Ich glaube, ein bisschen spielt auch es eine Rolle, wie man was bewertet. Problem ist, oder besser Phänomen ist: Das, was man 'Charakter' nennt, sind oft schlicht Fehler. Der Sound eines Gitarren-Verstärkers beruht auf Übersteuerung und eine Stradivari klingt wegen allerlei schmutziger Obertöne so toll. Ähnlich ist es in der Fotografie, wenn man so will, ist sogar eine schmale Schärfentiefe ein optischer Fehler, weil halt ein guter Teil des Bildes unscharf ist. Trotzdem ist es ein wichtiges Gestaltungsmittel, auch weil es zu einer Bildsprache geworden ist. Andere, trivialere Fehler, wie z.B. Vignettierung, geht es genauso, sie werden von vielen als 'schön' empfunden.
Ich kann speziell zu den konkreten Objektiven nichts sagen, weil ich sie nicht mehr habe und mir damals auf den gepushten HP5 die Fehler nicht aufgefallen sind. Heute gilt übrigens sogar das dreckige, grobe Korn als Stilmittel, also als schön. Aber mir persönlich gefallen Flares gut. Flares sind ein Ausdrucksmittel, Begriffe in unserer Bildsprache.
Mir werden die modernen Objektive zu sauber. Das wirkt zunehmend steril, unangenehm scharf, überkonstrastiert. Niemand würde z.B. ein Saxophon danach konstruieren, dass der Sound möglichst rein klingt.