Warum machen die nicht einfach nur weiter? Entwickeln die Fokusiererei so wie sie für die bestehenden Linsen sein muss auf dem Sensor und gut.
Das habe ich mich auch gefragt. Die vorgebrachten Argumente fand ich nicht stichhaltig, wenn ich als Gegenargument die großen Mengen von Bestandsobjektiven für Canon und Nikon bedenke.
Ich kann mir das eigentlich nur so erklären, dass man sich mittelfristig einen kleinen Aufschwung durch Verkauf neuer Objektive erhofft. Der Objektiv-Bestand der Fotografen ist ja eigentlich gesättigt; durch das neue Bajonett und die Adapter-Notwendigkeit entsteht zumindest ein gewisser Anreiz zum Neukauf. Gleichzeitig verärgert man die Bestandskunden nicht zu sehr, weil man ihnen wenigstens einen Adapter bietet. Das ist ein marketing-technischer Balanceakt.
Es mag auch noch einen weiteren Grund geben: Sony hat mit dem verringerten Auflagemaß vorgelegt, und da kam in den Entwicklungsabteilungen von Canon und Nikon die Angst auf, mit einem unnötig großen Auflagemaß hätte man langfristig einen Wettbewerbsnachteil. Das muss ja nicht mal technisch/objektiv so sein; es reicht schon, wenn zu viele Kunden es als Nachteil empfinden und deshalb zu Sony wechseln.
Vermutlich hatten Canon und Nikon während der Entwicklungszeit auch ihre Spione beim jeweiligen Konkurrenten. So können sie sich auch unfreiwillig gegenseitig angestachelt haben, das Bajonett zu wechseln - weil keiner "altmodisch" sein und am Ende als einziger Hersteller ohne innovatives Bajonett dastehen wollte.
Einer der Nikon-Verantwortlichen hat in einem Interview (schon einige Monate vor Vorstellung der Z6/7) rausgelassen, dass die Frage "Neues Bajonett gegen altes F-Bajonett" firmenintern sehr lange diskutiert wurde. Das zeigt schon, dass die Entscheidung nicht so klar und selbstverständlich ausfiel wie manchmal behauptet wird. Es war die Abwägung zwischen zwei Übeln.
Sony hat mit Einführung des FE-Bajonetts vor ein paar Jahren genau dasselbe gemacht - warum ist es bei Sony (die du offenbar besitzt) OK, aber bei Canon und Nikon doof?
Die Voraussetzungen waren sehr unterschiedlich.
Die Zahl der Bestandskunden mit Sony A-Bajonett war überschaubar; da konnte Sony es sich leichter erlauben, mit einem neuen Bajonett ganz von vorn anzufangen. Gleichzeitig war die Adaptierbarkeit fremder Linsen am Anfang sehr wichtig, damit überhaupt jemand die Kameras kauft (und damit Kunden anderer Marken ggfs. der Umstieg erleichtert wird).
Die Zahl der Bestandskunden von Canon und Nikon ist dagegen riesig und wollte berücksichtigt werden. Gleichzeitig ist die Adaptierbarkeit fremder Objektive hier völlig unwichtig, weil es im jeweiligen System ein mehr als ausreichendes Objektiv-Angebot gibt. Das alles hätte dafür gesprochen, die Bajonette beizubehalten. Man hätte dann ja trotzdem nach und nach DSLM-optimierte Objektive (mit Schrittmotoren etc.) rausbringen können.
Übrigens hatte auch bei Sony die Festlegung einen Stolperstein: Das E-Bajonett wurde ursprünglich nur für APS-C entworfen und wurde erst später auch für KB mitgenutzt. Deshalb hat Sony jetzt von allen neuen Systemen den geringsten Bajonettdurchmesser.
Das könnte sich noch negativ auf Fremdhersteller-Entwicklungen auswirken: Wenn z. B. Sigma und Tokina künftig Objektive speziell fürs kürzere Auflagemaß konstruieren, werden die mittelfristig wohl in Versionen für Sony-E, Nikon-Z, Canon-R und das L-Bajonett rauskommen. Da ist es jetzt unwahrscheinlich, dass der größere Durchmesser der anderen Bajonette (der ja angeblich die Konstruktion lichtstarker Objektive erleichtert) ausgereizt wird. Die Fremdhersteller werden alle Objektivrechnungen so auslegen, dass sie auch an Sony-E passen.
Adapter mit Zeikomponentkleber festkleben.
Bei Canon könnte man fast darüber nachdenken.
Bei Nikon gibt es wohl doch ein paar kleinere Einschränkungen mit adaptierten Objektiven (angeblich kein CDAF für die höhere Genauigkeit - und natürlich der fehlende Motor für ältere AF-Objektive).
Also gerade bei Nikon hätte die Beibehaltung des Bajonetts und somit der Verzicht auf Adapter für Bestandskunden ein paar Vorteile gebracht.