja schon ausführlich besprochen)
https://de.leica-camera.com/Fotografie/Leica-S/Leica-S-Typ-007/Details
Zeiss
Das ist auch sinnvoll, weil sonst nicht jedem klar ist, dass man mit einer Mittelformat-Brennweite 1:1 direkt aus der Kamera (ooc) nur mit dem 70er
- Leica-(S)-Objektiv ungefähr ein Bild bekommt, wie man es sonst von einem 50 mm KB-Objektiv gewohnt wäre [blöder Fehler von mir: 35 mm entsprechen natürlich einem KB-Weitwinkel von etwa 28 mm] - genau wären es 62,5 mm Brennweite, dieses Objektiv gibt es von Leica aber nicht zu kaufen (nicht als Festbrennweite, man kann natürlich ein Zoom wie das Leica Vario-Elmarit-SL 1:2.8/24-70 ASPH nehmen zum direkten Bildvergleich); eine 50 mm S-Festbrennweite von Leica entspricht vom Seheindruck daher eher einem leichten Weitwinkel.
https://www.l-camera-forum.com/topic/92716-umrechnung-s2-linsen-auf-kb-format-größen/
Und auch das Argument "ich kenne aus Analog-Zeiten gar kein Kleinbild mehr, was soll diese ganze Umrechnerei" erklärt hier nicht alles.
Es geht hier einmal nicht um das Dominanzgehabe der "KB-Gemeinde".
Denn die "Normalbrennweite" (50 mm KB) entspricht zufällig (oder besser auch nicht zufällig) ungefähr unserem Seheindruck, also dem Bild, das wir erkennen, wenn wir etwas entspannt betrachten (zu beachten ist dabei, dass das Sehfeld (ca. 214 Grad) beim Menschen natürlich deutlich größer ist als dieser Objektiv-Bildwinkel (KB etwa 47 Grad), wir uns aber dabei auf einen mittleren Bereich "fokussieren"; als Pi-mal-Daumen-Regel reicht das daher, ein 50 mm für KB gerechnetes Objektiv zeigt unseren "natürlichen" Seheindruck schon ganz gut).
Die 50 mm KB (oder z.B. 25 mm beim mFT/Crop2.0-Sensor von Olympus/Panasonic) sind damit ein wichtiger Anhaltspunkt auch für den Neuling bei der Bildgestaltung.
Zeiss spricht bei seinen Objektiven in dem Zusammenhang übrigens von "Formatkompatibilität" und meint damit, für welches Bild-Sensor-Format die jeweilige Linsenrechnung konstruiert wurde. Und ermuntert auf seinen Schulungen trotzdem ausdrücklich dazu, gerade seine manuellen Objektive an diverse Sensorformate zu adaptieren (sofern sie den Blendenring haben)
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Anmerkung:
Es geht hierbei immer um den Bildeindruck bei vollflächiger Sensoraufnahme , denn es gibt ja heute auch sogenannte Multiformat-Sensoren, wo man verschiedene Seitenformate einstellen kann und dann nicht die gesamte Sensorfläche als Aufnahmefläche genutzt wird.
M. Lindner