Ich warte immer noch auf ein halbwegs gescheite Antwort, was man gegen einen Schrumpfenden Markt machen könnte, aussser mit zu schrumpfen.
Deine Überlegungen sind ja richtig. Wenn ich es genau wüsste, dann wäre ich nicht nur Angestellter, sondern schon selber CEO.
Nein. Diese Überlegungen sind nicht richtig. Einfach die Hände in den Schoß zu legen und einfach nur Leute entlassen und die Produktion runter zu fahren, wird in diesem Fall nicht ausreichen. Da hilft trotzdem nur eins: Produkte anbieten, die vom Markt besser angenommen werden. Bei Nikon ist ja nicht nur das Problem, dass sie am meisten Stückzahlen prozentual gesehen eingebüßt haben, sondern auch der Preis der Produkte massiv eingebrochen ist. Der Preisverfall gilt aber nicht nur für Z, sondern auch für D850, D750, D7500 usw. D.h. auch die Umsätze sinken über die Maßen. Sony und Canon fahren dagegen beim "Gesundschrumpfen" derzeit noch im grünen Bereich.
Meine Einschätzung der Zahlen ist, dass die derzeitige Produktpalette von Nikon einfach nicht gut genug ist, um wieder Gewinne zu machen. Folglich muss was Neues und Besseres her. Und ja, die Z sind ganz ok. Sie erfüllen viele Zwecke und man kann mit ihnen bestimmt gut und gerne arbeiten. Und sie waren bestimmt auch nötig, um in Zukunft den Trend zu DSLM nicht zu verpassen.
Aber von dieser richtigen Grundentscheidung zur Einführung der Z mal abgesehen, haben einige Fehlentscheidungen aus meiner Sicht zum Misserfolg beigetragen:
- Die Z waren zur Markteinführung noch nicht "marktreif" (AF nicht auf der Höhe der Konkurrenz) -> etwas mehr Entwicklungszeit hätte nicht geschadet
- Die Z wurden zu vollmundig angekündigt und wurden dann den geweckten Erwartungen nicht gerecht -> etwas mehr "humility" wie Thom Hogan es ausgedrückt hat wäre bei Nikon angebracht
- Die Z wurden im Preisgefüge ähnlich der Sony-Pendants und sogar noch darüber platziert. Sony hat das recht trocken mit Firmwareupdates mit verbessertem Augen-AF und sogar Tieraugen-AF (ob mans braucht, sei mal dahin gestellt) gekontert. Von daher waren die Preise zu Beginn deutlich zu hoch. Wenn man das Produkt recht schnell auf dem Markt platzieren will, darf man nicht zu gierig die treuesten Stammkunden schröpfen. Erstens können diese nun verschnupft sein wegen des doch beträchtlichen Wertverlustes und zweitens verhindert man genau damit sein Ziel mit der schnellen Marktplatzierung. Besser wäre gleich zu Beginn ein Preis von unter 3000 für die Z7 und unter 2000 für die Z6 gewesen oder jedenfalls unterhalb von Sonys A7III und A7RIII. Sie hätten sich wahrscheinlich vor Erstkäufern kaum retten können und die kleinen Macken wären wegen des günstigeren Preis auch leichter verziehen worden.
- Die derzeitige DSLR-Linie ist nicht geeignet, die Überbrückungsphase auffangen zu können: Einzig eine D850 (die D5 mal außen vor) wird doch modernen Ansprüchen mit elektronischem Verschluss, Fokus-Bracketing oder halbwegs vernünftigem 4K-Video gerecht. Mit einer D750, die selbst schon unter die 1000-Euro-Marke gerutscht ist, macht man keinen Staat mehr. Die D7500 geht noch halbwegs, aber die D3500 war nur ein kosmetisches Update zur D3400 und die D5600 ist auch schon wieder etwas in die Jahre gekommen. Auch wenn die Kameras insgesamt noch gut sind, aber eine große Kundenschar kauft eben keine mehrere Jahre alten Kameras mehr mit ungewisser Perspektive bei der Fortentwicklung. Da hätte unbedingt Blutauffrischung erfolgen müssen. Canon hat das beispielsweise erkannt und entsprechend reagiert. Oder meint ihr, Canon würde sich mit seinem DSLR-Engagement wie einer 250d oder jetzt kürzlich der 90d auch verpokern? Bei Canon haben sie schon immer ein deutlich besseres Gespür dafür gehabt, was am Markt ankommt, als bei Nikon.
