Würde Video-Rendering nicht von einer GraKa profitieren?
Jain. Ich mache keinen Videoschnitt, nur Rendering. Und eine GraKa mit eingebauten Encoder (oder auch CPU/GPU mit eigenem Encoder) ist beim Schnitt in der Tat sehr hilfreich, weil diese Encoder unglaublich performant sind (hatte ich an anderer Stelle auch beschrieben, an Hand von NVENC, das ist ein NVIDIA Encoder für h264 und h265).
Das ist sehr hilfreich für schnelle Previews oder auch für Leute, die gerne Online Streamen, beispielsweise beim Spielen streamen. Da braucht man einen schnellen Encoder, der in Realtime sicher encodieren kann.
Aber beim reinen Rendern (in der Regel um ein archiviertes Video zu produzieren), wo man ein möglichst platzsparendes Video mit dennoch möglichst guter Qualität erzeugen will, ist der Encoder qualitativ entscheident, da nimmt man im Zweifel eher eine höhe Codierzeit in Kauf.
Die führenden Software Encoder sind eindeutig die Produkte x264 und x265 und die sind eben (wie der Name sagt) reine Software Encoder. Und da braucht man CPU. Die sind u.a. in der GUI Handbrake integriert, das ist mein Lieblingsprodukt. Da hilft keine Grafikkarte und nichts. Blöderweise hilft es auch nicht, einfach "die beste" CPU zu kaufen, also beispielsweise den stärksten Threadripper mit 64 oder sogar 128 Kernen. Weil der Encoder (ich weiß nicht, ob es an x264/x265 liegt oder an Handbrake) nur max. 12 Kerne unterstützt. Das kann man dann auch an den Benchmarks (u.a. Anandtech) sehen, bis inkl. Ryzen 3900X geht die Performance des Encoders mit besserer CPU nach oben - aber die Bombenthreadripper (die aber auch ein Schweinegeld kosten) landen dahinter! Weil der Encoder die Kerne nicht benutzt.
Aber eine gute GraKa hilft mir leider auch nicht, ich habe speziell in den letzten Wochen mal mit dem NVENC experimentiert, der ist rasend schnell, aber der Output ist bei gleicher visueller Qualität locker doppelt so groß wie der Output von x264. Und das ist für mich nicht akzeptabel, in dem Umfeld, wo das eingesetzt wird, zählt jedes Byte.
P.S.: Es gab auch mal ein Projekt, wo das Development Team von x264 an Intel herangetreten ist, um gemeinsam den Hardware Encoder von Intel "aufzupäppeln", dass dieser im Kern den x264 Encoder benutzt (statt den von Intel entwickelten Encoder, der zwar schnell ist, aber sehr schlechten Code produziert). Das ist leider gescheitert, man muss es leider so sagen, an der Pomadigkeit von Intel. Die haben die Spezifikationen einfach nicht herausgerückt, so dass das Projekt irgendwann gescheitert ist. Schade, schade, schade. Das wäre die Bombe gewesen - ein Hardware Encoder (mit entsprechender Geschwindigkeit), der die Qualität von x264 / x265 besitzt. WOW! Vor ein paar Tagen wurde übrigens bekannt gegeben, dass das Fraunhofer Institut den neuesten Nachfolger freigegegeben hat, der wird das Kürzel VVC bekommen (nach AVC für h254 und HEVC für h265 nun VVC für h266), es gibt aber bisher nur experimentelle Encoder und das ist ein ganz furchtbarer Ressourcenfresser, da schaffen selbst die knackigsten CPUs nur ein paar fps. Parallel dazu entwickelt Google aber weiter an seinem Hauscodec V9 resp. an der OpenSource Variante AV1. Für beide gibt es aber kaum Encoder und schon gar keine performanten. In Handbrake ist V9 (und der Vorgänger V8) integriert, wer Spass daran hat, kann ja mal ein Video durchschicken - bringt viel Geduld und Zeit mit....