Wenn Du unbedingt die Freistellung der Offenblende von 1.4 (wie in dem von Dir favorisierten Instagram-Account gezeigt) haben willst, führt an dem EF 35 1.4 kein Weg vorbei. In der aktuellen Version II USM mußt Du dafür allerdings alleine knapp zwei Tausender hinlegen und hast noch keine Kamera!
Es gibt günstigere Alternativen von Fremdherstellern, aber diese müssen im Regelfall komplett manuell bedient werden (Blende manuell einstellen und manuelles Fokussieren).
Je kleiner die größtmögliche Offenblende (1.8 / 2.0 etc.), desto niedriger die (Gebraucht-)Preise, ist ja klar. Auch mit Blende 2.0 bekommst Du ein schönes, cremiges Bokeh hin - im Zweifel suchst Du Dir im Netz entsprechende Testberichte mit Beispielfotos (findet Du aber auch hier im Forum), um das Bokeh (das ist der fotografische Fachbegriff für die Hintergrundunschärfe) des jeweiligen Objektives bei Offenblende beurteilen zu können. Nur Du kannst entscheiden, wie groß die Offenblende für Deine Bedürfnisse sein muß! Die Kamera selbst hat keinen Einfluß auf das Bokeh, dieses wird allein durch das Objektiv erzeugt! Unglücklicherweise sind die Preise umso höher, je kürzer die Brennweite und größer die Offenblende ist. Und die Preise steigen da exponentiell - während ein EF 50 1.8 STM für rund 100 € zu haben ist, mußt du für ein EF 35 1.8 IS USM schon das Fünffache hinblättern, für das 1.4er dann das Vierfache davon!
Grundsätzlich sei gesagt: stell' Dir das Fotografieren mit der 6D II, der RP oder whatever nicht zu einfach vor - mit Smartphone-Knipserei hat das nämlich nichts zu tun! Heutige Systemkameras sind hochspezialisierte , komplexe Werkzeuge, die man bedienen können muß, um ein gewünschtes Ergebnis zu erzielen. Wenn Du bereit bist, Dich täglich drei Stunden in die Materie einzuarbeiten und das Gelernte mit der Kamera auch in die Praxis umzusetzen, wirst Du mindestens zwei Wochen benötigen, um die ersten halbwegs brauchbaren Fotos zu produzieren! Und das beste theoretische Fachwissen nützt Dir nichts, wenn das "fotografische Auge" fehlt - Du machst ja das Foto, die Kamera ist nur das Werkzeug! Ein gewisses Gespür für den Bildausschnitt / Bildkomposition ist unabdingbar!
Dein Dilemma besteht nun darin, daß es hier zwei Fraktionen gibt, die in der Beratung unterschiedliche Ansätze verfolgen:
- Die einen empfehlen gleich eine RP mit 35.1.8er (ein Adapter ist noch erforderlich, die komplette Kombination läßt sich für roundabout 1300 - 1500 € gebraucht erwerben). Hier besteht die Gefahr nun darin, daß Du nach einigen Tagen frustriert aufgibst, weil die Lernkurve wesentlich steiler sein wird als Du heute denkst! Wenn Du die Ausrüstung neu über das Internet bestellst, kannst Du einfach von Deinem Widerrufsrecht Gebrauch machen und hast insofern keinen finanziellen Verlust. Bei Gebrauchtkauf von Privat geht das nicht, Du hast den Aufwand des Wiederverkaufs und mußt einen finanziellen Verlust mit einkalkulieren!
- Davor will Dich die zweite Fraktion der Beratenden bewahren! Ich habe mir ja was dabei gedacht, als ich die 450D mit 50 1.8er empfohlen habe! Diese Kombination ist, wie gesagt, bequem für 150 € - oft sogar günstiger - zu bekommen! Solltest Du dann feststellen, daß "richtiges" Fotografieren nichts für Dich ist, verkaufst Du die Kamera wieder für 100 € - Dein Verlust beläuft sich dann auf allenfalls, wenn's hoch kommt, 'nen Fuffi! Da habe ich selbst schon weitaus mehr Lehrgeld zahlen müssen ...
Es muß keine 450D sein, eine 600D oder 700D wären auch gute Kandidaten! Und das Canon-typische Bedienkonzept der Kameras hat sich seit Einführung der 300D nicht verändert, es wurde nur stets weiterentwickelt! Wer eine 450D bedienen kann, wird sich auch mit der RP sofort zurechtfinden! Klar bietet die RP mehr Möglichkeiten als die 450D - so hat die RP beispielsweise einen Augenfokus, während man bei den "ollen" Canon-DSLRs den Fokuspunkt manuell setzen muß - wer aber mit der 450D keine ansprechenden Fotos hinbekommt, wird es mit der RP auch nicht schaffen!
Der Vorteil der kostengünstigen Lösung besteht darin, daß Du mit einer älteren Kamera erst einmal Fotografieren lernst! Dabei besteht sogar die Möglichkeit, daß die Fotos soweit Deinem Gusto enstprechen und somit gar keine Notwendigkeit zur Anschaffung einer aktuellen, weitaus kostspieligeren Kamera besteht!
Stellst Du aber fest, daß die Fotografie Dir Spaß macht und Du doch mehr technische Möglichkeiten (im Gegensatz zur RP ist die 450D schon recht rudimentär, das muß man zugeben) sowie mehr Freistellung haben möchtest, kannst Du immer noch die RP mit einem EF 35 1.8er kaufen - aber dann hast Du den Vorteil, daß Du wesentlich besser einschätzen kannst, worauf Du Dich einläßt!
So, das waren meine bescheidenen 5 Cent zu dem Thema! Du mußt nun entscheiden, welchen der beiden vorgeschlagenen Wege Du gehen willst!
Gibt es ein "allround" Objektiv für Portraits (Auch selfies) + Reisefotos ?
Das wären dann entweder ein EF 24-70 2.8L II USM oder (wenn's denn die RP werden sollte) ein RF 24-105 4.0L (ich besitze übrigens beide Linsen ...
). Aber das sind noch ungelegte Eier, wir benötigen erst einmal ein Basissystem!