Egal was man anbieten wird, der Markt wird weiter schrumpfen.
Falsch. Egal ist es nicht, was man anbietet. Wenn schon weniger Produkte verkauft werden, dann muss man halt zusehen, dass man mit dem Weniger gut auskommt. Sony und Canon schaffens ja auch, sich trotz der Rückgänge über Wasser halten zu können.
aber bei Sony sehen, das dies deren Ding ist, hätte es doch zwangläufig dort einen Zulauf geben müssen aber nein, die haben 20% weniger Kameras verkauft.
Weiß ich nicht, ob sie 20% weniger verkauft haben. Aber zumindest ist der Umsatz nur um knapp 8,5% gesunken. Von daher läufts bei Sony schon ein wenig anders als bei Nikon.
So, und jetzt bin ich gespannt, ob immer noch nur die Geschichte vom allgemeinen Marktrückgang für die schlechten Zahlen bei Nikon herhalten muss.
Gegen einen schrumpfenden Markt kann man mit deutlichen Innovationen
Ok. Da nehmen sich die Konkurrenten derzeit nicht viel. Wobei man zugeben muss, dass es Sony immer wieder geschafft hat, einen gewissen Hype um ihre technischen Entwicklungen, z.B. rund um den Augen-AF und Tieraugen-AF zu erzeugen. Ist manches mal schon ein cleveres Marketing gewesen.
und klaren unternehmerischen Entscheidungen angehen.
Richtig. Dass man DSLR jetzt aufgibt, obwohl derzeit immer noch über 80% der Kundschaft DSLR kaufen, wäre natürlich der Super-GAU gewesen. Das kann man nicht bringen, außer man hat mit seiner Belegschaft schon die Abfindungen ausgehandelt. Aber eben nichts Neues beim stärksten Sektor zu bringen, selbst wenn der mit rückläufigen Zahlen daherkommt, ist in meinen Augen halt auch die falsche Strategie. Da kann einer sagen, was er will. Man sägt nicht den Ast ab, auf dem man sitzt.
zurück zur DSLR wie einige fordern, hielte ich für den sicheren Tod.
Wenn Du mich meinst, nein, ich habe nicht propagiert, Z fallen zu lassen und zurück zur DSLR. Aber ich denke momentan ist es unklug, nur auf die Karte Z zu setzen. Da ist der eigene Marktanteil noch deutlich zu klein dafür und man hat strategisch einen Fehler mit der späten Vorstellung der zudem etwas spartanisch ausgestatteten Z50 gemacht. Und potentielle DSLR-Käufer, denen die Z aber nicht gut genug sind, hat man derzeit wegen der Perspektivlosigkeit bei Nikon F eher zur Kaufzurückhaltung oder auch zum Wechseln verleitet, wenn die Wechselhürde aufgrund alter nicht unterstützter Objektive oder fehlender DX-Perspektive nicht allzu hoch war.
Wem sollen die Überzeugen wenn der Markt auch dort schrumpft. Sony hat ne neue APS-C und eine A7 RIV gebracht und trotzdem ging ihnen in den letzten 6 MOnaten, 20% Käufer verloren.
Nochmal, die Stückzahlen sind nicht alles. Der Umsatz von Sony Imaging ist nur um 8,5% zurückgegangen und das ist angesichts der schwierigen Marktlage nahezu ein hervorragendes Ergebnis.