Ich war am Samstag mit der E-M1X und dem 40-150 Pro am Nürburgring zur VLN. Mein Fazit ist etwas besser als das von Reinhard Wagner, allerdings habe ich eben nur das Objektiv verwendet, welches er als das an dem E-M1X für diesen Zweck beste Objektiv bezeichnet hat. Trotzdem würde ich sagen, dass sich der Umstieg für Besitzer einer E-M1 Mark II für primär diesen (!) Einsatzzweck nicht wirklich lohnt. Die E-M1X hängt die E-M1.2 bei Mitziehern von schnellen Rennwagen keineswegs ab. Zwar hatte ich selbige am Samstag nicht dabei, kann dies aber nach mehreren 10.000 Bildern in den letzten zwei Rennsaisons gut beurteilen.
Die Ausbeute an knackscharfen Bildern ist etwas magerer als ich erhofft hatte und auf dem Niveau der E-M1.2. Allerdings habe ich mit der E-M1X auch noch viel herumgespielt und sie erst nach und nach besser eingestellt. Den neuen Motorsport-Tracking AF habe ich erst ganz zum Ende ausprobiert. Die Bedingungen waren insgesamt auch nicht unbedingt optimal (zu neblig, zu kalt, zu dunkel, oder alles auf einmal ;-)). Wobei mir der bewölkte Himmel grundsätzlich gut passt. Ich finde die Bilder harmonischer und schöner, wenn der Himmel bewölkt ist und ich nicht die harten Kontraste in direkter Sonne habe. Dann wirken die Bilder zwar insgesamt nicht ganz so knackig, aber dafür sind alle Bereiche am Fahrzeug gleichmäßig ausgeleuchtet und nicht Teile im völligen Schatten abgesoffen.
Von den ca. 4500 Bildern habe ich bis jetzt etwa 1/4 gesichtet und gut 20% aller Bilder erfüllen alle meine Ansprüche an knackscharfe und optimal getroffene Rennwagen und bleiben in der Auswahl. Der Rest ist nicht zwingend unbrauchbar, irgendwo muss man ja eine Grenze ziehen. Von kurzen Serien mit 10 Bildern pro Sekunde (zwischen 5 und 10 Bilder) ist die Hälfte der Bilder richtig scharf. Bei unscharfen Bildern hat entweder der Fokus nicht gesessen, oder die Bilder sind in der 100%-Ansicht leicht verwackelt. Ähnlich wie bei der E-M1.2, mitunter eines scharf, das nächste verwackelt, immer im Wechsel. Die Belichtungszeit habe ich am Samstag zwischen 1/200 und einer 1/250 variiert, wobei 1/250 auf der Geraden vor den Veedol Schikane die besseren Ergebnisse bringt (vor allem mit bei 3 Grad steifen Fingern). In der Anbremszone von T4 aus fotografiert, vor der ersten Kurve, sind auch schon mal etwas kürzere Zeiten möglich, mit entsprechend etwas höherem Ausschuss.
Ähnliche Ergebnisse hatte ich aber auch mit der E-M1.2 und demselben Objektiv. Die Quote mit der E-M1X mag aber noch besser werden, wenn ich mich an die neue Kamera gewöhnt habe. Den IBIS habe ich nicht auf Auto belassen sondern auf vertikal umgestellt. Trotzdem habe ich manchmal den Eindruck, dass die in der 100%-Ansicht sichtbare Verwacklungs-Unschärfe dem IBIS geschuldet ist. Ohne IBIS ist die Quote aber insgesamt schlechter, deshalb bleibt der IBIS an.
Die Bilder mit dem Motorsport-Tracking AF habe ich noch nicht gesichtet, nur grob durchgescrollt. Im Sucher sahen die Serien super aus. Die Kamera erkennt das Auto praktisch sofort und der AF-Rahmen bleibt während des gesamten Mitziehers grün. Am Rechner ist das Ergebnis etwas ernüchternd: Die Quote an perfekten Bildern ist schlechter als mit dem normalem C-AF. In manchen Serien ist nicht ein Bild dabei, welches durch die Zensur kommt! Wer die T4 am Nürburgring kennt, der weiß, dass es dort im kalten Wind gefühlt noch viel kälter ist, als anderswo am Ring. Um ehrlich zu sein, war ich froh, als das verspätet gestartete Rennen um 18:15 endlich zuende war. Völlig durchgefroren, mit steifen Fingern und schmerzenden Ellenbogen und Schultern sind die Ergebnisse dieses Tests also kaum repräsentativ. Daran werde ich bei den kommenden Veranstaltungen am Ring und in Spa arbeiten.
Trotzdem ist die E-M1X eine tolle Kamera. Haptisch perfekt, genau die richtige Größe, sehr ausgewogen mit dem 40-150 Pro… den Kauf habe ich nicht bereut, zumal ich sie nicht nur für Motorsport, sondern insbesondere für Fokus-Stacks mit nun bis zu 15 Bildern gekauft habe. Begeistert bin ich übrigens auch von dem Freihand-Hi-Res-Modus. Von den Ergebnissen bin ich genauso begeistert, wie seinerzeit von den Fokus-Stacks der E-M1.1 und 1.2. Wer das nicht glaubt, der muss es mal selbst ausprobieren. Der Hi-Res Modus verbessert auch die ISO-Performance dramatisch. Bilder mit ISO 3200 erscheinen in der 100%-Ansicht natürlich etwas verwaschen und wenig detailreich. Ein Hi-Res mit sonst identischen Einstellungen (und insbesondere ebenfalls ISO 3200), ist auf einmal unglaublich detailreich und klar. Es hat gar nichts mehr mit dem verwaschenen Ergebnis der normalen Aufnahme gemein. Runter gerechnet auf 20 Megapixel wird das Ergebnis von einem Bild mit ISO 200 kaum zu unterscheiden sein (ACHTUNG: Bisher reine Spekulation, das habe ich noch nicht ausprobiert). Verwunderlich ist das nicht, schließlich verwendet die Kamera für das Ergebnis gleich mehrere Aufnahmen und kann so auch das störende Rauschen eliminieren und die dadurch verlorenen Detail insgesamt wieder hinzufügen. Für Foto-Puristen mag dieser Modus aber genauso ein rotes Tuch sein, wie die Fokus-Stacks direkt aus der Kamera. Irgendwie künstlich halt. Aber ist es nicht am Ende das Ergebnis, was zählt? Die brillante Bildqualität einer Nikon D850 oder Sony A7RIII ist ja letztlich auch das Ergebnis aus dem Zusammenspiel von Hardware UND Software, nichts anderes als der Hi-Res-Modus oder die Fokus-Stacks aus der OM-D. Olympus nutzt die Hard- und Software-Fähigkeiten seiner Kameras eben etwas anders, aber dafür sehr clever und bringt am Ende ebenso hervorragende Ergebnisse zutage.