AW: Beispielfotos (Film)
Ich finde ja hier könnte ruhig mehr über die technischen Aspekte der Hybridverarbeitung gesprochen werden, statt den Thread nur als Galerie zu nutzen.
Hier wirds mathematisch erklärt warum die Invertierung eines Negativs in PS nicht funktioniert:
http://www.colorperfect.de/dated/1196123605/manuals/CFS244.pdf
Das Dokument habe ich mir angesehen, ebenso wie diese beiden:
http://motion.kodak.com/KodakGCG/uploadedfiles/motion/US_plugins_acrobat_en_motion_education_colorTheory.pdf
http://motion.kodak.com/KodakGCG/uploadedfiles/motion/US_plugins_acrobat_en_motion_education_H-188.pdf
Die beiden Dokumente weisen Redundanzen auf, aber enthalten jedes für sich interessante Informationen und Bildbeispiele zu verschiedenen Problemen in der analogen Farbfotografie und zur Farbtheorie. Das zweite ist ergiebiger.
Interessante Anhaltspunkte zum Verhalten bestimmter Filme findet man auch in den Datenblättern zum jeweiligen Material, z.B. hier:
http://www.kodak.com/global/en/professional/support/techPubs/e4050/e4050.pdf
Also zusammenfassend kann man wohl sagen, dass es schwierig bis unmöglich ist, das physikalische Verhalten von Film beim Analog-Printen in PS oder anderen EBV-Programmen exakt nachzubilden. Den Schluss zu ziehen, dass man unbedingt dieses ColorPerfect-Plugin braucht um farbrichtige Positive beim Scannen zu bekommen, halte ich trotzdem für falsch. Wie so oft führen viele Wege zum Ziel. Zum einen kochen die auch nur mit Wasser, und zum anderen ist ein auf die eigene Scannerhardware usw. angepasster Prozess sicherlich deutlich konsisteneter und vorhersehbarer. Wie schwerwiegend die (in meinen Augen etwas aufgebauscht wirkenden) Probleme mit der Inversion in gängigen EBV-Programmen sind, kann ich nicht wirklich beurteilen. In
diesem Wikipedia-Artikel (Invertieren) wird die Problematik zusammengefasst. Als einzige Quelle ist aber auch da nur der vorher genannte Artikel von CF-Systems genannt. Allgemein konnte ich ansonsten kaum was dazu finden. Ich bin geneigt, die Problematik als akademisch zu betrachten.
Das Plugin schätzt ja auch nur die entsprechenden Werte. Ansonsten müsste ein Ausschnitt aus einem Negativ ja von der Software genau so behandelt werden, wie das ganze Bild. Wird er aber nicht. Die Farben und Farbstiche können teils extrem abweichen, je nach dem mit welchem Bildausschnitt aus ein und dem selben Negativ man das Programm füttert. Schlussfolgerung: Es handelt sich wieder nur um eine "dumme" Automatik, die zwar meinetwegen bestimmte Charakteristika des Films aufgreift, aber natürlich nie ein "faktisch richtiges" Ergebnis liefern kann. Interessant dazu auch diese Passage in dem letztgenannten Kodak-Datenblatt, besonders in Kombination mit den Informationen aus den beiden PDF-Büchern:
kodak.com schrieb:
Because no standards exist to define the colored filter sets that film scanners use to capture the red, green, and blue information of the film image, each manufacturer’s scanner has its own characteristic output. The output depends on the scanner’s sensitivity to the dyes in the film. This sensitivity is determined by the spectral distribution of the colored filter sets and/or the spectral sensitivity of the charge-coupled-device (CCD).
Mit anderen Worten: So ein Programm kann gar nicht mit allgemeingültigen Presets funktionieren.
Jedenfalls gibt es keinen Grund anzunehmen, dass gute Farbreproduktion nur mit solcher Zusatzsoftware zu erreichen ist. Derzeit bin ich viel am experimentieren was die Umwandlung in Positive angeht. Momentan bin ich relativ zufrieden mit meinen Ergebnissen über die Tonwertkorrektur (insb. Gamma) in den einzelnen Farbkanälen. Ich habe auch mit der Extraktion der einzelnen Farblayer und der Anpassung der Dichten mit Alpha-Masken aus anderen Farbkanälen gespielt, wie sie mancherorts im Netzt diskutiert wird, es aber als zu kompliziert wieder verworfen. Zukünftig werde ich mit Kurven experimentieren, da sie eine noch genauere steuerung der einzelnen Kanäle erlauben als die TWK bzw. Gamma-Anpassungen. Der Aufwand ist allerdings bedeutend größer - wie groß dann der sichtbare Vorteil sein wird, bleibt abzuwarten. Erste Versuche sind vielversprechend, aber zunächst werde ich meine Filmprofile mit der TWK noch weiter optimieren. Die sind zwar in meinen Augen schon ganz OK, aber ich will eben genau das, was ColorPerfect verspricht (und m.M.n. nicht ohne weiteres halten kann), nämlich konsistente Ergebnisse, die die Charakteristik eines Films zeigen, möglichst den kompletten Kontrastumfang abbilden und bis auf die Helligkeit, Kontrast, und wenn es unbedingt sein muss Farbtemperatur - wobei das bei CN-Film eh ein schwieriges Thema ist; siehe auch Seite 46 (bzw. 51 im PDF) in dem zweiten Kodak-Dokument oben - keiner weiteren Anpassungen bedürfen. Weil es so populär ist: Mit irgend welchen Pipetten auf den Filmrand o.ä. bekomme
ich höchstens mediokre Ergebnisse, und die so errechneten Kurven sind auch kaum auf andere Bilder übertragbar.
Die hier gezeigten Beispiele mit ColorPerfect überzeugen finde ich nur teilweise. Viele Bilder weisen genau die Probleme auf, mit denen man auch bei selbstgebastelten Umwandlungen konfrontiert wird. Gerade die zuletzt gezeigten Umwandlungen sind eher kein Nachweis der tollen Fähigkeiten dieser Software und die Ergebnisse sind für einen versierten EBV-Anwender sicherlich spielend zu übertreffen. Dass mit der Software auch wirklich einwandfreie Ergebnisse zu bekommen sind, ist natürlich genauso klar. "Out of the box" aber eher nicht - zufällige Konstellationen, in denen alles fluchtet mal außen vor.
Zum Thema Filter beim Scannen: Ich habe nicht selbst damit experimentiert, aber wenn dann würde ich einen Cyan-Filter sicherlich einem Blaufilter vorziehen, da er genau die beiden Farben Grün und Blau durchlässt, die im Farbnegativ sozusagen unterrepräsentiert sind. Oder verstehe ich da was falsch? Mit meinen Erfahrungen beim Umwandeln würde sich das jedenfalls decken.
Gegenmeinungen und Anregungen sind willkommen.
Grüße