Natürlich kann man das. Aber es findet keine Kommunikation statt.
Welche Kommunikation findet denn zwischen Dir und dem Schmetterling statt, den Du technisch sauber und künstlerisch wertvoll fotografierst? Oder zwischen Dir und dem Stein, der Dir so fotogen erscheint? Du kommunizierst nicht durch den Vorgang des Fotografierens, sondern bestenfalls durch das "Zeigen" Deiner Fotos. Wenn Du Deine Fotos überhaupt zeigen willst! Dass der "Adressat" solcher Kommunikationsvorgänge nicht zwingend ein Mensch sein muss, hat Summilux mit dem Hinweis auf das Tagebuch angesprochen. Wir könnten jetzt noch das Gebet als Form der Kommunikation mit einem Gott erwähnen - also mit einem Wesen, dessen Existenz durchaus angezweifelt wird...
Was bleibt, ist der Umstand, dass manche Menschen fotografieren, ohne je die von Dir als notwendig postulierte "Kommunikationsabsicht" zu haben. Schrieb ich "manche Menschen"? Das war ein Versehen. Ich meinte "die meisten Menschen". Die meisten Menschen fotografieren nämlich, weil sie ganz einfach nur vergängliche Momente für sich selbst festhalten wollen. Ob die Ergebnisse dieser fotografischen Tätigkeit vor Deinen Augen Zustimmung finden, ist für die Hersteller dieser Fotos völlig ohne Belang. Die wollen nicht Kunst schaffen, die wollen nicht mit Dir kommunizieren, die wollen einfach nur Momente festhalten, die ihnen festhaltenswert erscheinen. Man kann das "kommunikative Onanie" nennen oder "Kontemplation mit sich selbst" oder ... einfach Fotografie.
Ähnlich ist das auch mit "Street". Da sieht jemand einen Ausschnitt des öffentlichen Lebens, den er für irgendwie "typisch" für das Leben in seiner Stadt hält, und dann fixisert er den Moment in Form eines Filmnegativs oder n Form einer JPG-Datei.
Das war´s. Mehr ist nicht dabei. Das macht jeder, der in den Urlaub fährt und eine Kamera besitzt. Wenn man sowas im Urlaub macht, ist das völlig legitim und wird sogar erwartet. "Was, Du warst in Nikaragua und hast KEINE FOTOS GEMACHT???? Wie blöd bist Du denn??" Nur wenn man an seiner eigenen Stadt etwas sehens- und fotografierenswert findet, dann rümpfen die Gralshüter guter Fotografie die Nase und meckern, dass man die Kamera besser zuhause gelassen oder gar nicht erst gekauft hätte...
MfG