mehrere Wege führen ja bekanntlich nach Rom
a) der Vorschub (also die kontinuierliche Änderung des Abstandes der Bilder im Stackstapel) erfolgt außerhalb der Kamera:
dabei ist es egal, ob man das bewerkstelligt manuell mit Serienbildmodus und gleichzeitigem Drehen am Objektiv-Fokusring oder mit der Stellschraube/Kurbel eines Einstellschlittens oder mit einem motorisierten Einstellschlitten
b) für den Vorschub wird allein der Einstell-AF-Motor des Objektives genutzt, ein Einstellschlitten dient nur der groben Einstellung (Vorfokussierung)
b1) kamerainternes Fokus-Bracketing: die Kamera macht bei Olympus bis zu 999 Bilder in Folge und speichert diese ab, die Weiterverarbeitung erfolgt am PC entweder über Photoshop/Lightroom oder (kostenlos) mit Olympus Workspace oder mit einer speziellen Software (z.B. Heliconfocus)
b2) kamerainternes Fokus-Stacking: die Kamera macht bei Olympus je nach Kameramodell bis zu 15 Bildern in Folge und speichert diese ab und entwickelt daraus kameraintern ein Ergebnisbild ganz ohne PC, allerdings nur als jpg, die Arbeitsbilder (max. 15) verbleiben aber ebenfalls auf der Speicherkarte und können bei Bedarf später zusätzlich in einer exteren PC-Software noch einmal verarbeitet werden
WICHTIG:
Kamera und Objektiv müssen (b1 + b2) unterstützen (evt. Firmwareupdate durchführen, auch beim Objektiv !), alle zwischengeschaltete Auszüge (Zwischenring, Balgengerät) müssen das auch unterstützen (Vorastzachromate sind davon nicht betroffen), sonst klappt das mit dem Vorschub in Mikroschritten nicht. Bei Balgengeräten weiß ich nur ganz sicher, dass es mit dem von Novoflex auf alle Fälle funktioniert, man muss allerdings das neueste Modell haben (BAL-MFT, also immer zusammen mit dem dazu zwingend notwendigen Retroadapter mit Kabel)
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Allerdings weiß ich nicht, warum diese Technik, die speziell Olympus anbietet (Verarbeitung in der Kamera ohne PC) angeblich nur für "Versuche" genügen soll (Zitat "ausprobieren ... makro zwischendurch ... nur zum mal aus der Hand probieren ..."). Meine Meinung: wer das so angeht, wird mit dieser Technik nur wenig Erfolg haben.
Ich kann diese (negative) Hypothese also so nicht bestätigen:
https://www.makro-forum.de/viewtopic.php?f=9&t=160036
Einzige Ausnahme: Je nach Abbildungsmaßstab und dem Punkt, ob ich das Bild hinterher noch
stark beschneiden will (und daher mit einer Zerstreuungskreisformel und dem empfindlicheren Faktor 1/3000 rechnen muss) kann es sein, dass ich je nach Motivtiefe, die scharf abgebildet sein soll, mit 15 Bildern nicht mehr hinkomme. Dann kann ich die kamerainterne Bildverarbeitung nicht nutzen, muss also beim Fokus-Bracketing oder beim rein manuellen Arbeiten mit Einstellschlitten bleiben.
Ansonsten kann man mit etwas Übung und sogar ohne Blitz mit der Technik (b2) sogar freihand fotografieren.
Meine Erfahrung ist eher: es gibt Fotografen, die mit der "manuellen" Technik aus einer Vielzahl von Bildern beeindruckende und atemberaubende Bilder schaffen; aber es gibt genauso viele Fotografen, die leider einen beträchtlichen "Overkill" produzieren, Massen, ja hunderte von Bildern im Stapel, die überhaupt nicht notwendig gewesen wären, weil man einfach nicht beachtet, wie viele Bilder man wirklich passend zum Abbildungsmaßstab bzw. den Objektfeldabmessungen benötigt.
Je mehr (unnötige) Bilder man macht, um so eher ist man gezwungen, ins Studio zu gehen, da einem bei botanischen Motiven der Wind die Aufnahmen verhagelt (oder bei Tieren auf tote oder kältestarre Exemplare zurückgreifen zu müssen) - das kann es in der Naturfotografie ja wohl auch nicht sein ?
Zudem sollte wir auch nicht zu sehr dem Reiz des Neuen erliegen. Alles in Maßen, der Fotoapparat ist schließlich kein Rasterelektronenmikroskop. Wir setzen uns sonst nur zu sehr unnötig unter Druck unter dem Diktat des Perfektionismus. Darüber könnten wir leicht den Blick für das Wesentliche verlieren: Die faszinierenden Zusammenhänge des Lebendigen.
M. Lindner