Meine Entscheidung ist nun pro EOS R gefallen.
Ganz herzlichen Dank an die vielfältige Unterstützung und Anregung, die ich von euch hier bekommen habe. Es war ja wirklich ein längerer Prozess bei dem ich es mir nicht leicht gemacht habe, zumal ich so ziemlich jedem Vorschlag ernsthaft nachgegangen bin - in der Theorie und meist auch in der Praxis durch Ausprobieren im Fotoladen.
Wen es interessiert, nachstehend meine etwas ausführlichere Begründung zur Entscheidung.
Lieben Gruß
Philip
Sensorgröße
Von mFT, über APS-C bis hin zu KB war ja theoretisch alles denkbar, wenn auch klare Präferenz hin zu APS-C und KB.
Mit dem
mFT-Sensor habe ich mir die Panasonic G9 und die Olympus OM-D E-M1 II angeschaut. Die G9 fand ich in Sachen Bedienbarkeit der Rädchen sehr gut, auch sonst wirkte sie sehr funktional. Was ich bei beiden Kameras jedoch enttäuschend fand war der niedrig auflösende elektronische Sucher und gerade bei der Olympus das ebenfalls niedrig auflösende Display. Zudem empfand ich beide Kameras als nicht so wertig. Einerseits vom Material her, als auch vom Produktdesign. Ich bezweifle nicht, dass sie super robust sind, aber wenn ich mit Sony, Canon, Nikon oder Fuji vergleiche, so wirken letztere weniger nach Plastik, aufgeräumter und ästhetischer. Auch wenn die Optik nicht an erster Stelle stehen sollte, so habe ich das Ding ab Ende doch jeden Tag in der Hand und. Zudem war ich dann doch etwas ängstlich, ob ich mich mit dem kleineren mFT nicht hinsichtlich Lowlight und Freistellung einschränke. Mich nun mit einem Unwohlsein in eine günstigere Panasonic einzuarbeiten, dann zu merken, dass e mir nichts taugt, wieder zu verkaufen und dann erneut in ein neues System zu gehen war mir dann doch zu holprig.
APS-C wäre ja grundsätzlich meine erste Wahl. Allerdings: Neben Fuji, mit dem ich wie geschrieben einfach nicht warm werden will, obwohl ich die vielen Vorteile sehe, gibt es keine wirklichen Alternativen. Die Leica CL fand ich sehr spannend, aber preislich für die sehr reduzierte Funktionalität und mäßige Ergonomie dann doch zu gehoben - insbesondere die Objektive.
Blieb also noch Kleinbild-Format. Hier standen letztlich die Canon EOS-R, die Nikon Z6/7 und die Sony a7RIII zur Debatte. Der Formfaktor aller drei Bodys entspricht in etwa der von mir präferierten Größe er Fuji X-H1 mit ordentlich Griff.
KB-Kandidaten im Vergleich
Nachdem ich alle drei Kameras ausgiebig getestet hatte, konnte ich, für mich persönlich, für die verschiedenen Modelle die folgenden Pros und Contras vermerken:
Canon EOS R
Pro: Sehr guter Sucher/Display, Super Ergonomie, sehr schneller Autofokus, hoher ISO-Bereich für Lowlight, sehr gute Objektive, Erfahrung im Canon-Ökosystem, auch hinsichtlich Objektive und Zubehör.
Contra: Fokussierung (fast) nur per Touch, kein Joystick, schwache Serienbildaufnahme, unzeitgemäße Videofunktionen, kein IBIS.
Nikon Z6/Z7
Pro: Knackiger Joystick, IBIS, Sehr guter Dynamikumfang, Gute Videofunktionalität, Sehr guter Sucher/Display, angenehm schlichtes Produktdesign mit vielen echten Knöpfen zum belegen.
Contra: Body insgesamt etwas zu niedrig (der kleine Finger schwebt frei), schwaches Objektiv-Lineup (persönliche Sicht), Z6 erst ab Ende November verfügbar (so lange ohne Kamera. Die Z7 für meine Ansprüche überdimensioniert).
Sony A7RIII
Pro: Schneller AF auch im AF-C, guter Sucher/moderates Display, sehr gute Akkulaufzeit, IBIS, sehr gute Videofunktionalität, Joystick (wenn auch recht schwammig)
Contra: Interface/Menü unübersichtlich, Ergonomie nur mit Handgrifferweiterung gut (dann aber wird das Stativgewinde geblockt), kein kompaktes lichtstarkes 35mm Objektiv mit AF verfügbar.
Preis der Systeme
Ich habe mir dann einmal ausgerechnet, wo ich bei den drei Kameras am Ende mit jeweils sehr ähnlicher Ausstattung landen würde:
- Body
- Standardzoom (24-105 f4 bzw. 24-70 f4 bei Nikon)
- 35mm Festbrennweite (RF 35/1.8, Z 35/1.8, FE Zeiss 35/2.8 )
- 1 Zusatzakku
Das wäre für mich eine ausreichende Basisausstattung. Hinzu käme in jedem Fall mittelfristig ein Makro mit ca. 100mm - gibt es bei allen Parteien, erstmal aber ohne Relevanz.
