Letztendlich ist es doch von der Motivsituation abhängig, ob MFT in der Praxis überhaupt relevante Nachteile aufzeigt.
Ich beispielsweise mache -ausserhalb der derzeitigen Corona-Situation- relativ viel Bühnenfotografie und sehe da durchaus auch im Bereich der höheren ISOs Vorteile bei MFT, nutze die G9 dabei sehr intensiv.
Und dafür gibt es einen guten Grund trotz des bauartbedingten höheren Rauschens.
Meine und die Ansprüche der Auftraggeber sowie der Künstler erfordern es nicht selten, dass mehr "Schiefentärfe"
notwendig ist als Vollformat bspw. bei Blende 2,8 zu liefern imstande ist, dies logischerweise umso mehr, je telelastiger die Situation sich darstellt.
Gerade diese Situationen verbieten es fast von selbst, mit noch weiter offeneren Blenden zu arbeiten, der Schärfebereich würde wesentlich zu selektiv.
Portraitiere ich den 5 Meter entfernt auf der Bühne agierenden Künstler bspw. mit meiner Sony A7RIII und 200mm Brennweite, brauche ich ohne Wenn und Aber mindestens Blende 5,6, um nicht nur ein Auge scharf abbilden zu können, sondern beide Augen und evtl. gar noch die Nasenspitze in der Schärfezone zu haben.
Nun, gehen wir von 2 Blendenstufen Unterschied zu MFT aus, so erreiche ich das schärfebereichsmässig identische Bild mit Blende 2,8 an MFT, kann also hier den Lichtstärkevorteil ausnutzen, ohne die Nachteile des eingeschränkten Schärfebereichs hinnehmen zu müssen.
Gleichzeitig aber kann ich durch Blende 2,8 kürzer belichten, Bewegungen eher einfrieren und gehe viel weniger das Risiko der Bewegungsunschärfe ein.
Diesen Vorteil von MFT kann ich bei VF nur durch Erhöhen der ISOs wettmachen und da ist dann leider auch relativ schnell das Ende der Fahnenstange erreicht, denn mehr als die besagten max. 2 Blenden Vorteil hat VF nicht und würde damit im günstigsten Fall nur gleichziehen.
In solchen Situationen eliminiert sich der vermeintliche Rauschvorteil von VF von selbst.
Erst dann, wenn soooo wenig Licht vorhanden ist, dass man mit MFT oberhalb von 6400ISO arbeiten müsste, kommt VF wieder ins Spiel.
Heisst nichts anderes, als dass man abwägen muss, was man mit der Kamera anstellen möchte.
Selbst in der Landschaftsfotografie bei niedrigen ISO-Werten ist weder die Dynamik von MFT, noch die Auflösung wirklich limitierend.
Sehr viele eigene Vergleiche der Oly EM1II, der Pana G9 mit der Sony A7iii
zeigen, dass sich das Mehr an Pixeln (24 MPix zu 20MPix) in keinem Bild sichtbar auswirkt, dass vielmehr die jeweils verwendete Optik die tragende Rolle beim Ganzen spielt -und da ist MFT in vielerlei Hinsicht besser aufgestellt als so manches VF-System.
Ich streite keineswegs ab, dass es Situationen gibt, wo auch ich VF gerne einsetze und mich über die im Vergleich zu MFT besseren Ergebnisse freue (hochauflösende A7RIII beispielsweise), daraus aber einen generellen Nachteil von MFT derart pauschal ableiten zu wollen, wie es hier in einem Beitrag geschehen ist, ist alles andere als praxisgerecht, ist einfach nur Stimmungsmache.
Um es mal mit einem ganz einfachen Beispiel zu belegen:
Wenn ich sehe, dass die Neue Philharmonie Frankfurt im Zusammenspiel mit David Garrett meine vor ca. 2 oder 3 Jahren mit der EM1-ii gemachten MFT-Bildchen heute noch
europaweit für Konzertplakate nutzen, dann frage ich mich ganz ernsthaft, was denn bei hobbymässigem Gebrauch dieser oder einer anderen aktuellen MFT-Kamera nicht möglich sein soll, was diese Gattung so schnell an ihre Grenzen bringt, dass man das System derart pauschal abqualifizieren zu müssen glaubt.