Ich erzähle mal eine Geschichte, die erklärt, wie es zu so einem Systemwechsel kommen könnte.
Fuji-Fossie ist ein Mann von Geschmack, einem leichten Hang zur Nostalgie, er nennt darum eine Fotoausrüstung der Firma Fuji sein Eigen. Fuji-Fossie plant eine Fotoreise, Barcelona ist das Ziel. Fein gekleidet in nachhaltigem Leinen, handgenähten Schuhen – man wird ja viel zu Fuß unterwegs sein – nimmt er den Nachtzug, er hat sich ein Erster Klasse Schlafabteil gegönnt, denn Herr Fossie liebt die Entschleunigung. Man ist ja schließlich auf Reisen, nicht auf der Flucht. Mit dabei die Fuji und ein paar erlesene Festbrennweiten in einem Ledertäscherl, ebenfalls handgenäht. In Barcelona hat er sich in einem lauschigen Altstadt-Hotel eingemietet, das wLan geht zwar nicht, aber egal, sowas hatten die Leute früher schließlich auch nicht, so kann er sich ganz seiner Leidenschaft widmen, die da ist das „Bewußte Photographieren“.
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Des Morgens noch ein bisschen matt, die Zugfahrt war doch unruhig gewesen, tritt er auf die Ramblas – und entdeckt schon das Motiv seines Lebens. Im Morgenlichte ein Straßenkünstler von Tauben umflirrt, die aufgehende Sonne von vorne, keine einfache Situation. Allerdings ist er nicht der einzige, Canon-Man neben hat das gleiche gesehen und greift mit der Rechten in die Fototasche. In einer einzig smoothy Bewegung zückt der die 5d, oder was auch immer, liegt wie gegossen in der Hand, den Zeigefinger an der Zeit, Daumen an der Blende, die Linke korrigiert kurz den Fokus und klick klick klick, hat er das Bild im Kasten. Nein, nein, so arbeitet Fuji-Fossie nicht. Mit Bedacht greift er zur Kamera, stellt Zeit und Blende vorher ein, denn als alter Hase weiß er, am Auge wird es dann schneller gehen. Doch Schnelligkeit ist gar nicht angedacht, mit Bedacht will das Motiv in Szene gesetzt und das Foto komponiert werden… dummerweise sind dann aber plötzlich Licht und Tauben weg, auch weil sich der Straßenkünstler für den Euro bedankt, den er von Canon-Man zugesteckt bekommen hat.
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Man kann nicht immer gewinnen, weiter geht der Tag, jetzt steht die Sagrada Família auf dem Plan. Leider sagen überall Beschilderungen an, dass das Photographieren hier nicht gestattet ist. Das schmerzt umso mehr, als das Sonnenlicht in Kaskaden durch die bunten Fenster bricht und Orgien der Lichtreflexe über Architektur fluten. Das beeindruckt auch Oly-Olli und Fuji-Fossie sieht genau, wie der vorsichtig seine OMD aus der Tasche vor den Bauch zieht, das Display rausklappt, zwei Sekunden still verharrt und dann die Kamera wieder verschwinden lässt. Dies wurmt unseren wackeren Fuji-Recken nun doch. Von dem Ibis-Pöbel mit seinem Minisensor wird er sich ja wohl nicht wie ein Pennäler dastehen lassen. Außerdem, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Hätten sich ein Capa oder Bresson von so einem albernen Schild aufhalten lassen? Gleich Don Quichotte greift unser wackere Held zum Berlebach, echt Esche massiv, zehn Jahre abgelagert, und fährt die Beine aus. Bis er die eiskalte Hand des Domwärters auf der Schulter spürt. Mit leicht debilem Grinsen schiebt er das Berlebach wieder zusammen und verlässt den Bau. Bilder eines geprügelten Hundes steigen in ihm auf.
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Der Tag verlief bis jetzt nun nicht so wie gedacht, egal, zum Abschluss geht es auf den Berg über der Stadt in den Park Güell, vom Meister Gaudi höchst selbst erschaffen. Von dort oben bietet sich ein fantastisches Panorama der Stadt im Abendlichte, das Mittelmeer ist auch zu sehen. Auf der Balustrade haben sich schon eingefunden Pentax-Petra (K-1) und Sony-Sonja (Arii), das Fotogerät steht schussbereit auf den dafür vorgesehenen Stativen. Lässig baut unser Held sein Berlebach wieder auf und setzt betont entschleunigt die Fuji drauf. Da hört er die eine Dame zu der anderen sagen: „Diese kleinen Sensoren sollen auch schon einiges leisten, mittlerweile.“ Die andere antwortet darauf: „Es kommt ja auch auf die Technik des Fotografen an.“ Beide kichern. Die Situation eskaliert, als GFX-Günther seinen Auftritt hat und seine 50s neben den dreien in Stellung bringt. Die Damen wenden ihm sofort ihre Aufmerksamkeit zu. „Ah, hab ich ganz vergessen, Fuji baut ja auch richtige Fotoapparate.“ Sagt Sony-Sonja. Es entwickelt sich schnell eine Plauderei über Für und Wider der übergroßen Digitalsensoren, Dynamik, Plastizität und Mikrokontraste, … ja ja, wenn es denn nicht so teuer wäre… Auch da weiß GFX-Günther klugen Rat, es gäbe da ja so ein System der Firma Pentax, da könnte man gerade bei den Objektiven für günstig Geld…
Fuji-Fossi hat jetzt, wie man so schön sagt, den Hut auf. Unwirsch stellt er Zeit und Blende ein, drückt ab, ohne vorher durch den Sucher zu schauen und packt den ganzen Krempel wieder ein. Traurig trabt er alleine zum Hotel, während GFX-Günther und die Damen lustig lachend einem interessanten Abend entgegen schlendern. Und einer noch interessanten Nacht, wie man munkelt, aber das gehört hier nicht mehr her.
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Herr Fossi dagegen liegt alleine im Bett, starrt an die Decke und fasst einen Entschluss. Am nächsten Morgen checkt er vorzeitig aus, lässt das blöde Bahnticket fahren und nimmt sich ein Taxi zum Flughafen. In der Launch gibt es wLan, das erste, was er tut: Er stellt die Fuji in die Bucht.