Preislich würde ich am Ende bei den verschiedenen Systemen in etwa folgendermaßen enden (jeweils umgerechnet von Schweizer Franken in Euro):
- Canon: ~3750€
- Nikon Z7: ~4860€ (mit der Z6 läge ich preislich pari mit der Canon) *
- Sony A7RIII: 5300€ **
* Bei Nikon käme zwangsläufig noch eine neue Speicherkarte hinzu, kosten ca. 150€.
** Die Sony A7III (ohne R) fällt raus, da ich den Sucher von dem Modell überhaupt nicht gelungen finde. Da ich immer da durch gucke, sollte mich dieser überzeugen.
Feature-Bedarf im Alltag
Rein von den technischen Daten her schlägt die Sony die Nikon und die Canon klar.
Ich habe mir dann einmal meine Fotografier-Gewohnheiten angesehen und nachgedacht, was für mich relevant ist und was nicht.
[+] Gute Ergonomie
[+] Sehr guter elektronischer Sucher
[+] Schneller Autofokus im AF-S
[+] Gute Lowlight-Funktionalität
[+] Guter Dynamikumfang
[+] Gutes Interface
[-] Videofunktionalität
[-] Hohe Serienbildgeschwindigkeit
[-] Hoher Buffer zum Zwischenspeichern
[-] AF-C (Ich fotografiere zu 90% nur AF-S)
[-] Zweiter Kartenslot
IBIS ist sicherlich sehr nett, ich kann aber auch mit dem IS in den Linsen leben… bis vor einem halben Jahr habe ich komplett ohne IS gearbeitet, da habe ich es erstaunlicherweise auch geschafft, gute Bilder zu machen. (Aber klar, wäre natürlich ein Nice-to-have und evtl. auch zeitgemäß…)
Natürlich ist es nett, auch dort Reserven bzw. gute Leistung zu haben, wo man es selten benötigt, aber am Ende ist es ja auch eine Preisfrage.
Nikon ist für mich aufgrund des etwas zu kleinen/niedrigen Bodys und dem für mich biederen Objektiv-Lineups rausgefallen. Zudem mag ich ungern bis Ende November ohne Kamera sein - die Z7 mit der hohen Auflösung wäre mit Kanonen auf Spatzen. Des Weiteren würde ich für die XQD-Karte weitere neue Peripherie benötigen - ich mag dedizierte Kartenleser im Vergleich zum Auslesen über Kamera und Karte.
Blieb am Ende also noch Sony und Canon. Letztere hat für mich die deutlich bessere Ergonomie, auch wenn ich mich mittlerweile mit der Sony und der engen Griffmulde arrangieren könnte. Wenn ich mir nun einmal meine Wichtig/Weniger-wichtig Liste ansehe, fällt mir auf, dass Sony vor allem dort deutlich besser liefert, wo ich gar keinen so riesigen Bedarf habe.
Sicherlich hat sie auch in Sachen Dynamik und Lowlight die Nase vorne, allerdings finde ich die Qualität der 5D Mk IV, die ich als Referenz zugrunde lege, absolut zufriedenstellend und für mich ausreichend.
Die Sonys punktet mit dem Joystick und einem echten Moduswahlrad, während die Canon Minuspunkte für die Touchbedienung für Fokus und Touch Bar sammelt. Dafür liegt die Canon insgesamt besser in der Hand, braucht keine Grifferweiterung nach unten, die das Stativgewinde blockiert und hat das mir vertraute und geliebte vordere Einstellrad an der Oberseite der Kamera.
Letztlich wäre es für mich hier in Sachen Gesamthandling in etwa Gleichstand, mit leichtem Vorteil für Canon. Ich kann mir vorstellen, dass ich mich an das Touch auch gewöhnen werde - es ist ja letztlich auch erstmal unbekannt, während ein Joystick vertraut ist.
Weiterer Pluspunkt bei Canon: Die vorgestellten Objektive treffen meine (geringen) Bedürfnisse schon sehr gut. Ein halbwegs kompaktes Universlzoom und ein kompaktes und recht lichtstarkes 35mm Objektiv. Beide Linsen glücklicherweise auch die mit integriertem Stabilisator. Bei Sony wäre das kompakteste 35er von Zeiss mit 2.8 eine Spur lichtschwächer.
Fazit
Wenn ich rein nach den Daten gehen würde, dann wäre Sony der Sieger. Schaue ich mir aber die Preisdifferenz von ca. 1500€ an, und welchen Mehrwert mir die Stärken der Sony in meinem Fotografieverhalten bringen würden, dann gäbe ich sehr viel Geld für Funktionen aus, die ich nicht nutzen würde.
Von daher letztlich meine Entscheidung, in die EOS R, oder besser gesagt, in das neue RF Bajonett und die neuen RF Linsen zu investieren. Die bisherigen Tests sind sich ja, zumindest was die Objektive betrifft, recht einig, dass sie eine hervorragende optische Leistung besitzen. Im Hinterkopf habe ich dann die vielleicht nicht ganz unberechtigte Hoffnung, dass mit einem Nachfolgemodell im Laufe von 2019/2020 eine Variante mit Joystick eingeführt wird. Dann hätte ich wohl die für mich stimmigste Variante im vertrauten Canon-Kosmos. Auch dann vielleicht nicht die innovativste und "spei-stärkste" Kamera auf dem Markt, aber eine mit der ich gerne fotografiere.