bastpless
Themenersteller
Ha, wer klickt bei dieser Überschrift nicht auf das Thema?! Aber im Ernst: Angeregt durch dieses Thema hatte ich vor kurzem darüber nachgedacht, ob nicht die Brennweiten zumindest lose einer gewissen Logik folgen, äquivalent zur Blenden-, Zeiten- oder ISO-Reihe.
Das Öffnungsverhältnis einer Optik (z.B. f/2, bei einem 35mm Objektiv also 50/2=25mm) ergibt ja einen Wert in Millimetern, den ich als scheinbare Größe der Eintrittspupille verstehe. Scheinbar deshalb, weil die tatsächliche Öffnung der Blende in Millimetern je nach Konstruktion der Optik eine andere sein kann.
Würde man jetzt die Optiken entsprechend so abstufen, dass bei gleicher Blendenzahl sich der scheinbare Durchmesser der Eintrittspupille um feste Werte ändert, ergäbe sich vielleicht eine logische Abstufung, die man leicht im Kopf behalten könnte, wenn es z.B. um die Belichtung oder den Schärfeverlauf (“Freistellung”) geht.
Bleiben wir bei unserem gewählten Beispiel, dem 2/50mm-Objektiv, so ergäbe sich bei einer Halbierung der Flächengröße der scheinbaren Eintrittspupille eine Abstufung von Brennweiten darunter mit (gerundet) 35 und 25. Darüber wären es 71 und 100mm. Würde man jetzt die Blendenreihe dazu analog ansetzen könnte man folgende Kombinationen mit immer gleichem scheinbaren Durchmesser der EP erzeugen:
1,0/25mm
1,4/35mm
2/50mm
2,8/71mm
4/100mm
Von Rundungsfehlern abgesehen ergibt das wie gesagt jeweils einen Durchmesser der scheinbaren EP von 25mm.
Einiges davon dürfte uns bekannt vorkommen: Das 1,4/35mm als Paradeobjektiv vieler lichtstarker Serien, das “Brot und Butter” 2/50mm, die 70mm bei f/2,8 als “langes” Ende vieler Standardzooms…
Bestimmte Sachen passen aber nicht ganz: Statt 25mm haben sich eher 24mm etabliert, statt 100mm eher 105mm (wenngleich es auch 25er und 100er gibt).
Will man es komplizierter machen, rechnet man noch die halben Blendenstufen dazu:
25, 30, 35, 42, 50, 59, 71, 84, 100mm. Hier liegen die üblichen Brennweiten allesamt nicht weit daneben, wenn dann eher im Telebereich: 24(-1), 28(-2), 35, 40(-2), 50, 60(+1), 75(+4), 85(+1), 90(+5), 100, 105(+5).
Nun bin ich bisher immer von 50mm als Startpunkt ausgegangen. Dabei scheint es, dass 50mm ein eher arbiträrer Wert sind, der von Leica bei der Leica I mit dem Elmar als “Normal” definiert wurde. Meine Erinnerung gibt mir als Begründung für die Brennweite, dass damals die Konstruktion weitwinkligerer Linsen mit der nötigen Auflösung noch nicht gelang. Ich finde aber dazu auf die Schnelle keine Quellen, vielleicht handelt es sich auch um eine Legende.
Fakt ist jedenfalls, dass sonst oft die Diagonale des Aufnahmemediums als Normalbrennweite angesehen wurde. Z.B. Mittelformat 6x6 hat eine Negativgröße von 56 x 56mm und damit eine Diagonale von 79mm. 80mm war die übliche Normalbrennweite. 4x5” hat eine Diagonale von ca. 160mm und ein 150er gilt dort als Normalbrennweite.
Jetzt kommen wir zur Torte: Pentax hatte Ende der 90er Jahre seine erste Reihe von “Limited” Objektiven herausgebracht, die man immer noch unlimitiert kaufen kann. Das waren ein 31er, ein 43er und ein 77mm-Objektiv. Während die 43mm absolut sinnvoll erscheinen, denn sie entsprechen der gerundeten Diagonale des 24x36mm Kleinbild-Negativs und auch die 31er exakt eine “Blenden”stufe darunter liegen, erklären sich die 77mm für mich überhaupt nicht. Setzen wir 43mm (exakter: 43,266mm) als neuen Startpunkt für eine Reihe an, ergeben sich in halben Blenden (wiederum gerundet): 22, 26, 31, 36, 43, 51, 61, 73, 87mm. 77mm kommt in der Liste gar nicht vor. Eine Erklärung des Objektivdesigners (via dieser englischsprachigen Seite) verweist auf den japanischen Konditor CasaHana, dessen eines Schriftzeichen ähnlich wie drei 7 geschrieben wird.
Na toll, alle Mathematik geht flöten, zugunsten von assoziativ betrachtetem Süßgebäck…
Also, was sagt ihr? Kennt Ihr noch andere Zusammenhänge von Brennweiten, die auf physikalische Eigenschaften zurückzuführen sind (Bildwinkel vielleicht)? Hättet Ihr Interesse an Objektiven, die diesen Regeln möglichst exakt folgen, z.B. wie oben beschrieben einer "kanonischen" Reihe um das “echte” Normal: 22 - 31 - 43 - 61 - 87mm? Oder ein Zoom mit konstanter Eintrittspupille: 25-71mm f/1,7-4,8? Zusatzfrage: Warum gilt die Diagonale des Aufnahmemediums als Richtwert für die Normalbrennweite?
Vielen Dank für's Lesen und Mitdenken!
Sebastian
Das Öffnungsverhältnis einer Optik (z.B. f/2, bei einem 35mm Objektiv also 50/2=25mm) ergibt ja einen Wert in Millimetern, den ich als scheinbare Größe der Eintrittspupille verstehe. Scheinbar deshalb, weil die tatsächliche Öffnung der Blende in Millimetern je nach Konstruktion der Optik eine andere sein kann.
Würde man jetzt die Optiken entsprechend so abstufen, dass bei gleicher Blendenzahl sich der scheinbare Durchmesser der Eintrittspupille um feste Werte ändert, ergäbe sich vielleicht eine logische Abstufung, die man leicht im Kopf behalten könnte, wenn es z.B. um die Belichtung oder den Schärfeverlauf (“Freistellung”) geht.
Bleiben wir bei unserem gewählten Beispiel, dem 2/50mm-Objektiv, so ergäbe sich bei einer Halbierung der Flächengröße der scheinbaren Eintrittspupille eine Abstufung von Brennweiten darunter mit (gerundet) 35 und 25. Darüber wären es 71 und 100mm. Würde man jetzt die Blendenreihe dazu analog ansetzen könnte man folgende Kombinationen mit immer gleichem scheinbaren Durchmesser der EP erzeugen:
1,0/25mm
1,4/35mm
2/50mm
2,8/71mm
4/100mm
Von Rundungsfehlern abgesehen ergibt das wie gesagt jeweils einen Durchmesser der scheinbaren EP von 25mm.
Einiges davon dürfte uns bekannt vorkommen: Das 1,4/35mm als Paradeobjektiv vieler lichtstarker Serien, das “Brot und Butter” 2/50mm, die 70mm bei f/2,8 als “langes” Ende vieler Standardzooms…
Bestimmte Sachen passen aber nicht ganz: Statt 25mm haben sich eher 24mm etabliert, statt 100mm eher 105mm (wenngleich es auch 25er und 100er gibt).
Will man es komplizierter machen, rechnet man noch die halben Blendenstufen dazu:
25, 30, 35, 42, 50, 59, 71, 84, 100mm. Hier liegen die üblichen Brennweiten allesamt nicht weit daneben, wenn dann eher im Telebereich: 24(-1), 28(-2), 35, 40(-2), 50, 60(+1), 75(+4), 85(+1), 90(+5), 100, 105(+5).
Nun bin ich bisher immer von 50mm als Startpunkt ausgegangen. Dabei scheint es, dass 50mm ein eher arbiträrer Wert sind, der von Leica bei der Leica I mit dem Elmar als “Normal” definiert wurde. Meine Erinnerung gibt mir als Begründung für die Brennweite, dass damals die Konstruktion weitwinkligerer Linsen mit der nötigen Auflösung noch nicht gelang. Ich finde aber dazu auf die Schnelle keine Quellen, vielleicht handelt es sich auch um eine Legende.
Fakt ist jedenfalls, dass sonst oft die Diagonale des Aufnahmemediums als Normalbrennweite angesehen wurde. Z.B. Mittelformat 6x6 hat eine Negativgröße von 56 x 56mm und damit eine Diagonale von 79mm. 80mm war die übliche Normalbrennweite. 4x5” hat eine Diagonale von ca. 160mm und ein 150er gilt dort als Normalbrennweite.
Jetzt kommen wir zur Torte: Pentax hatte Ende der 90er Jahre seine erste Reihe von “Limited” Objektiven herausgebracht, die man immer noch unlimitiert kaufen kann. Das waren ein 31er, ein 43er und ein 77mm-Objektiv. Während die 43mm absolut sinnvoll erscheinen, denn sie entsprechen der gerundeten Diagonale des 24x36mm Kleinbild-Negativs und auch die 31er exakt eine “Blenden”stufe darunter liegen, erklären sich die 77mm für mich überhaupt nicht. Setzen wir 43mm (exakter: 43,266mm) als neuen Startpunkt für eine Reihe an, ergeben sich in halben Blenden (wiederum gerundet): 22, 26, 31, 36, 43, 51, 61, 73, 87mm. 77mm kommt in der Liste gar nicht vor. Eine Erklärung des Objektivdesigners (via dieser englischsprachigen Seite) verweist auf den japanischen Konditor CasaHana, dessen eines Schriftzeichen ähnlich wie drei 7 geschrieben wird.
Na toll, alle Mathematik geht flöten, zugunsten von assoziativ betrachtetem Süßgebäck…
Also, was sagt ihr? Kennt Ihr noch andere Zusammenhänge von Brennweiten, die auf physikalische Eigenschaften zurückzuführen sind (Bildwinkel vielleicht)? Hättet Ihr Interesse an Objektiven, die diesen Regeln möglichst exakt folgen, z.B. wie oben beschrieben einer "kanonischen" Reihe um das “echte” Normal: 22 - 31 - 43 - 61 - 87mm? Oder ein Zoom mit konstanter Eintrittspupille: 25-71mm f/1,7-4,8? Zusatzfrage: Warum gilt die Diagonale des Aufnahmemediums als Richtwert für die Normalbrennweite?
Vielen Dank für's Lesen und Mitdenken!
Sebastian
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